Größe im Reich Gottes
Lukasevangelium 9, 43b–50: wortgetreue Übersetzung aus dem griechischen Urtext
43b Alle aber sich wunderten über alles, was er tat, sagte er zu seinen Jüngern: 44 Steckt euch diese Worte in eure Ohren! Denn der Sohn des Menschen wird übergeben werden in Hände Menschen. 45 Sie aber verstanden nicht dieses Wort, und es war verborgen vor ihnen, so dass nicht sie begriffen es, und sie scheuten sich, zu fragen ihn über dieses Wort.
Jesus suchte nicht den Beifall der Menschen und ihre Bewunderung und ebenso nicht die Bühne, um vor den Augen der Menge seine Erfolge zu feiern. Genau zu diesem Zeitpunkt, wo Menschen über seine Taten staunten, kündigte er zum wiederholten Mal an, dass er infolge seiner Gottesverkündigung mit der jüdischen Gesetzesreligion und ihren Gesetzeshütern in tödlichen Konflikt geraten würde. Seine Schüler verstanden aber noch nicht, warum dies so geschehen sollte. Denn sie waren völlig befangen in der gängigen Wunschvorstellung von einem Messias mit Größe und Macht. Untereinander rivalisierten sie auch noch um Ansehen, Geltung, Größe und Macht, um persönliche Ränge und um Ministerposten im messianischen Reich. Bei ihrer Berufung ließen die Jünger in der Tat nicht alles zurück, ganz sicher nicht ihr Machtstreben und ihr Heischen nach Titeln und Ämtern. Nicht uneigennützig sind sie Jesus gefolgt, sondern wollten mitnaschen an der Macht des Messias. Kurzum: Sie waren noch weit entfernt von Jesus, dem Menschensohn.
46 Hinein kam aber eine Überlegung in sie, das: sei Größere von ihnen. 47 Aber Jesus, kennend die Überlegung ihres Herzens, genommen habend ein Kind, stellte es neben sich 48 und sagte zu ihnen: Wer aufnimmt dieses Kind in meinem Namen, mich nimmt auf, und wer mich aufnimmt, nimmt auf den gesandt Habenden mich; denn der Kleinere unter allen euch Seiende, der ist groß.

Mit dem Bild und Gleichnis eines Kindes legte Jesus seinen Schülern dar, wer im Reich Gottes tatsächlich groß ist. Kleine Kinder haben keinen Besitz, keine Macht, keinen Ruhm, keinen Rang, kein Amt, keine Titel. Sie haben Glück und Freude in ihrem Inneren. Sie leben im Augenblick, haben Urvertrauen, erleben Freiheit und Unbeschwertheit. Sie tragen Frieden in ihrem Herzen. Schau in Kinderaugen und du siehst ihre ungetrübten Seelen. Jesus war wie die Kinder. Er behielt sein Kindsein sein ganzes Leben. Er leitet uns an, zu lernen, wie Kinder zu sein.
49 Antwortend aber, Johannes sagte: Meister, wir haben gesehen einen in deinem Namen austreibend Dämonen, und wir wollten hindern ihn, weil nicht er folgt zusammen mit uns. 50 Sagte aber zu ihm Jesus: Nicht hindert! Denn wer nicht ist gegen euch, für euch ist.
Da glaubten welche aus dem Schülerkreis Jesu, sie hätten ein Monopol auf heilende Seelsorge, nur sie wären befugt im Namen Jesu zu 'heilen'. Jesus widersprach ihnen. Menschen gleich welcher Herkunft, Hautfarbe, Rasse und religiöser Einstellung können heilende Seelsorge, wie Jesus sie gelebt hat, 'lernen' und anwenden. Und viele Namenlose leben sie in ihrem Alltag, in ihren Berufen, in ihren Beziehungen. Wo immer Menschen andere seelsorglich begleiten, ihnen Zeit schenken und einfühlsam zuhören, ihnen zur Seite stehen und Beistand leisten, sie aufrichten, trösten und ermutigen, geschieht dies im Sinne Gottes, im Sinne Jesu.