Unser Gott
... ist nur Liebe, Liebe pur
Unser Gott ist unendliche Gnade und Vergebung
Die Geschichte von der Heimkehr des Sohnes ist für uns eines der Herzstücke in der Botschaft Jesu.
Der Sohn verlangt vom Vater das Erbteil, das ihm zusteht, und geht fort. Er träumt vom wahren Leben und vom großen Glück - ohne den Vater. Der Traum geht nicht auf. Bald steht er buchstäblich vor dem Nichts und denkt an seinen Vater. Und er geht heim.
Als er heimkehrt, kann er sich vom Vater eine Strafpredigt anhören. "Jetzt, weil es dir schlecht geht, wäre ich dir wieder gut genug. Du hast meine Liebe gröblichst verletzt und verspielt. Was du mir angetan hast, werde ich dir nie verzeihen. Schau, dass du wegkommst! Ich mag dich nicht mehr und will dich nie wieder sehen. Sieh zu, wie du zurechtkommst!" Der Vater weist ihm die Tür. Unglücklich und hoffnungslos geht der Sohn fort in eine traurige Zukunft.
Nein, nein, nein, so endet die Geschichte nicht, kein Vorwurf, keine Anklage, kein Schuldspruch, kein Hinauswurf, sondern ...
jeden Tag hält der Vater voll Sehnsucht und in großer Sorge Ausschau nach seinem Sohn. Als er heimkommt, sieht ihn der Vater von Weitem kommen. Er rennt ihm entgegen, umarmt ihn, küsst ihn. Er steckt ihm einen goldenen Ring an den Finger und kleidet ihn neu mit dem besten Gewand wie einen König. Und dann feiert er mit seinem Sohn das Fest der Umkehr, das Fest der Heimkehr, ein Fest unbeschreiblcher Freude. "Mein Sohn", sagt der Vater, "war verloren und ist wiedergefunden. Mein Sohn war tot und lebt wieder!"
Ein Detail des Bildes: Der Vater legt seine Hände auf die Schultern des Sohnes, der sich vor den Vater hinkniet. Der Künstler hat zwei verschiedene Hände gemalt: eine Männerhand und eine Frauenhand, eine Vaterhand und eine Mutterhand. Gottes Liebe ist unendliche mütterliche und väterliche Liebe, Gnade und Vergebung.
Unser Gott ist grenzenlose Heilung und Wiederherstellung
Der gute Hirte führt seine Schafe täglich auf saftige Weiden und zur rechten Zeit zum Wasser. Er beschützt seine Herde vor allen Gefahren. Abends bringt er sie heim in den Pferch oder in einen Stall und bewacht die Tür vor Eindringlingen und Räubern. Und wenn ein Schäfchen sich verirrt, dann sucht er es solange, bis er es findet. Dann nimmt er es in seine Arme und wie einen Schal um seine Schultern und trägt es heim zur Herde. Er lässt keines verlorengehen. Wenn eines verletzt oder krank ist, dann pflegt er es gesund. Die Schafe kennen seine Stimme, und jedes hört, wenn er es bei seinem Namen ruft. Sie haben volles Vertrauen zu ihm, spüren seine Liebe und sind glücklich über seine Nähe.
Wie einen guten Hirten stellt sich Jesus selbst und seinen himmlischen Vater vor. Gott lässt keinen Menschen verlorengehen. Er geht dem Menschen nach bis in die dunkelsten Abgründe von Sünde und Schuld, in die der Mensch sich verstrickt. Sei die Sünde noch so groß, Gott holt den Menschen heraus aus Finsternis und Todesschatten, trägt ihn heim, macht seine Seele gesund und stellt ihre ursprüngliche Schönheit und Reinheit wieder her. Denn für Gott ist nichts unmöglich.
Unser Gott ist unermessliche Herzenswärme und Geborgenheit
Der Lieblingsjünger schmiegt sich beim Letzten Abendmahl wie ein Kind an Jesu Brust und legt seinen Kopf an Jesu Herz. Jesus hält zärtlich mit seiner rechten Hand die Hand des Jüngers und legt die andere auf seine Schulter. Bei Jesus findet der Jünger Ruhe, Geborgenheit und Wärme. "Kommt her zu mir alle, die ihr niedergedrückt und belastet seid: ich will euch Ruhe schaffen!", sagt uns Jesus.
Zu unseren größten Sehnsüchten gehört die nach Herzenswärme und Geborgenheit. Vom Mutterleib an bis zum letzten Atemzug suchen wir sie und brauchen wir sie für unsere seelische Gesundheit. Wer sie nicht hat, wird krank.
Gott ist unermessliche Herzenswärme und Geborgenheit. Nur bei ihm wird die Sehnsucht danach restlos gestillt. "Unruhig ist unser Herz, bis es ruht, o Gott, in dir."
Unser Gott ist ewige Beziehung und Gemeinschaft
Vom russischen Künstler Andrei Rubljow stammt die Ikone "Dreifaltigkeit". Vater (links vom Betrachter aus), Sohn (in der Mitte), Heiliger Geist (rechts) sitzen um einen Tisch, versammelt zum Mahl. Dieses Bild bringt zum Ausdruck: In Gott ist Beziehung, Gemeinschaft, Liebe, Liebesstrom, Kraftfeld, Innigkeit, Verstehen, Gespräch, Austausch.
In der Mitte unterhalb des Kelches befindet sich ein kleines Rechteck. Kunsthistoriker haben darauf Reste von einem Klebstoff entdeckt. Sie vermuten, dass an dieser Stelle ursprünglich ein Spiegel war. Der Betrachter des Bildes sah sich inmitten des dreieinen Gottes. Das ist eine großartige Interpretation. Mit allen Geschöpfen gemeinsam sind wir hineingenommen und haben teil an der göttlichen Beziehung, Gemeinschaft und Liebe, an ihrer göttlichen Innigkeit und ihrem Verstehen, an allem, was im dreieinen Gott ist. Das ganze Universum, alles, was ist, ist immer in der Liebe des dreieinen Gottes, niemals außerhalb. "In ihm leben wir, in ihm weben wir, in ihm sind wir."