Texterläuterung zu Matthäus 5, 27-32

Text: Matthäusevangelium 5, 27–32 - Einheitsübersetzung neu

Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen. Ich aber sage euch: Jeder, der eine Frau ansieht, um sie zu begehren, hat in seinem Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. Wenn dich dein rechtes Auge zum Bösen verführt, dann reiß es aus und wirf es weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. Und wenn dich deine rechte Hand zum Bösen verführt, dann hau sie ab und wirf sie weg! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verloren geht, als dass dein ganzer Leib in die Hölle kommt. Ferner ist gesagt worden: Wer seine Frau aus der Ehe entlässt, muss ihr eine Scheidungsurkunde geben. Ich aber sage euch: Wer seine Frau entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, liefert sie dem Ehebruch aus; und wer eine Frau heiratet, die aus der Ehe entlassen worden ist, begeht Ehebruch.

Texterläuterung

"Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst nicht die Ehe brechen": 2. Buch Mose 20, 14: Du sollst nicht die Ehe brechen. 5. Buch Mose 5, 18: Du sollst nicht die Ehe brechen.

Ehebruch bestand nach jüdischer Auffassung darin, dass dadurch das Eigentumsrecht des Mannes verletzt wurde, mit dessen Frau oder Verlobten der Ehebruch vollzogen wurde.

Der Ausdruck "Leib" bedeutet in der Bibel den ganze Menschen.

"Hölle": Wörtliche Übersetzung: die "Gehénna"; das "Ben-Hinnom-Tal" (= Tal der Söhne Hinnoms; heute Wadi er-Rababi), eine Talschlucht, die Jerusalem im Südwesten begrenzt, war den Juden ein Ort des Abscheus, nachdem hier dem Moloch Kinderopfer dargebracht worden waren. Der hebräische Name des Tales "Gej ben hinnom" wurde später in der Abkürzung "Gehénna" die Bezeichnung der Hölle. Moloch ist die Bezeichnung einer phönizisch-kananäischen Gottheit, der nach biblischer Überlieferung Kinderopfer durch Feuer dargebracht wurden.

"Wenn dich dein rechtes Auge, deine rechte Hand zum Bösen verführt ...": Wörtliche Übersetzung: Wenn dir dein rechtes Auge, deine rechte Hand zum Ärgernis, Anstoß, Stolperstein, zur Verstrickung, Falle, Fallgrube wird. Das griechische Wort dafür ist "skandalon", welches eine Form des Wortes "skandalethron" ist. Dieses ist zu übersetzen mit Köderstab. Dabei handelt es sich um ein Stück Holz oder einen Hebel, an dem der Köder befestigt wird. Sobald das Tier der Lockspeise folgt, gerät er in Bewegung, die Falle schließt sich, das Tier ist gefangen. Skandalon bedeutet auch Stein des Anstoßes, der jemanden zu Fall bringt, oder Fallgrube, die mit einer dünnen Schicht Gestrüpp verdeckt wird, so dass Reisende oder Wanderer unversehens darauf treten, durchbrechen und hineinfallen.

Jesus liefert hier keine Anweisung zur Selbstverstümmelung. Jesus will mit diesen Worten deutlich machen, dass die Liebe auf dem Spiel steht. Leben ohne Liebe schafft Unglück und Unheil.

Zur Zeit Jesu durften die Männer ihre Frauen aus der Ehe entlassen und verstoßen. Zwei Rechtsschulen standen sich gegenüber. Für manche Gesetzesgelehrte war ein wirklich gewichtiger Grund für eine solche Handlungsweise nötig. Anderen genügte jeder beliebige Vorwand des Mannes, z. B. eine jüngere und schönere Frau oder eine bessere Köchin oder das Anbrennen von Speisen. Die verstoßene Frau galt nichts mehr in einer Gesellschaft, in der der Mann den Lebensunterhalt bestritt. Sie war mittellos, gesellschaftlich wie lebendig tot, und dazu verurteilt, mit Schimpf und Schande zu ihren Eltern zurückzukehren oder in Armut zu leben.

"Außer im Fall von Unzucht": das mag ein Hinweis darauf sein, dass in der Christengemeinde, aus der der Verfasser des Matthäusevangeliums kam, die Entlassung der Frau aus der Ehe gesetzlich anerkannt war, wenn ein Ehebruch vorlag.

Jesus setzt sich hier in erster Linie für die Rechte, den Schutz und die Würde der Frauen ein.