Texterläuterung zu Matthäus 5, 13-16

Text: Matthäusevangelium 5, 13-16 - Einheitsübersetzung neu

Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr, außer weggeworfen und von den Leuten zertreten zu werden. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht eine Leuchte an und stellt sie unter den Scheffel, sondern auf den Leuchter; dann leuchtet sie allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Taten sehen und euren Vater im Himmel preisen.

Texterläuterung

Jesus spricht diese Worte in Galiläa, in der Nähe des Sees Gennesaret, wo er den Großteil seines Wirkens verbrachte. Galiläa war eine dicht besiedelte, ländlich geprägte Region mit vielen kleinen Dörfern. Die Menschen lebten hauptsächlich von Landwirtschaft, Fischfang und Handwerk. Die Hörer Jesu waren einfache Menschen: Bauern, Fischer, Händler, Frauen mit familiärer Verantwortung, Handwerker. Sie waren eingebettet in eine römisch besetzte Welt, geprägt von Abhängigkeit, Armut, hohen Steuern und religiösen Erwartungen. Der Wunsch nach Gottes Eingreifen war groß. In dieser Situation spricht Jesus ihnen eine Würde und eine Sendung zu: Ihr seid das Salz - ihr seid das Licht. Alltagsnahe Bilder. Jesus greift zwei Elemente auf, die im Alltag unverzichtbar waren: Salz: Haussalz kam meist aus dem Toten Meer. Es wurde für Würzen, Haltbarmachen von Fisch und Fleisch, Warmhalten von Speisen, Reinigung verwendet. Das Salz, das aus Salzbergwerken und Meeren gewonnen wird, ist hunderte von Millionen Jahren alt. Salz verliert seine Salzigkeit nicht. Das haben die Menschen damals auch schon gewusst. Also muss Salz noch eine andere Fähigkeit besitzen, die Jesus gemeint hat. Juden durften am Sabbat . der schon am Freitagabend beginnt - keine Arbeit verrichten. Und dazu gehörte auch das Kochen. Das Essen für den Sabbat wurde vorgekocht und warmgehalten. Zum Warmhalten von Speisen hat man in Palästina schon früh etwas erfunden. Unterhalb der Ziegelsteine, die den Herd bildeten, wurde eine dicke Schicht Salz angehäuft, welches die Hitze lange hält und daher ein guter Wärmespeicher ist. Diese Fähigkeit des Salzes beruht auf der Luft zwischen den Salzkristallen. Wenn das Salz immer wieder erhitzt wird, zerfällt es zu Pulver, das keinen Platz mehr für die Luft dazwischen hat. Dadurch verliert es seine Fähigkeit, Wärme zu speichern. Es taugt nicht mehr für diesen Zweck, wird entfernt und auf den Weg geworfen. Dann wird frisches Salz unter die Herdplatten gegeben und der Wärmespeicher funktioniert wieder.

Licht: Öllampen aus Ton waren einfache Haushaltsgegenstände. Ein Haus ohne Licht war undenkbar, da viele Häuser nur kleine Bodenfenster hatten. Licht war ein Bild für Orientierung, Schutz und Leben.

Die Verse 5,13-16 stehen direkt nach den Seligpreisungen (5,1-12). Die Seligpreisungen beschreiben den Charakter der Jüngerinnen und Jünger (arm im Geist, barmherzig, friedfertig ...). Nun wird dieser Charakter in eine Sendung übersetzt. Die Sendung richtet sich nicht nur an eine Elite, sondern an 'ihr' - die gesamte JüngerInnen-Gemeinschaft.

'Licht unter den Scheffel stellen': Ein 'Scheffel' war ein Getreidemaß (8,8 Liter) - eine Art großer Messbecher. Niemand würde eine Lampe darunter verstecken. Das Bild steht für ein sinnwidriges Verhalten: die eigene von Gott gegebene Berufung zu verstecken.