Religion in uns gegen Religion von aussen

Matthäusevangelium 21, 23–27

Religionen von aussen wie z. B. die jüdische Religion zur Zeit Jesu sind öffentliche Einrichtungen mit bis in alle Einzelheiten gründlich organisierten Verwaltungen und Strukturen. Sie halten sich mit ihren religiösen Schriften, Lehren, Geboten, Kulten, Riten, Traditionen für von Gott eingesetzt.

Ihre Anführer - insgesamt ein riesiger Machtapparat - kommen sich wie Gottesbesitzer, Gottesverwalter und Gottesvermittler vor. Monopolartig tragen sie die Inhalte der Religion von aussen an Menschen heran. Deshalb Religion von aussen. Unter Einforderung von strengem Gehorsam, unter Androhung und Verhängung von Strafen und Gottestrafen verlangen sie - manchmal mit massivem Druck, Angstmachen und Zwang - die Einhaltung von allem, was sie "im Namen Gottes" vorschreiben.

Die "Untergebenen" der Religionen von aussen werden bis in alle - auch privaten - Lebensbereiche hinein unfrei und in Abhängigkeit gehalten, fremdbestimmt, bevormundet, beherrscht, unterdrückt, manipuliert, gelenkt und am Gängelband geführt. Selbstbestimmung ist von Grund auf untersagt.

Die religiöse Obrigkeit beansprucht für sich unumschränkte und unfehlbare Macht und Herrschaft, die sie von Gott gegeben glaubt. Außerdem braucht sie für die Aufrechterhaltung des gesamten Macht- und Herrschaftssystems viel Geld. Deshalb verlangt sie von den Untergebenen Geld.

Die oberen und obersten Instanzen der Religion von aussen machen vor den Menschen den Eindruck, mächtig und mit höchsten Ämtern und Würden ausgestattet zu sein, tatsächlich aber haben sie Angst um ihre Macht und Existenz: Wer sind wir dann noch?

Es ist immer so: Wer sich groß aufplustert, ist in Wahrheit schwach. Wem keine Macht mehr gegeben und das Geld verweigert wird, bricht früher oder später in sich zusammen.

Ganz anders als die Religionen von aussen verhält sich Jesus!

Jesus lehrt uns, uns in unser Inneres zu wenden und auf uns selbst, in unser Herz zu hören; denn Gott wohnt in uns und "spricht" unmittelbar, also ohne Mittler, zu uns und sein Geist ist unser innerer Lehrer. Von innen her erfreut uns Gott, tröstet er uns, gibt er uns Hoffnung, Erfüllung und Lebenssinn, stärkt er uns, belebt er uns, liebt er uns, ist er eins mit uns.

Jesus will uns niemals von aussen her formen. Im Gegenteil, mit seinen Gleichnisgeschichten will er erreichen, dass wir Gott im eigenen Leben im Alltag entdecken, und dass wir Menschen einander und unseren Mitgeschöpfen so begegnen, dass unsere Entfaltung von innen her gefördert wird.

Jesus presst uns niemals in Schablonen, sondern weckt, was in unseren eigenen Herzen leben möchte. Er führt uns zu uns selbst, zu Freiheit und Eigenverantwortung.

Jesus begegnet uns als Bruder und Freund auf Augenhöhe, niemals von oben herab. Machtausübung, Druck, Zwang, Drohung, Bevormundung, Einflößen von Angst sind für ihn Fremdwörter.

Jesus zeigt uns mit seiner Gottesverkündigung in Wort und Tat und schenkt uns die befreiende, heilende Macht Gottes, die Macht der unbedingten Liebe, unendlichen Güte, ewigen Menschenfreundlichkeit, grenzenlosen Barmherzigkeit und absoluten Gewaltfreiheit.

Jesus braucht keine Gebäude, um bei uns zu sein. Er begegnet uns in uns, in allen unseren Mitgeschöpfen; denn er ist in der ganzen Schöpfung und in jedem einzelnen Geschöpf. Wir können ihn erfahren in seiner Frohbotschaft, in den kleinen und größeren Gemeinschaften unseres Lebens; denn wo wir zu zweit oder dritt in seinem Namen versammelt sind, ist er mitten in uns. Seine Nähe spüren wir in Liebe und Zärtlichkeit, in Gesprächen, in den unscheinbarsten alltäglichen Ereignissen, in Freude, Sorgen, Ängsten und Leid. Ja, immer und überall. Denn es gibt keinen Ort, wo er nicht ist, und keine Zeit, da er nicht gegenwärtig ist.

Jesus vermittelt uns, dass es religiöse Erfahrung gibt, die das rationale Denken himmelhoch übersteigt: in der Poesie, in der Musik, in der Kunst, in der mystischen Erfahrung.

Wir haben uns für die Religion in uns entschieden - für die "Religion" Jesu.