Jesus - der neue Moses
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Dieses Bild zeigt in sechs Szenen
zentrale Stationen aus dem Leben von Mose und Jesus.
Es ist wie eine visuelle Parallele
zwischen zwei großen Gestalten der Bibel aufgebaut:

Linke Spalte: Mose

Das Baby im Körbchen
Inmitten des Schilfs am Flussufer
liegt ein mit Tüchern bedecktes Kind -
ein Hinweis auf Mose,
der als Säugling vor dem Kindermord
durch den Pharao gerettet wurde.

Durchzug durchs Meer
Mose steht mit erhobenem Stab vor seinem Volk,
das durch das geteilte Meer zieht -
ein Bild der Befreiung Israels aus der Sklaverei.
Gottes rettende Macht öffnet einen Weg, wo keiner war.

Die Gesetzestafeln
Mose hält die steinernen Tafeln mit den Zehn Geboten,
umringt von Männern, Frauen und Kindern.
Er bringt dem Volk Gottes Weisung: das Herz des alten Bundes.

Rechte Spalte: Jesus

Der Engel erscheint im Traum
Ein Engel steht hinter einem schlafenden Mann: Joseph.
Er wird im Traum gewarnt und bekommt von Gott den Auftrag,
Maria und das Kind zu schützen.
Wie Mose vor dem Kindermord gerettet wurde,
so auch Jesus.

Flucht nach Ägypten
Maria reitet mit dem Kind auf einem Esel, geführt von Joseph.
Die Flucht nach Ägypten spiegelt das Exil Israels wider.
Jesus erlebt die Geschichte seines Volkes am eigenen Leib.

Die Bergpredigt
Jesus sitzt auf einem Felsen
und spricht zu einer großen Menschenmenge.
Wie Mose vom Berg Sinai kam, um Gottes Wort zu verkünden,
so offenbart Jesus auf dem Berg das tiefste Wesen des Gesetzes:
die Liebe.

Jesus - der neue Moses

Text: Matthäusevangelium 2, 13–23 - Einheitsübersetzung neu

Als die Sterndeuter wieder gegangen waren, siehe, da erschien dem Josef im Traum ein Engel des Herrn und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten; dort bleibe, bis ich dir etwas anderes auftrage; denn Herodes wird das Kind suchen, um es zu töten. Da stand Josef auf und floh in der Nacht mit dem Kind und dessen Mutter nach Ägypten. Dort blieb er bis zum Tod des Herodes. Denn es sollte sich erfüllen, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen. Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig und er sandte aus und ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte. Damals erfüllte sich, was durch den Propheten Jeremia gesagt worden ist: Ein Geschrei war in Rama zu hören, lautes Weinen und Klagen: Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen, denn sie waren nicht mehr. Als Herodes gestorben war, siehe, da erschien dem Josef in Ägypten ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und zieh in das Land Israel; denn die Leute, die dem Kind nach dem Leben getrachtet haben, sind tot. Da stand er auf und zog mit dem Kind und dessen Mutter in das Land Israel. Als er aber hörte, dass in Judäa Archelaus anstelle seines Vaters Herodes regierte, fürchtete er sich, dorthin zu gehen. Und weil er im Traum einen Befehl erhalten hatte, zog er in das Gebiet von Galiläa und ließ sich in einer Stadt namens Nazaret nieder. Denn es sollte sich erfüllen, was durch die Propheten gesagt worden ist: Er wird Nazoräer genannt werden.

Gottes Wort ist für uns wie Licht in der Nacht

Der Kindermord von Bethlehem hat mit größter Wahrscheinlichkeit nicht stattgefunden, demzufolge auch nicht die Flucht nach Ägypten. Das ergibt die historische Forschung, auf die wir hier nicht näher eingehen.

Es ist der Frage nachzugehen, was der Autor des Matthäus-Evangeliums mit dieser Erzählung sagen will.

Der Verfasser des Matthäus-Evangeliums schrieb sein Evangelium in einer Umgebung, wo es schon eine christliche Gemeinde gegeben hat. Zu ihr gehörten Menschen mit jüdischer und nichtjüdischer Herkunft. Die Mitglieder dieser Christengemeinde waren die ersten Leser des Matthäus-Evangeliums. Jene, die ursprünglich der jüdischen Religion angehörten und dann Christinnen und Christen geworden sind, kannten die Bibel des Alten Testamentes und waren vertraut mit der Hoffnung und Erwartung des kommenden Messias Gottes. Ihnen darzulegen und aufzuzeigen, dass mit Jesus der in den alttestamentlichen Schriften angekündigte und sehnlich erwartete Messias gekommen ist, darum ging es dem Verfasser des Matthäus-Evangeliums. Aus diesem Grund führt er eine Menge dementsprechender Zitate und Textstellen aus der Bibel des Alten Testamentes an.

In der Geschichte des jüdischen Volkes gehört Mose zu den ganz großen Gestalten. Als Befreier des Volkes Israel aus der Versklavung in Ägypten und als Urheber und Begründer des religiösen jüdischen Gesetzes gilt er im religiösen Judentum als allgemein anerkannte und unbestrittene Autorität.

Der Verfasser des Matthäus-Evangeliums kennzeichnet Jesus als den „neuen Mose”, der mit außergewöhnlicher eigenständiger Autorität auftritt und mit ausnehmend großer Überzeugungskraft das neue Volk Gottes lehrt.

Diese Stelle im Matthäus-Evangelium (Mt 2, 13-23) beinhaltet eine Parallele zwischen dem Kind Mose und dem Kind Jesus.

Das 2. Buch Mose erzählt die Geschichte von Mose in Ägypten und schildert am Beginn seine wundersame Errettung vor tödlicher Macht und Gewalt. Aus Angst, die Israeliten könnten sich so stark vermehren und ihm am Ende seine Macht wegnehmen, lässt der ägyptische Pharao alle kleinen Knaben der Israeliten in den Nil werfen. Mose ist das Kind einer israelitischen Familie. Seine Mutter versteckt den neugeborenen Sohn in einem mit Pech und Teer abgedichteten Binsenkörbchen im Schilf am Ufer des Nils. Als die Tochter des Pharao im Nil badet, entdeckt sie den Kleinen, sorgt für ihn und nimmt ihn schließlich als ihren Sohn an. So wird der Israelit Mose in Ägypten gerettet. Er wächst am Hof des Pharao auf und wird schließlich der Befreier der Israeliten.

Das Matthäus-Evangelium erzählt von der wundersamen Errettung des Kindes Jesus vor tödlicher Macht und Gewalt. Als König Herodes von einem neugeborenen König der Juden hört, kriegt er es mit der Angst vor einem Rivalen zu tun, der ihm womöglich zuletzt seine Macht streitig macht. Daher lässt er alle kleinen Buben in Bethlehem und der ganzen Umgebung umbringen.

Josef, der Vater Jesu, erfährt im Traum die Weisung Gottes, mit dem Kind Jesus und seiner Mutter nach Ägypten zu fliehen und erst wieder nach Israel zurückzukehren, wenn die Gefahr für das Kind Jesus vorüber ist.

In Ägypten blieb Josef mit seiner Familie bis zum Tod des Herodes. Damit erfüllte sich, so schreibt Matthäus, das Wort des Propheten Hosea: "Aus Ägypten habe ich meinen Sohn gerufen." (Hosea 11,1)

Wie Mose wird auch Jesus in Ägypten vor tödlicher Verfolgung durch einen Herrscher bewahrt und wird als Lehrer des Reich Gottes Lebens, als Anleiter der Menschlichkeit, der Liebe und des Lebens der Erlöser des gesamten Gottesvolkes, nämlich der gesamten Schöpfung.