7. Sonntag der Osterzeit Lesejahr A - Namen und Herrlichkeit Gottes enthüllt

Johannesevangelium 17, 1–11a

Dieses Evangelium überliefert uns einen Teil jenes Gebetes, das Jesus zur Vollendung seines Lebenswerkes gesprochen hat.

Darin richtet er an seinen himmlischen Vater die sinngemäßen Worte: Abba, das Lebenswerk, das du mir gegeben und übertragen hast, habe ich nun zu Ende geführt und ans Ziel gebracht. Es hat darin bestanden, mit meinem Wesen, mit meinem Fühlen und Denken, mit meinem Reden und Tun, mit meinem Leiden und Sterben und mit meiner Auferstehung der Welt deine Herrlichkeit und deinen Namen zu offenbaren.

Offenbaren, offenbar machen bedeutet so viel wie den Schleier wegziehen, enthüllen, zeigen, damit bisher Verborgenes, Verhülltes, Fremdes, Unbekanntes, Unergründliches zum Vorschein und ans Licht kommt, damit es sichtbar, erfahrbar, erkennbar und erfassbar wird.

Mit dem Ausdruck „Namen” meint die biblische Sprache das Wesen von einer Sache oder einer Person. Wer den Namen kennt, weiß um das Wesen.

Im ersten Kapitel des Johannesevangeliums lesen wir: „Niemand hat Gott je gesehen. Der einzig gezeugte Gott (damit ist Jesus gemeint, Anm.), der im Schoß des Vaters ist, er hat Gott ausgelegt.” Mit seinem eigenen Wesen stellt Jesus das Wesen Gottes dar; sein Leben und Wirken erklären und veranschaulichen das Wesen Gottes.

Jesus lässt die Herrlichkeit Gottes aufleuchten in seinem Reden von Gott. In einzigartiger Weise spricht er von Gott. In Gleichnissen und Bildreden, in Gebeten und den Seligpreisungen seiner Bergpredigt verkündet er die glückselig machende Botschaft vom Reich Gottes.

Jesus tut die Herrlichkeit Gottes kund in seinen heilenden, das Leben wiederherstellenden und ganz machenden Taten. Er verhilft Menschen zu neuem Leben, er führt sie zu neuem Sinn, neuer Freude und neuer Hoffnung. Er befreit Menschen aus innerer und äußerer Unfreiheit und Knebelung, von inneren und äußeren Zwängen und Abhängigkeiten. Er löst Blockaden und Fesseln, mit denen Menschen ihr Leben abschnüren und sich am Leben hindern oder durch andere gelähmt und am Leben gehindert werden.

Jesus verkündet die Herrlichkeit Gottes in seinem Leiden und Sterben. Seine Lebenshingabe ist Liebe, die bis zum Äußersten, bis zum Letzten, bis zur Vollendung geht.

Jesus lässt in seiner Auferstehung die Herrlichkeit Gottes hinein strahlen in alles Dunkel dieser Welt und zeigt damit, dass alles, was als Gegner des Lebens gesehen wird und sich als Feind des Lebens aufspielt, keine wirkliche Macht über das Leben hat.

Der Name, mit dem Jesus das herrliche Wesen Gottes auf den Punkt bringt, ist Liebe. Er zeigt uns Gott als die reine, wahre, vollkommene Liebe. Die Liebe, die Gott ist, ist reine Gnade, unverdientes, voraussetzungsloses und bedingungsloses Geschenk. Sie ist reine Zuwendung in grenzenlos bejahender Weise. Sie verschenkt sich ganz in unendlicher Warmherzigkeit, Güte und Freundlichkeit. Sie gibt sich hin mit allen Konsequenzen.

Das ist das ewige Leben, sagt Jesus in seinem Gebet zur Vollendung seines Lebenswerkes, dass die Menschen dich erkennen: den einzig wahren Gott, und den, den du gesandt hast: Jesus Christus.

Ewig ist nach biblischem Verständnis ein anderes Wort für voll, ganz, wahr, unvergänglich, bleibend, zeitlos gültig und bestehend.

Gottes Wesen zu erkennen, so wie Jesus es uns offenbar gemacht hat, verwandelt unser Leben und hebt es zu höchstem Wert und unüberbietbarer Qualität, die uns sonst niemand und nichts verschaffen kann.