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Ein Baum - nicht voll Früchte,
sondern voller Zeichen.
Weiße Tücher,
wie flüsternde Boten der Gnade.
Jedes ein Ja zur Vergebung.
Ein 'Du bist frei.'
Ein 'Es ist gut.'
Ein 'Ich vergebe dir.'
Der Wind bewegt sie leise -
wie Gottes leise Stimme in unseren Herzen.
So viele Tücher,
wie Male der Vergebung.
'Wie oft soll ich vergeben? Siebenmal?'
'Nein - siebenundsiebzigmal.'
So oft, wie diese Tücher wehen.
So oft, wie Gottes Barmherzigkeit neu beginnt.
Ein Baum des Lebens,
geschmückt mit Gnade.
Ein Baum voller Tücher -
nicht als Schmuck,
sondern als Zeugnis.
Zeugnis von Menschen,
die vergeben haben.
Zeugnis von Wunden,
die nicht mehr schreien.
Zeugnis von Herzen,
die sich neu geöffnet haben.
Jedes Tuch:
Ein Loslassen.
Ein Neubeginn.
Die weißen Tücher
Eine Geschichte
Eine ältere Frau war in einem Zug unterwegs. Der Zug war so voll, dass man sich kaum bewegen konnte. Es war auch ein junger Mann im Abteil, der allen auf die Nerven ging weil er die ganze Zeit aufstand, sich setzte, aufstand sich setzte, hin und her ging und keine Ruhe fand. Da fragte ihn die Frau: 'Junger Mann können Sie denn nicht ruhig sitzen, Sie sehen doch, dass sie alle anderen stören.' Der junge Mann antwortete nicht. Da fragte die Frau nochmal nach: "Was ist denn los, dass sie so unruhig sind?" Da antwortete der junge Mann: 'Wissen sie, ich bin aus einer sehr guten Familie, aber ich bin auf schlechte Wege geraten. Ich wurde ein Verbrecher und wurde heute aus dem Gefängnis entlassen. Jetzt fahre ich nach Hause. Ich habe vom Gefängnis aus meinen Eltern einen Brief geschrieben. Darin hab ich geschrieben: 'Liebe Mutter, lieber Vater, ich habe Schande über unsere Familie gebracht und verstehe, wenn ihr mich nicht mehr sehen wollt. Ich werde nach meiner Entlassung mit dem Zug an eurem Haus vorbeifahren. Wenn ihr mich wieder aufnehmen wollt, dann hängt doch als Zeichen ein weißes Tuch in den Baum hinter dem Haus. Wenn ich kein Tuch sehe, werde ich weiterfahren und ihr werdet mich nie wieder sehen!' Der Mann erklärte der Frau: 'Unser Garten liegt direkt an der Bahnstrecke. Wenn ich im Vorbeifahren ein weißes Tuch sehe, dann weiß ich, dass mir mein Eltern verziehen haben. Dann darf ich nach Hause kommen. Jetzt ist es nicht mehr weit bis wir an meinem zu Hause vorbeikommen. Von diesem Fenster aus kann man den Baum sehen, aber ich wage nicht, durch das Fenster zu schauen. Was werde ich tun, wenn dort nichts Weißes zu sehen ist? Dann bin ich weiterhin ein Krimineller oder werde jedenfalls so betrachtet. Deshalb bin ich so aufgeregt.'
Die ältere Frau sagte: 'Sagen Sie mir, wie ihr Haus ausschaut und wie ich es erkennen kann! Dann schau ich für sie hinaus. Ich werde ihnen dann berichten, ob dort ein weißes Tuch zu sehen ist oder nicht.' Der junge Mann ging vom Fenster weg und wartete gespannt. Seine Hände zitterten. Die Frau schaute hinaus aus dem Fenster und zu dem Zeitpunkt, als das Haus zu sehen war, rief sie ihm zu, er solle schnell kommen und selber schauen. Der Mann traute seinen Augen nicht. Es hing nicht ein einziges weißes Taschentuch in dem Baum. Die Eltern hatten den ganzen Baum mit 1000 weißen Tüchern behängt. Der weiße Baum war nicht zu übersehen. Nun wusste der junge Mann, dass er zu Hause willkommen war. Und er freute sich darauf, heimzukommen und ein neues Leben zu beginnen.
Nach einer Geschichte von John Kord Lagemann