Mütterlichkeit und Muttersein

Mutter und Kind
Mutter und Kind, by_Steffi Pelz_pixelio.de

Leben unter seinem Herzen zu tragen ist ein großes Geschenk und braucht vor allem von der Mutter Annahme und Bereitschaft, da Muttersein vor allem für die werdende Mutter eine große Lebensveränderung bedeutet. Ein Kind zu bekommen sollte aber grundsätzlich eine bewusste Entscheidung beider Eltern sein. Verantwortung für ein Kind zu tragen ist eine große Verantwortung, wenn nicht sogar die größte, die es zu tragen gilt.

Gleichzeitig hält eine Schwangerschaft und die Geburt vor allem für die Mutter ein großes Potenzial bereit und kann einen Entwicklungs- und Reifeprozess der Mutter und beider Eltern auslösen.

Aufgrund meiner eigenen Lebensgeschichte setze ich mich immer wieder mit dem Thema Mütterlichkeit und mit der Frage 'was bedeutet Muttersein' auseinander.

Muttersein bedeutet nicht nur die materiellen Bedürfnisse seines Kindes zu decken. Muttersein bringt mehre wichtige Aspekte von Mütterlichkeit wie Zärtlichkeit, Sanftheit, Hingabe, Weisheit, Schutz, Fürsorge, Trost, Vorbildfunktion, Wertevermittlung, Schenken von Liebe und Geborgenheit mit sich. Diese Aspekte sind für die körperliche, geistige, seelische Gesundheit und Entwicklung eines Kindes genauso wichtig wie die Versorgung mit Nahrung, Kleidung, Bildung und einem Dach über dem Kopf.

Ein Kind benötigt neben der physischen Nahrung auch Nahrung für den Geist, das Herz und die Seele.

Es ist allein Aufgabe der Eltern sein Kind zu lieben, zu fördern und seinem Kind ein stabiles und sicheres Umfeld zu bieten, wo es die Möglichkeit vorfindet sich bestmöglich zu entwickeln, zu entfalten und zu sich selbst zu finden. Eltern haben die Verpflichtung bedingungslos für das Kind zu sorgen und dem Kind ein Fundament zu bereiten, ohne dafür eine Gegenleistung zu verlangen oder eine bestimmte Erwartungshaltung gegenüber dem Kind zu haben, um z.B. eigene Mängel und Defizite auszugleichen, um eigene nicht gelebte Wünsche zu erfüllen und sich zu bereichern. Eine Projektion der eigenen Wünsche und Interessen auf das Kind bedeutet den emotionalen Missbrauch des Kindes und fördert eine gestörte Beziehung von Eltern und Kind. Aber auch vertauschte Rollenbilder, z. B. durch Nichtannahme oder Ablehnung der Mutterolle, bringen das geordnete Familiensystem aus dem Gleichgewicht und haben Auswirkungen auf die seelische Gesundheit und das Leben des Kindes und der ganzen Familie.

Ich wünsche dir, mein Kind, lebe dein Leben. Entdecke dich selbst und gehe voll Freude in die Welt. Sei glücklich. Mache deine eigenen Erfahrungen und lerne aus Fehlern, damit du dich selbst spüren und wachsen und reifen kannst. Wenn du nicht mehr weiterweist, bin ich für dich da mit meiner Weisheit.

Wenn der Augenblick gekommen ist, an dem ich dich loslassen muss, tu ich das voll Vertrauen und mit tiefer Dankbarkeit für die Zeit, die ich dich als Mutter ins Leben begleiten durfte, und mit einem Gefühl von Zufriedenheit und Stolz. Ich habe dir alles gegeben, was eine Mutter ihrem Kind geben kann. Ich habe dich genährt und dich auf das, was man Leben nennt, so gut es mir möglich war, vorbereitet. Jetzt entlasse ich dich in deine eigene Zukunft. Es ist der Lauf des Lebens, dass Kinder erwachsen werden und ihre eigenen Wege gehen müssen, um sich selbst zu finden und zu einer eigenen Persönlichkeit mit eigenen Überzeugungen reifen zu können.

Im Herzen bist du immer mein Kind, das ich bedingungslos liebe. Du sollst immer spüren, dass du bei mir willkommen bist, und wenn du wieder kommst, freue ich mich und empfange dich mit offenen Armen. Ich freue mich mit dir über dein Glück und fühle mit dir, wenn du traurig bist, und tröste dich, solange ich lebe.

In meiner Arbeit mit Demenzerkrankten und Sterbenden mache ich immer wieder die Erfahrung, dass die Mutterfigur eine zentrale und wichtige Rolle für uns Menschen spielt. Besonders bei fortgeschrittener Demenz und im Sterbeprozess kommt die Wichtigkeit der Mutter durch wiederholtes Rufen nach der Mama zum Ausdruck.

Das Rufen und die Sehnsucht nach der Mutter stehen für die Sehnsucht nach Geborgenheit, Fürsorge, Schutz, mütterlicher Liebe und Zuwendung und nach dem Gefühl von Heimat.

Die Mutter trägt ihr Kind neun Monate unter dem Herzen und nährt es durch die Nabelschur. Diese besondere und einmalige Verbindung zwischen Mutter und Kind, bleibt auch nach der Geburt und der physischen Abnabelung ein Leben lang auf der energetischen Ebene bestehen, auch wenn die Kinder bereits erwachsen sind und ihre eigenen Wege gehen. Eine Mutter zu haben ist etwas Einmaliges in unserem Leben. Eine Mutter kann durch keinen Menschen dieser Welt jemals ersetzt werden, auch wenn er uns noch so ans Herz gewachsen ist. Dies ist völlig unabhängig davon, welches Verhältnis wir zu unserer Mutter haben.

Besonders in krisenhaften Situationen in Leid und Schmerz kommt früher oder später irgendwann in uns die Sehnsucht nach unserer Mutter auf und der meist unbewusste Wunsch unser Kindsein noch einmal spüren zu können.