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Motte und Rost
wirken wie eine stille Botschaft.
Wie wenig braucht es,
damit das, was uns wertvoll erscheint, zerfällt.
Wie schnell wird die glänzende Oberfläche stumpf,
die Sicherheit brüchig, die Stärke schwach.
Und wie oft versuchen wir,
unser Leben auf Dinge zu bauen,
die doch alle der gleichen Kraft unterliegen:
dem Vergehen.
Motte und Rost erzählen eine Wahrheit,
die wir oft verdrängen:
Alles, was wir festhalten wollen,
ist im Werden und Vergehen.
In diesem Bild liegt die Einladung
zu sehen, was vergeht -
und gleichzeitig zu spüren, was bleibt.
Motte und Rost bilden
ein Gleichnis für das Herz:
dass es nicht geschaffen ist,
sich an Vergängliches zu klammern.
Manchmal genügt ein Bild,
um uns wieder daran zu erinnern,
wonach wir wirklich suchen:
nach dem, was nicht zerstört,
nicht zernagt, nicht verdunkelt wird.
Nach dem Schatz, der bleibt.
Motte und Rost - Innere Erzählung eines Menschen
Text: Matthäusevangelium 6, 19–21 und 24 - Übersetzung dem griechischen Urtext nahe
19 Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Fraß (sie) vernichtet und wo Diebe durchgraben und stehlen! 20 Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Fraß (sie) vernichtet und wo Diebe nicht einbrechen und nicht stehlen! 21 Denn wo dein Schatz ist, dort wird auch dein Herz sein. 24 Niemand kann zwei Herren dienen; entweder nämlich wird er den einen hassen, und den anderen wird er lieben, oder an einen wird er sich anhängen, und den anderen wird er verachten; ihr könnt nicht Gott und Mammon dienen.
Innere Erzählung
Solche Sätze aus der Bibel: 'Sammelt euch keine Schätze auf Erden ... Niemand kann zwei Herren dienen ...' Ich habe sie schon manchmal gehört und immer gedacht: schön und gut, aber nicht für mich. Ich lebe in einer realen Welt, nicht in einer Wolke von Idealismus. Heute bleibe ich an diesem Text hängen. Er lässt mich nicht los. Ich habe mein Leben lang darauf gesetzt, dass Sicherheit etwas ist, das man sich erarbeiten kann. Etwas, das man stapeln kann wie Münzen. Etwas, das wächst, wenn man fleißig ist, geschickt, konsequent. Ich habe meinen Wert oft aus Zahlen gezogen. Vom Kontostand. Von Gewinnen. Von dem Gefühl, 'es geschafft zu haben'.
Und jetzt sitze ich hier und lese: 'Wo dein Schatz ist, da wird auch dein Herz sein.' Ich versuche, dem Satz auszuweichen, aber er trifft direkt auf etwas in mir, das ich ungern berühre. Denn ich weiß sehr genau, wo mein Schatz liegt. Und es ist nicht im Himmel. Ich merke plötzlich, wie oft ich mich in meinem Leben von Angst habe treiben lassen: der Angst, zu wenig zu haben, zu kurz zu kommen, nicht mithalten zu können. Wie oft habe ich geglaubt, ich müsste mich absichern - gegen alles und jeden.
Und dann kommt Jesus mit diesen Bildern von Motten und Rost. Und ich sehe vor mir, wie viel Energie ich in Dinge gesteckt habe, die tatsächlich verfallen können. Sehe, wie viel Schlaf ich verloren habe wegen Zahlen, die sich doch ständig ändern. Wie viel Kraft ich hineingesteckt habe, alles zu kontrollieren. Und dann dieser Satz: 'Niemand kann zwei Herren dienen.' Ich spüre, wie mein Herz unruhig wird. Ich weiß, was Jesus meint. Ich habe jahrelang versucht, beides zu machen: Gott irgendwie im Hinterkopf haben, aber praktisch meinem Erfolg dienen. Ein bisschen Vertrauen hier, viel Berechnen dort. Ein bisschen Spiritualität, viel Kontrolle. Ein bisschen Glaube, viel Selbstabsicherung. Es ist, als würde Jesus sagen: 'Du musst nicht alles halten. Und du musst dich nicht selbst tragen.' Und ich ertappe mich bei dem Gedanken, wie befreiend das wäre. Aber zugleich fürchte ich mich davor. Denn was bleibt von mir übrig, wenn ich nicht mehr über mein Tun, meinen Erfolg, meinen Besitz definiert bin? Ich frage mich: Was ist der Schatz, der mein Herz wirklich nährt? Was ist das Licht, das mein Leben wirklich hell macht? Warum fühle ich mich innerlich oft so gehetzt, obwohl ich doch äußerlich so viel erreicht habe? Ich merke, wie dieser Text mich an einen Punkt bringt, an dem ich nicht mehr einfach wegschauen kann. Das Auge ist die Leuchte des Leibes, sagt Jesus. Vielleicht ist mein Blick schon so lange auf das gerichtet, was ich sichern kann, dass ich gar nicht mehr sehe, was mich lebendig macht.
Ich weiß nicht, was ich mit diesen Worten machen soll. Aber ich weiß, dass Jesus mich kennt - durch und durch. Und überraschenderweise fühle ich mich nicht verurteilt, sondern eingeladen. Eingeladen, mein Herz wiederzufinden. Eingeladen, mich nicht von der Angst regieren zu lassen. Eingeladen, einen Schatz zu entdecken, der nicht vergeht.
Vielleicht beginnt es damit, meinen Blick zu heben. Weg vom 'immer mehr', hin zu dem, der mich sieht. Weg vom Zwang zu sichern, hin zum Vertrauen, getragen zu sein. Ich bin noch nicht so weit. Aber ich spüre: Diese Worte öffnen mir eine Tür. Und vielleicht beginne ich gerade erst zu ahnen, was Freiheit wirklich heißt.