Reich Gottes - der kostbarste Schatz

Matthäusevangelium 13, 44-52

In diesen Gleichniserzählungen knüpft Jesus an Begebenheiten an, die den Menschen seiner Heimat vertraut gewesen sind.

Ein Tagelöhner entdeckt beim Pflügen einen Schatz. Wahrscheinlich handelt es sich dabei um Gold- oder Silbermünzen oder wertvolle, teure Schmuckgegenstände, die jemand in Zeiten kriegerischer Unruhen vergraben hat, um sie in Sicherheit zu bringen. Weil ihm der Besitz dieses Schatzes so viel Freude bedeutet, gibt der Tagelöhner alles, um den Acker zu erwerben und damit rechtlicher Eigentümer des Schatzes zu werden.

Ein Großhändler ist auf der Suche nach schönen Perlen. Eines Tages findet er eine besonders kostbare. Weil er sich vom Besitz dieser Perle so viel Freude verspricht, gibt er alles, um sie zu erwerben.

Mit dem Schatz im Acker und der kostbaren Perle meint Jesus sich selber bzw. seinen himmlischen Abba. Er ist der wertvollste Schatz überhaupt und die kostbarste Perle schlechthin.

Was Jesus denkt, was er sagt und wie er es sagt, was er tut und wie er es tut, stimmt hundertprozentig mit dem Denken, Reden und Handeln Gottes überein. In Jesu Leben, Denken, Reden und Handeln ist sichtbar und erfahrbar, was der Ausdruck „Reich Gottes” besagt. Jesus ist die vollkommene Verkörperung und der Inbegriff des Reiches Gottes.

Um ein wenig darzustellen, welch großartiger Schatz das Reich Gottes für uns ist, wollen wir den Teilaspekt untersuchen, wie Gott uns sieht und was wir für ihn sind.

Gott sieht uns so, wie er uns an unserem Anfang gedacht hat, nämlich so wie wir in unserer Vollendung, in unserer vollendeten Schönheit und Reinheit und in unserem vollendeten Glück sein werden. Gott sieht uns nicht als schlecht und böse, nicht als Schuldige und Sünder, die angeklagt, bestraft und verurteilt werden müssen, sondern als gut und großartig, als unendlich kostbar, teuer und wertvoll. Gott blickt nicht abfällig, geringschätzig und verächtlich auf uns, sondern grenzenlos achtend, anerkennend, wertschätzend und würdigend. Gott betrachtet uns nicht im Geringsten negativ, sondern absolut positiv. Sein Blick stellt uns nicht bloß und erniedrigt uns nicht, sondern hebt uns empor, baut uns auf und ist heilend für uns. Gott hält uns nicht für Untertanen und Sklaven, über die er Macht ausübt, und nicht für Nichtsnutze, Versager und Verlierer, nicht für seine Gegner und Feinde, sondern für seine Kinder, Freunde und Erben seines Reiches, denen er in seiner unendlich bejahenden Zuwendung alles gibt, was er zu geben hat.

Mit der Sichtweise seines himmlischen Abba ist Jesus von Nazareth vor zweitausend Jahren den Menschen begegnet. Mit gleicher Sichtweise begegnet er uns heute und seinen Geschöpfen zu allen Zeiten.

Reich Gottes lernen bedeutet neben vielem anderen, uns selber und einander mit den Augen Gottes sehen zu lernen. Gottes Geist - unser „inwendiger Lehrer” - hilft uns dabei.

Wie sehr verändert das unser Leben und Zusammenleben mit anderen im Kleinen wie im Großen zum Guten, wenn wir uns und unsere Mitgeschöpfe mit den Augen Gottes betrachten!

Je früher wir mit dem Lernen beginnen, und je mehr Menschen damit anfangen, umso schneller wird der wertvolle, kostbare Schatz „Reich Gottes” Wirklichkeit, und das heißt, umso besser ist es für uns und umso heller, schöner und freundlicher wird das Angesicht unserer kleinen und großen Welt.

Der Erzählstoff für das dritte Gleichnis - die Fischauslese - ist der alltäglich gewohnten Tätigkeit der Fischer entnommen. Die Anwendung dieses Gleichnisses aber stammt gewiss nicht von Jesus, sondern von Menschen nach Jesus, deren Denken dualistisch war/ist. Gott teilt nicht ein in Brauchbare und Unbrauchbare, in Gute und Schlechte oder Böse, in Brave und Schlimme, in Reine und Unreine, in Fromme und Sünder, in Gesegnete und Verfluchte. Gott schenkt seine Liebe allen in gleich großem Maß.