Zerrbilder von Gott
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Manche tragen ihn wie eine Robe -
den Gott, der richtet, verurteilt, misst und straft.
Ein Richter mit Hammer,
dessen Herz man nie sieht.
Doch Gott ist kein kalter Paragraph.
Ein anderer rechnet -
Zahlen, Bilanzen, Soll und Haben.
Er zählt Verdienste und versagt den Segen,
wo er kein Guthaben findet.
Doch Gott ist kein Bilanzbuchhalter, am Ende.
Versteckt und kontrollierend
tritt ein dritter auf -
ein Spion, der alles sieht,
um zu überführen.
Doch Gott ist kein Spitzel.
Mit Uniform und starrer Miene
bewacht ein Ordnungshüter das 'Heilige Gesetz'.
Doch Gott ist kein Polizist,
sondern ein heilender Begleiter.
Ein Diktator steht da, unnahbar, fordernd,
machtverliebt und unbarmherzig.
Doch Gott zwingt sich nicht auf.
Er lädt ein. Und wartet.
Zwei Hände schütteln sich -
als wäre Gott ein Handelspartner,
der nur gibt, wenn wir leisten.
Doch Gottes Liebe ist nicht käuflich.
Ein Finger erhebt sich -
anklagend, moralisch,
belehrend und beschämend.
Doch Gott beugt sich nieder,
nicht um zu richten, sondern um aufzurichten.
Ein Gesicht voller Lust am Schmerz,
ein Sadist, der sich am Leiden anderer ergötzt
. Doch Gott ist der Tröster -
und leidet mit den Leidenden
und weint mit den Weinenden.
Und schließlich:
Einer, der an Fäden zieht,
uns lenkt, manipuliert.
Doch Gott ist kein Marionettenspieler, der uns gängelt.
ER schenkt Freiheit.
Diese Zerrbilder schreien laut -
doch Gottes wahres Gesicht bleibt leise,
warm und heilsam.
Wer ihn sucht, möge nicht bei Angst,
Kontrolle, Macht und Furcht verweilen -
sondern bei Barmherzigkeit.

Du wirst dir von Gott kein Bild machen

Ein Mensch sagt zu einem anderen Menschen: „Du meinst, du kennst mich. Ich sage dir, du kennst mich nicht. So wie du bin auch ich ein einmaliges und unfassbares Wesen. Mach dir kein Bild von mir! Presse mich nicht in ein Schema und sperre mich nicht in Schablonen ein! Dann wirst du mit mir nie fertig sein, sondern wirst mich immer neu sehen. Du wirst immer wieder Neues an mir entdecken. Ich werde für dich interessant, spannend und lebendig bleiben.”

Was vom Menschen gilt, trifft auf Gott in einem unendlich höheren Ausmaß zu.

Das Alte Testament überliefert Zehn zeitlos gültige Worte Gottes, die uns unter dem Namen „Die Zehn Gebote Gottes” geläufig sind. Das zweite dieser Zehn Worte heißt im Wortlaut „Du wirst dir von Gott kein Bild machen”.

Das bedeutet: Mensch, wenn du erkannt hast, dass Gott ein unbegreifliches und unvorstellbares Geheimnis ist, dann wirst du dir von IHM kein Bild machen. Gott ist ganz anders. ER ist unsagbar und unbeschreiblich. ER ist nicht definierbar. Jede Vorstellung und jedes Bild von Gott sind falsch.

Zu jeder Zeit in der Geschichte der Menschheit haben Menschen eigene Interessen, eigene Denkmuster und Verhaltensweisen auf Gott gespiegelt. Bis heute. Sehr oft handelt es sich um Machtinteressen. Wenn Gott so ist und so handelt, denkt der Mensch, dann ist es recht und billig, dass ich auch so bin und so handle. Menschen verwenden den Namen „Gott” für irgendwelche eigennützige Zwecke und treiben damit Missbrauch mit Gott.

Aus den unzähligen Bildern, die sich Menschen von Gott gemacht haben und machen, führen wir im Folgenden einige an.

Der „Angstmacher–Gott”, der den Menschen Strafen androht, zum Beispiel die ewige Verdammnis. Er eignet sich ganz besonders gut, um Menschen zu beherrschen und sie klein und gefügig zu machen.

Der „gnadenlose Richter–Gott”, der wie bei einer Gerichtsverhandlung Taten verurteilt und Strafen verhängt, und den die Menschen um ein gnädiges Urteil anflehen. In vielen Liedern und Gebeten heißt es: Verschone uns, o Herr! Hab Erbarmen mit uns, o Herr! Sei mir ein gnädiger Richter, o Herr!

Der „Polizist– und Ordnungshüter–Gott”, der die Einhaltung der Gesetze kontrolliert und bei Nichtbeachtung und Nichteinhaltung der Gesetze Strafmandate austeilt. Er schickt Leiden, Krankheiten, Katastrophen und Tod als Strafe.

Der „Herrscher–Gott”, der wie ein weltlicher Machthaber regiert und die Menschen in seinem Reich als Untertanen betrachtet. Von dieser Gottesvorstellung wird in religiösern Einrichtungen zum Beispiel die Hierarchie = die Heilige Herrschaft abgeleitet.

Der „Wunscherfüller–Gott” oder der „nützliche Handelspartner–Gott”: Ich gebe ihm meine Gebete, meine Opfer, meine frommen Leistungen, und er erfüllt mir meine Wünsche. Menschen glauben, sie können mit Gott ins Geschäft kommen. Sie denken, wenn sie Gott lange und innig genug bitten, dann lässt er sich irgendwann erweichen.

Der „Lückenbüßer–Gott”, den der Mensch als Erklärungsmodell überall dort hinstellt, wo er mit seinem Denken an Grenzen stößt. Die Naturwissenschaft gibt heute für den Anfang der Evolution den Urknall an. Was den Urknall verursacht hat, ist noch unbekannt. Sofort setzen hier manche religiöse Menschen Gott als Verursacher ein. Oder: Menschen halten Ereignisse und Phänomene, für die es noch keine natürliche Erklärung gibt, für übernatürliche Wunder.

Der „Spitzel– oder Spion–Gott”, der alles sieht und hört, sogar die geheimsten Gedanken.

Der „beleidigte Leberwurst–Gott”, der so wie Menschen leicht eingeschnappt und nachtragend ist und Revanche und Rache übt.

Der „zornige Gott”, der wie Menschen Wutausbrüche bekommt und dann wild um sich schlägt.

Der „Bilanzbuchhalter–Gott”, der jede Tat eines Menschen notiert und am Ende des Lebens Bilanz zieht und die Abrechnung präsentiert.

Der „erhobene Zeigefinger–Gott”, der als verlängerter Arm der Eltern in der Kindererziehung eingesetzt wird.

Der „liebe Gott”, der zu allem Ja und Amen sagt, mit dem man es sich richten kann.

Der „Sadist–Gott”, der die Menschen quält, weil er sie gern leiden sieht.

Der „Belohner– und Bestrafer–Gott”, der das Gute und die Guten belohnt und das Böse und die Bösen bestraft.

Der „Nothelfer–Gott”, den sogar Menschen in Not und Verzweiflung anrufen, die sonst die ganze Zeit nicht an Gott denken. „Not lehrt beten”, sagt ein Sprichwort.

Gott ist der GANZ ANDERE. ER lässt sich vom menschlichen Gehirn nicht wie ein Schmetterling in ein Netz einfangen.

Doch wir haben ein getreues Abbild von Gott: In Jesus von Nazareth hat sich Gott den Menschen als Mensch offenbart. Jesus erkennen ist Gott erkennen. In seiner Person, seinem Leben, seinem Reden und Handeln zeigt sich uns Gott als unendlich Liebender, als reine Liebe. Das ist das einzig Wahre, das wir von Gott sagen können: ER ist die grenzenlose Liebe.

Uns genügt zu wissen, dass wir von Gott bedingungslos geliebt und angenommen sind, dass wir IHM voll vertrauen und uns auf IHN ganz und gar verlassen können, dass wir aus seiner Liebe nie herausfallen, und dass uns nichts und niemand von seiner Liebe trennen kann.