Kommentar zu Matthäus 13, 1-23

Das 13. Kapitel des Matthäus-Evangeliums enthält eine der großen Reden Jesu, die das Matthäus-Evangelium überliefert: die sogenannte "Gleichnisrede". Wie jüdische Rabbinen hielt Jesus seine Rede sitzend. Viele Menschen kamen zu ihm - dem Lehrer, um ihn zu hören und von ihm zu lernen.

Als Erzählstoff für seine Gleichnisse dienten Jesus bekannte Gegebenheiten und Ereignisse aus dem Leben und dem Alltag der Menschen damals in Israel, z. B. die Arbeit des Sämanns.

"Siehe" ist ein Hinweis für den Leser oder Hörer: Lies aufmerksam oder sei ganz Ohr! Denn was du jetzt liest oder hörst, ist eine wichtige Botschaft für dich. Sie betrifft dich, dich ganz persönlich.

Es erscheint zunächst merkwürdig, dass der Sämann die Saat auf den Weg, auf steinigen Boden und in Dornen sät, sodass ein Teil des Saatgutes verloren zu gehen scheint. Wenn man die Gepflogenheiten Palästinas kennt, wird es verständlich. In Palästina wurden die Getreidefelder erst nach der Aussaat gepflügt, das heißt, die Samenkörner wurden in den Boden geackert. Um Wege abzukürzen gingen die Leute oft quer über die abgeernteten Felder. Daher konnte es vorkommen, dass ausgetretene Pfade entstanden sind. Der palästinische Bauer hat die Saat auch auf diese Pfade gesät, weil sie durch das Pflügen nach dem Säen ohnedies aufgebrochen wurden.

In der kurzen Zeit zwischen Säen und Pflügen holten sich die Vögel Samenkörner als Nahrung. Dass Samenkörner auf felsigen Boden gefallen sind, überrascht nicht. Um Kapharnaum gibt es viel Kalkstein und vulkanisches Gestein, das nur von dünnem Erdreich bedeckt ist. Wegen der Wärme des Bodens geht die Saat rasch auf und wächst schnell. Die Wurzeln bekommen allerdings in der seichten Erdschicht kaum Feuchtigkeit.

Der Sämann hat die Saat auch in die Dornen gesät, die auf den abgeernteten Feldern gewachsen sind. Denn sie wurden ja nach dem Säen umgepflügt.

Die Bild-für-Bild-Deutung (= allegorische Deutung) des Gleichnisses von der Aussaat und der Ernte, die der Verfasser des Matthäus-Evangeliums überliefert (Mt 13, 18-23), stammt sehr wahrscheinlich nicht von Jesus, sondern von der Urkirche.

Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden und brachte Frucht, teils hundertfach, teils sechzigfach, teils dreißigfach.

Das Gleichnis von der Aussaat und der Ernte ist ein Kontrastgleichnis: Am Anfang liegt das Feld beinahe trostlos da mit ausgetretenen Pfaden, steinigem Boden und Dornen und die Arbeit des Sämanns scheint erfolglos. Am Schluss aber gibt es unerwarteten Erntesegen.

Wer Ohren hat, der höre! Nach dem "siehe"" am Anfang des Gleichnisses wies Jesus ein zweites Mal ausdrücklich darauf hin, genau hinzuhören auf das, was er mit dem Gleichnis sagen will. Das Hören ist ganzheitlich zu verstehen. Es kommt nicht allein auf das äußere Hören an, sondern vorrangig auf das innere, auf das Hören und Verstehen des Herzens.