ALLES gehört Gott - "richtet euren Umgang mit allen und allem danach aus!"

Markusevangelium 12, 13–17

Bei den Herodianern handelte es sich um Juden. Sie waren treue Anhänger von König Herodes Antipas, die als eine politische Partei das Ziel verfolgten, durch Treue zum römischen Kaiser dem Herodes Antipas die Herrschaft über seinen Herrschaftsbereich Galiläa und Peräa zu sichern. In der Messiaserwartung des jüdischen Volkes sahen sie ein Hindernis ihrer Machtbestrebungen und schon deshalb waren sie Gegner Jesu.

Im Jahr 6 n. Chr. wurde von den Römern auch in Judäa und Samarien die römische Kopfsteuer eingeführt, die direkt an den Kaiser in Rom ging. Unter Kopfsteuer versteht man eine Steuer, bei der jeder Steuerpflichtige den gleichen Steuerbetrag zahlt ohne Berücksichtigung persönlicher Verhältnisse wie Einkommen, Vermögen, Familienstand, Leistungsfähigkeit.

Tiberius-Denar
Tiberius-Denar

Der römische Silberdenar war die kaiserliche Steuermünze, mit der die Kopfsteuer zu entrichten war. Sie trug das Bildnis des römischen Kaisers. Zu dieser Zeit regierte in Rom Kaiser Tiberius. Daher war die kaiserliche Steuermünze der sogenannte Tiberius-Denar. Auf der einen Seite der Münze ist Kaiser Tiberius abgebildet, und zwar sein Kopf mit dem Lorbeerkranz und die Umschrift "TI CAESAR DIVI AUG F AUGUSTUS" (= Abkürzung für: Tiberius Caesar divi Augusti filius Augustus; übersetzt: Tiberius, Kaiser, des göttlichen Augustus Sohn, Majestät). Auf der anderen Seite der Münze ist die Kaiserin-Mutter Julia Augusta Livia dargestellt. Sie sitzt auf einem Thron mit einem Zepter in der Rechten und einem Ölzweig in der Linken. Außerdem ist noch die textliche Fortsetzung der Vorderseite der Münze zu sehen: "PONTIF MAXIM" (= Abkürzung für: potifex maximus, übersetzt: oberster Brückenbauer, höchster Priester). Für religiöse Juden bedeutete es eine Gotteslästerung und Gottesbeleidigung, wenn sich ein Mensch als Gott bezeichnet. Der römische Kaiser - ein Mensch - gab sich - wie auf dieser Münze ersichtlich - als Gott aus. Das war eine Provokation für alle religiösen Juden. Und sie betrachteten es als Götzendienst, wenn jemand diese Münze bei sich trug und Handel damit trieb.

Für die Herodianer hieß die Frage: Müssen dem Kaiser Steuern gezahlt werden? Für sie, die kaisertreu eingestellt waren, lautete die Antwort folglich: Ja. Für die Pharisäer hieß die Frage: Dürfen dem Kaiser Steuern gezahlt werden? Für sie, die das Verwenden des Tiberius-Denars als Götzendienst bezeichneten, hieß die Antwort natürlich: Nein. Die listige Falle, die sich die Frager ausdachten, bestand darin: Beantwortet Jesus die Frage mit NEIN, dann können wir - die Herodianer - ihn bei den Römern als Aufhetzer gegen Rom anklagen. Dann ist er für die Römer ein Hinrichtungskandidat. Denn die Römer machten mit Aufständischen kurzen Prozess. Beantwortet Jesus die Frage mit JA, dann vertut er es sich bei den frommen Juden und verliert bei ihnen jegliche Glaubwürdigkeit. Denn sie lehnten die römische Macht und den Kaiser abgrundtief ab, einerseits weil sie Gottes auserwähltes Volk beherrschten und unterdrückten, andererseits weil der Kaiser sich an die Stelle Gottes setzte.

Die Pharisäer tappten nun selber in die Falle, dadurch dass sie selber den Tiberius-Denar in ihrer Tasche trugen, ihn also als Zahlungsmittel verwendeten und damit Handel trieben.

Die Antwort Jesu auf die Frage der Frager lautete: "Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!" Das griechische Wort, das hier mit "geben" übersetzt ist, heißt in der ursprünglichen Bedeutung "zurückgeben". Die Antwort Jesu gab den Fragern weder von der politischen noch von der religiösen Seite her eine Handhabe, gegen ihn vorzugehen: Den Kaisertreuen sagte er damit, dass sie dem Kaiser das ihm Zustehende (= die Steuer) geben sollen. Den frommen Juden sagte er damit, dass sie den Tiberius-Denar gar nicht verwenden, sondern dem Kaiser zurückgeben sollen. Außerdem machte Jesus klar: Wenn man dem Kaiser zurückgeben muss, was ihm zukommt, dann muss erst recht Gott zurückgegeben werden, was Gott gehört.

Jesus, was bedeuten deine Worte "gebt Gott, was Gott gehört"? Was gehört Gott?

ALLES gehört Gott. Er ist liebender Eigentümer von allem und allen. Alles, was wir sind, und alles, was wir haben, ist uns von ihm anvertraut, verantwortungsvoll und achtsam damit umzugehen. Wir sind nicht die Herren der Schöpfung. Kein Mensch ist Herr über einen anderen. Wir und alle unsere Mitgeschöpfe sind die geliebten Kinder des dreieinen ewig Liebenden. Also sind wir alle gleichgestellte Geschwister. Was der ewig Liebende uns anvertraut, nehmen wir mit Dankbarkeit entgegen. Wenn Gott zurücknimmt, was ihm gehört, geben wir es ihm voll Dankbarkeit zurück.

Jesus, danke!