Ablehnung kann Gottes Plan nicht aufhalten
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Bild oben: Weinberg

Bild mitte: Wachtturm im Weinberg

Bild unten: Weinpresse im Weinberg

Ablehnung kann Gottes Plan nicht aufhalten

Text: Markusevangelium 12, 1-9 - Übersetzung: Hoffnung für alle

1 Dann erzählte Jesus ihnen ein Gleichnis: 'Ein Mann legte einen Weinberg an, zäunte ihn ein, stellte eine Weinpresse auf und baute einen Wachturm. Dann verpachtete er den Weinberg an einige Weinbauern und reiste ins Ausland. 2 Zur Zeit der Weinlese beauftragte er einen Knecht, den vereinbarten Anteil an der Ernte abzuholen. 3 Aber die Weinbauern packten den Knecht, schlugen ihn nieder und jagten ihn mit leeren Händen davon. 4 Da schickte der Besitzer einen zweiten Boten. Dem schlugen sie den Kopf blutig und verhöhnten ihn. 5 Den dritten Boten des Weinbergbesitzers brachten sie um. Immer wieder versuchte der Besitzer, zu seinem Ernteanteil zu kommen. Doch alle, die in seinem Auftrag hingingen, wurden verprügelt oder sogar getötet. 6 Nun blieb nur noch einer übrig: sein einziger Sohn, den er sehr liebte. Ihn schickte er zuletzt. 'Vor meinem Sohn werden sie Achtung haben', sagte er sich. 7 Aber die Weinbauern waren sich einig: 'Das ist der Erbe! Los, den bringen wir um, und dann gehört der Weinberg uns.' 8 Sie packten ihn, brachten ihn um und warfen ihn zum Weinberg hinaus. 9 Was, meint ihr, wird der Besitzer jetzt wohl tun? Er wird selbst kommen, die Weinbauern töten und den Weinberg an andere verpachten.

Texterläuterung

1. Gab es zur Zeit Jesu viele Weinberge in Palästina?

Ja. Weinbau war in Palästina zur Zeit Jesu weit verbreitet, besonders in hügeligen Gegenden mit fruchtbarem Boden wie Galiläa, Judäa und im Jordantal. Wein war nicht nur ein wichtiges Handelsgut, sondern auch ein alltägliches Nahrungsmittel (gemischt mit Wasser als Hauptgetränk). Viele Weinberge gehörten reichen Großgrundbesitzern - oft Abwesenden - und wurden an Pächter vergeben. Archäologische Funde bestätigen Mauern, Keltern und Türme aus dieser Zeit.

2. Wozu hatte der Weinberg eine Einfriedung?

Eine Mauer oder dichte Dornenhecke schützte den Weinberg vor Wildtieren (besonders Füchsen und Wildschweinen), vor Dieben, und verhinderte, dass Nutztiere hineingelangen und die Reben zerstören. Die Einfriedung war Ausdruck von Sorgfalt und Wertschätzung des Besitzers für seine Investition.

3. Wer war der Weinbergbesitzer?

Im ursprünglichen Bild Jesu: ein wohlhabender Grundbesitzer, der einen Weinberg anlegt, ihn ausstattet und ihn dann an Pächter übergibt. Er hält sich im Ausland auf. Im symbolischen Sinn Jesu: Der Weinbergbesitzer steht für Gott, der für sein Volk (Israel) gut sorgt.

4. Wer waren die Pächter?

Im Gleichnis: Pächter sind diejenigen, die den Weinberg bebauen und vom Ertrag leben, aber dem Besitzer seinen Anteil abzuliefern haben. In der Deutung Jesu: Gemeint sind die führenden religiösen Autoritäten Israels (Hohepriester, Schriftgelehrte, Älteste), denen Gott sein Volk anvertraut hat. Sie missbrauchen jedoch ihre Verantwortung, um sich selbst zu bereichern.

5. Wozu diente der Turm?

Ein Wachtturm im Weinberg hatte mehrere Funktionen: Schutz vor Dieben: Von oben konnte man das Gelände überblicken. Aufbewahrung von Werkzeugen und geernteten Trauben. Unterkunft für Wächter während der Erntezeit.

6. Wozu diente die Kelter?

Die Kelter (Weinpresse) war eine in Stein gehauene oder gemauerte Grube mit zwei Becken: Oben wurden die Trauben mit den Füßen zerstampft. Der Saft floss in das untere Becken, wo er gesammelt und vergoren wurde. Im Gleichnis ist die Kelter ein Zeichen, dass der Weinberg vollständig funktionsfähig und ertragreich war.

7. An wen war das Gleichnis ursprünglich gerichtet?

Markus 12,12 macht klar: Jesus erzählte es den Hohenpriestern, Schriftgelehrten und Ältesten, die ihn ablehnen. Das Gleichnis war kein allgemein-moralisches Gleichnis, sondern deutliche prophetische Worte an die religiöse Führungsschicht.

8. Welche Botschaft richtete Jesus damit an die Adressaten?

Gott hat euch Verantwortung übertragen: Ihr sollt sein Volk achtsam und verantwortungsvoll leiten. Ihr habt die Propheten verworfen: Die Knechte, die der Besitzer schickt, stehen für die Propheten Israels, die oft verfolgt oder getötet wurden. Jetzt kommt der Sohn: Jesus sieht sich selbst als den letzten Gesandten Gottes.

9. Wurde das Gleichnis in der Urkirche umgeformt?

Ja, sehr wahrscheinlich. Im ursprünglichen Wortlaut Jesu stand wohl die Prophetenkritik und Warnung im Vordergrund. Die Urkirche hat die Erzählung weitergedeutet im Licht von Jesu Tod und Auferstehung: Der 'Sohn' ist eindeutig Jesus Christus. Seine Tötung wird als Prophetenschicksal gesehen. Die Übergabe des Weinbergs 'an andere' wurde als Hinweis auf die Entstehung der Kirche verstanden.

Worte des Lebens für uns

Jesus kannte Ablehnung. Ständig hat sie ihn während seines öffentlichen Wirkens begleitet. Im Gleichnis von den Weingärtnern spricht er einmal mehr darüber und zugleich über Gottes Plan, der trotz allem ans Ziel kommt.

Jesus erzählt von einem Mann, der einen Weinberg anlegt und ihn Pächtern übergibt. Als die Zeit der Ernte kommt, schickt er Knechte, um seinen vereinbarten Anteil zu holen. Doch die Pächter schlagen sie, beschimpfen sie, töten sie. Schließlich sendet der Besitzer seinen geliebten Sohn - auch ihn bringen sie um.

Jesus spricht diese Worte in Jerusalem wenige Tage vor seiner Kreuzigung. Die 'Pächter' sind ein Bild für die damaligen geistlichen Führer Israels, die Propheten abgewiesen haben und nun auch den Sohn ablehnen. Die Botschaft ist klar: Die Ablehnung des Gesandten Gottes ändert nichts daran, dass Gott sein Reich - das Reich der Liebe - aufrichten wird. Sein Plan, sein Reich, seine Liebe lassen sich nicht blockieren. Gott findet immer neue Wege.

Gottes Plan ist unendlich größer als menschliche Ablehnung. Menschen können Gottes Liebe abweisen, aber sie können sie nicht aus der Welt schaffen. Wer sich zu Jesus stellt, kann auf Widerstand stoßen - in Familie, Freundeskreis, am Arbeitsplatz. Jesus verschweigt das nicht, sondern macht Mut: Ablehnung ist kein Zeichen des Scheiterns, sondern oft ein Hinweis, dass wir in seiner Spur gehen. Das Erstaunliche: Gottes Antwort ist nicht Rache, sondern Hingabe. Der Sohn geht den Weg der Ablehnung bis ans Kreuz - und gerade dadurch erfüllt sich Gottes Plan der Liebe, die bis zum Äußersten geht.