Wenn ein Mensch sich selbst findet, herrscht Freude beim Menschen und im Himmel
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Manchmal verlieren wir uns selbst.
Wir verlieren uns in Rollen, die wir spielen.
Wir verlieren uns in Erwartungen,
die andere an uns stellen.
Wir verlieren uns in Arbeit, in Sorgen, in Ablenkungen.
Dann bleibt das Gefühl zurück:
leer, verloren, getrennt vom eigenen inneren Kern.
Doch tief in uns gibt es eine Kraft, die sucht.
Sie lässt uns nicht los.
Sie ist wie der Hirte, der das Schaf nicht aufgibt,
wie die Frau, die das Licht anzündet
und das Dunkel durchstöbert.
Tiefenpsychologisch ist das die Bewegung des Selbst:
Es ruft uns zurück,
es leuchtet hinein in das,
was wir verdrängt haben,
es will uns ganz machen.
Und wenn wir uns wiederfinden -
vielleicht in einem Moment der Stille,
vielleicht durch einen Menschen, der uns erkennt,
vielleicht durch ein Wort,
das unser Herz berührt -
dann ist da Freude.
Freude, die tiefer ist als alles Funktionieren.
Freude, die uns spüren lässt:
Ich bin mehr als meine Rollen, mehr als mein Erfolg,
mehr als meine Angst.
Ich bin heil - auch mit meinen Brüchen.
So spricht das Evangelium zu uns:
Selbst wenn wir uns selbst verlieren -
wir können uns wiederfinden.
Und in diesem Finden geschieht das,
was Jesus beschreibt:
Freude im Himmel, Freude in uns.

Wenn ein Mensch sich selbst findet, herrscht Freude beim Menschen und im Himmel

Text: Lukasevangelium 15, 1–10 - Übersetzung: Das Buch

1 Zu diesem Zeitpunkt drängten sich viele Steuereintreiber und Menschen, die als besondere Sünder galten, zu Jesus, um ihm zuzuhören. 2 Da regten sich die Pharisäer und die Theologen auf und protestierten: 'Dieser Mann heißt die schlimmsten Sünder willkommen und setzt sich sogar mit ihnen an einen Tisch!' 3 Da erzählte Jesus ihnen eine Beispielgeschichte: 4 'Stellt euch einmal vor: Es lebt ein Mann unter euch, der hundert Schafe besitzt. Wenn er eins verliert, wird er dann nicht die neunundneunzig anderen dort draußen in der Wildnis zurücklassen und dem verloren gegangenen Schaf nachlaufen, bis er es schließlich findet? 5 Wenn er es dann gefunden hat, hebt er es hoch und trägt es voller Freude auf seinen Schultern. 6 Und wenn er damit nach Hause kommt, ruft er doch sicher seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt: 'Freut euch mit mir! Denn ich habe mein verloren gegangenes Schaf wiedergefunden!' 7 Ich sage euch: So wird auch in Gottes himmlischer Welt Freude herrschen, weil ein einziger Mensch, der gegen Gottes Willen gelebt hat, sein Leben völlig ändert, und zwar mehr als über neunundneunzig Menschen, die gerecht leben und deshalb diese Umkehr gar nicht brauchen. 8 Oder denkt an eine Frau, die insgesamt zehn Drachmen besitzt. Wenn sie eine verliert, wird sie dann nicht eine Lampe anzünden und ihr Haus auf den Kopf stellen und so lange suchen, bis sie sie wiederfindet? 9 Und wenn sie das Geldstück dann gefunden hat, ruft sie doch auch ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: 'Freut euch mit mir, weil ich meine Drachme, die ich verloren hatte, wiedergefunden habe!' 10 Ich sage euch: Genauso werden die Gottesengel voller Freude feiern wegen eines einzigen Menschen, der gegen Gottes Willen gelebt hat und sich dann zu Gott hinwendet.'

Gottes Wort wirkt große Freude in uns

Jesus erzählt vom verlorenen Schaf und von der verlorenen Münze. Geschichten vom Suchen, vom Finden, von der Freude, die größer ist als alles andere.

Bei diesen Gleichnissen denke ich an eine Familie, die ein kleines Kätzchen hatte. Es war erst wenige Wochen alt, verspielt und zutraulich - und für die Kinder der ganze Schatz. Eines Tages war das Kätzchen plötzlich verschwunden. Es war nicht mehr im Haus, nicht im Garten, nicht im Schuppen. Die Kinder weinten: 'Unser Kätzchen ist weg! Wo ist unser Kätzchen?' Die Eltern fühlten mit mit ihren Kindern. Also begaben sie sich auf die Suche. Sie fragten Nachbarn, sie durchkämmten Hecken und Hinterhöfe, sie gingen mit Taschenlampen durch die Straßen. Und sie nutzten auch die neuen Möglichkeiten: Sie posteten Fotos und einen Hilferuf in den sozialen Medien. Schnell teilten viele Nachbarn und Freunde den Aufruf, und immer wieder kamen Hinweise, wo das Kätzchen gesehen worden sein könnte. Und dann, endlich: In einem nahen Garten, zwischen dichtem Gestrüpp, hörten sie ein leises Miauen. Zitternd und hungrig kroch das Kätzchen hervor. Als die Kinder es auf den Arm nahmen, weinten sie vor Freude. Das Kätzchen schmiegte sich an sie, als wüsste es: Ich bin wieder daheim. Und die Familie spürte: Diese Freude ist viel, viel größer als alle Mühe der Suche.

Genau darum geht es Jesus. Tiefenpsychologisch gesehen erzählt er uns etwas über unsere eigene Seele. Auch wir verlieren manchmal etwas von uns selbst. Wir verlieren Vertrauen, wir verlieren Freude, wir verlieren den Zugang zu unserer eigenen Würde, wir verlieren Lebenssinn Wir verlieren uns in Rollen, in Sorgen, in Erwartungen - und merken irgendwann: Ich bin gar nicht mehr bei mir. Ich habe mich verloren.

Gott gibt uns nicht verloren. Gott ist wie diese Familie, die alles tut, um ihr Kätzchen wiederzufinden. Gott sucht, bis er findet. Er ist wie der Hirte, der dem Schaf nachgeht, wie die Frau, die die Lampe entzündet. Und wenn wir bei uns selbst ankommen, wenn wir unseren Wert, unsere Freude, unsere Würde, Sinn im Leben neu entdecken - dann entsteht Freude. Freude im Himmel und Freude in uns.

Das Evangelium lädt uns ein, das Verlorene in uns nicht aufzugeben. Gott selbst sucht mit uns. Und wenn wir finden, was verschüttet war - dann ist die Freude größer als jeder Schmerz.

So wird im Himmel Freude sein über einen Menschen, der zu sich selbst findet, sagt Jesus. Diese Freude wünsche ich mir und allen: dass wir uns finden, dass wir heimkommen bei uns selbst.