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Mitten in einem Haufen
voller Münzen, Geldscheinen
und Geldsäcken: der Mammon.
Vor ihm tanzt der Mensch -
geführt wie ein Hampelmann.
So viele tanzen.
Sie nennen es Karriere, Selbstverwirklichung, Marktlogik.
Sie reden von Fortschritt - und übersehen den Preis:
Verlust der Freiheit. Verlorene Zeit.
Ein verhärtetes Herz. Zerbrochene Beziehungen.
Das Bild schreit eine Wahrheit hinaus,
die wir nicht hören wollen:
Wir werden geführt.
Nicht immer sichtbar, nicht immer freiwillig.
Aber spürbar - in der Rastlosigkeit unserer Tage,
in der Leere nach dem nächsten Kauf,
im Schlaf, der nicht mehr erholt.
Wenn das Geld die Fäden zieht oder: Die verkaufte Freiheit
Text: Matthäusevangelium 6, 19–21 und 24 - Übersetzung dem griechischen Urtext nahe
19 Sammelt euch nicht Schätze auf der Erde, wo Motte und Fraß (sie) vernichtet und wo Diebe durchgraben und stehlen! 20 Sammelt euch aber Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Fraß (sie) vernichtet und wo Diebe nicht einbrechen und nicht stehlen! 21 Denn wo dein Schatz ist, dort wird auch dein Herz sein. 24 Niemand kann zwei Herren dienen; entweder nämlich wird er den einen hassen, und den anderen wird er lieben, oder an einen wird er sich anhängen, und den anderen wird er verachten; ihr könnt nicht Gott und Mammon dienen.
Gottes Wort ist Licht über unseren Pfaden
Vor uns steht ein starkes, satirisches Bild: Der Mammon - die Personifikation des Geldes - sitzt wie ein Puppenspieler auf einem Haufen aus Reichtum. In seinen Händen spannt er Fäden aus Geldscheinen, an denen ein Mensch wie eine Marionette zappelt. Es ist ein Karikaturbild - und doch zeigt es eine tiefe Wahrheit: Nicht alle Fäden, die uns lenken, sind sichtbar.
Viele Menschen sind überzeugt, frei zu sein. Frei in ihren Entscheidungen, frei in ihren Lebenswegen. Und doch: Wer genau hinschaut, spürt, dass da
Kräfte wirken, die subtiler, aber wirkungsvoller sind als Ketten aus Eisen.
- Die Angst, nicht genug zu haben
- Der Drang, sich zu vergleichen
- Der Wunsch nach Sicherheit
- Die Macht des Geldes
- Die stille Erwartung der Gesellschaft
Diese Fäden sind unsichtbar, aber sie ziehen. Oft bemerken wir sie erst dann, wenn wir innerlich nicht mehr atmen können. Wenn der Tanz, den wir tanzen, nicht mehr unser eigener ist. Jesus selbst hat immer wieder von dieser Freiheit gesprochen, die nicht an äußere Besitzverhältnisse gebunden ist: 'Niemand kann zwei Herren dienen: Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.' Er spricht nicht verächtlich über Geld. Aber er warnt davor, wenn Geld, Status oder Sicherheit zum heimlichen Herrn des Lebens werden. Dann verlieren wir die Freiheit unseres Herzens. Wirkliche Freiheit beginnt dort, wo wir diese Fäden erkennen. Nicht indem wir sie bekämpfen wie Feinde, sondern indem wir sie ans Licht holen. Wer sie erkennt, kann entscheiden, ob er sich weiter ziehen lässt oder ob er loslässt. Freiheit entsteht nicht durch Flucht - sondern durch Klarheit. Wer erkennt: 'Das hält mich fest', kann auch sagen: 'Das lasse ich los.'
Im Evangelium ruft Jesus nicht zuerst zu großen Taten auf, sondern zur Umkehr des Herzens. Und diese Umkehr beginnt damit:
- dass ich zur Einsicht komme, dass mein Wert nicht von meinem Kontostand abhängt
- dass ich begreife, dass ich mich nicht beweisen muss
- dass ich erkenne, dass Besitz Sicherheit vortäuschen kann, aber keine Geborgenheit schenkt
Freiheit heißt: wieder aus eigenem Herzen zu tanzen. Nicht nach dem Takt der Angst, sondern nach dem Rhythmus der Menschlichkeit. Darum ist die Erkenntnis der
Fäden kein Zeichen der Schwäche - sie ist der erste Schritt in die Freiheit.
Wirkliche Freiheit beginnt dort, wo der Mensch die unsichtbaren Fäden erkennt und daraus Konsequenzen zieht. Und sie wächst dort, wo er sich dem anvertraut, der keine Fäden zieht, sondern Flügel schenkt.
Tiefenpsychologische Betrachtung
Das Evangelium spricht hier nicht nur von materiellem Besitz - es spricht von inneren Bindungen. Tiefenpsychologisch betrachtet, geht es um das, was unser Herz gefangen
hält. 'Schätze' sind nicht bloß Gold und Geld, sondern all das, woran wir unser Sicherheitsgefühl, unsere Identität, unseren Selbstwert
hängen. Viele Menschen leben in der überzeugung, frei zu sein - und merken nicht, dass sie von unsichtbaren Fäden gebunden sind:
von der Angst, zu kurz zu kommen
von der Sucht nach Anerkennung
von der Abhängigkeit von Status, Macht oder Geld
Diese Bindungen wirken im Unbewussten. Man spürt sie nicht unmittelbar - aber sie prägen Entscheidungen, Haltungen, Lebenswege. Wer zum Beispiel Angst hat,
seinen Status zu verlieren, trifft andere Entscheidungen als jemand, der innerlich frei ist. Wer sein Selbstwertgefühl an Besitz oder Anerkennung hängt, lebt in
ständiger Angst, es zu verlieren.
In der Sprache der Tiefenpsychologie könnte man sagen: Der Mammon ist eine Projektionsfläche für unbewusste Ängste und Wünsche. Er
verkörpert das Versprechen: 'Wenn du genug hast, bist du sicher.' Und er bindet genau dort, wo ein inneres Defizit spürbar ist:
- Mangel an innerer Sicherheit
- Angst vor Verlust
- ungelöster innerer Hunger nach Bedeutung
Jesus ruft nicht dazu auf, Besitz zu verteufeln - sondern diese Fäden ans Licht zu holen. Denn nur, was bewusst wird, kann verändert werden. 'Wo dein Schatz ist,
da ist auch dein Herz' - dieser Satz ist wie ein Spiegel. Er lädt ein zur ehrlichen Selbstbefragung: Woran hängt mein Herz wirklich? Was möche ich auf
keinen Fall verlieren? Wer diesen Fragen nicht ausweicht, steht an einem inneren Wendepunkt. Denn das Erkennen dieser Fäden ist der erste Schritt zur Freiheit.
Tiefenpsychologisch entspricht dieser Moment dem Licht auf den Schatten: Was unbewusst wirkt, verliert seine Macht, wenn es ans Licht kommt. Wer erkennt: 'Das sind meine
Fesseln', kann sie nach und nach lösen. Diese Freiheit entsteht nicht durch Gewalt, sondern durch Einsicht. Nicht durch moralischen Druck, sondern durch inneres
Erwachen. Nicht durch äußere Besitzlosigkeit, sondern durch innere Unabhängigkeit.