Wege durch Nacht und Leid - Gott bei den Flüchtenden
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'Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten.' (Mt 2,13)

Die Bilder zeigen die Flucht der Heiligen Familie - eine Nacht voller Angst, eine Stadt in Flammen, eine Mutter, die ihr Kind fest an sich drückt. Es ist die Geschichte von damals, und doch ist sie erschreckend aktuell. Maria und Josef tragen nicht nur ihr Kind in Sicherheit. Sie tragen auch die Sehnsucht nach Leben, nach Zukunft, nach Hoffnung. Sie sind müde, verzweifelt, aber sie gehen weiter. Der Weg durch Nacht und Tränen, Angst, Verzweiflung und Traumata wird zum Weg in ein neues Land.

Matthäus erzählt, dass Jesus schon als kleines Kind zum Flüchtling wurde. Gott kommt nicht als mächtiger Herrscher, sondern teilt das Schicksal der Schwachen. Er kennt die Angst, die Heimatlosigkeit, das Ausgeliefertsein.

Wenn wir die Bilder betrachten, sehen wir nicht nur Maria, Josef und das Kind. Wir sehen auch die Familien, die heute unterwegs sind: Mütter, die ihr Kind an die Brust drücken, Väter, die mit letzter Kraft die Wagen ziehen, Kinder, die viel zu früh erwachsen werden müssen.

Gott ist bei ihnen. Er geht die Straßen der Flucht mit. Er ist in der Müdigkeit der Eltern, in den Tränen der Mütter, im leisen Atem der Kinder. Und er trägt ihre Hoffnung durch die Nacht hindurch.

Die Geschichte endet nicht bei der Verzweiflung. Sie führt weiter nach Ägypten - in ein Land der Fremde, das zugleich ein Ort des Schutzes wird. So zeigt sich: selbst in der größten Not bleibt Raum für Bewahrung, für Zukunft, für Gottes stille Nähe.

Vielleicht lädt uns dieses Bild ein, die Augen nicht zu verschließen vor den Fluchtgeschichten unserer Zeit. Vielleicht ruft es uns, in den Flüchtenden nicht nur Fremde, sondern das Antlitz der Heiligen Familie zu erkennen. Und vielleicht hören wir auch heute den Ruf des Engels: 'Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter - und geh den Weg, der dich retten wird.'

Wege durch Nacht und Leid - Gott bei den Flüchtenden

Text: Matthäusevangelium 2, 13–23 - Übersetzung: Das Buch

13 Nach ihrer (= Sterndeuter) Abreise erschien der Bote Gottes wieder dem Josef und sagte ihm: 'Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh sofort nach Ägypten. Bleibe dort, bis ich es dir sage. Denn Herodes sucht das Kind und will es umbringen!' 14 Josef wachte auf, nahm das Kind und seine Mutter mitten in der Nacht und machte sich auf den Weg nach Ägypten. 15 Dort wohnten sie bis zum Tod von Herodes. So erfüllte sich die Voraussage Gottes, die der Prophet aufgeschrieben hatte: 'Meinen Sohn habe ich aus dem Land Ägypten herausgerufen!' 16 Als Herodes erkannte, dass er von den Sterndeutern getäuscht worden war, wurde er sehr zornig. Er befahl, alle Jungen in Bethlehem und in der gesamten Gegend niederzumetzeln, alle bis zum Alter von zwei Jahren. Das entsprach dem Zeitraum, den er von den Sterndeutern in Erfahrung gebracht hatte. 17 Auf diese Weise erfüllte sich die Voraussage des Propheten Jeremia: 18 'Eine Stimme erhebt sich im Ort Rama, Geschrei und viel Wehklagen. Rahel hält die Totenklage über ihre Kinder. Sie will keine Tröstung annehmen, denn sie leben nicht mehr.' 19 Als Herodes gestorben war, erschien der Bote Gottes dem Josef dort im Land Ägypten noch einmal in einem Traum. 20 Er sagte: 'Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter! Macht euch auf die Reise ins Land Israel! Denn die, die das Kind umbringen wollten, sind jetzt tot!' 21 Josef wachte auf und nahm das Kind und dessen Mutter mit sich auf die Reise in das Land Israel. 22 Als er dort erfuhr, dass Archelaus nun anstelle seines Vaters Herodes die Königsherrschaft über Judäa übernommen hatte, hatte er Angst, dorthin zu ziehen. Wieder wurde er durch einen Traum geleitet und zog weiter in die Provinz Galiläa. 23 Dort ließ er sich in einer Ortschaft nieder, die den Namen Nazareth trägt. Auch hierdurch erfüllte sich die Voraussage in den Schriften der Propheten: 'Nazoräer - so wird er genannt werden!'

Gottes Wort ist für uns wie Licht in Nacht und Leid

Dieses Evangelium erzählt eine dunkle Geschichte: Maria, Josef und das Kind müssen fliehen. Mitten in der Nacht ruft der Engel: 'Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach Ägypten.' Ein König bedroht das Leben des Kindes, weil er in ihm einen möglichen Machtkonkurrenten in der Zukunft sieht. Eine Familie wird heimatlos. Jesus beginnt sein Leben als Flüchtlingskind. Dieses Bild berührt uns: Maria, erschöpft, mit Tränen in den Augen. Josef, der schweigend vorangeht, Lasten auf sich nimmt. Das Kind, das das Ausmaß der Bedrohung noch nicht erkennt.

Das ist nicht nur eine Geschichte von damals. Es ist auch die Geschichte von heute.

Wir sehen es in Gaza: Familien, die durch zerbombte Straßen fliehen, die nicht wissen, ob sie den nächsten Tag erleben. Mütter, die ihre Kinder an sich drücken, ohne zu wissen, ob sie ihnen Brot geben können.

Wir sehen es in der Ukraine: Menschen, die ihre Häuser verlassen, weil Bomben fallen. Kinder, die nachts aus dem Schlaf gerissen werden. Alte Menschen, die ihre Heimat verlieren.

Wir sehen es in vielen Teilen der Welt: Flüchtlingszüge, erschöpfte Gesichter, Hunger, Trauma, Verzweiflung.

Und mitten in all dem: Gott. Gott bleibt nicht fern. Er kennt die Wege durch Nacht und Leid. Er kennt die Angst der Eltern, die Tränen der Kinder, den Hunger, die Müdigkeit, die Traumata. Jesus selbst war auf der Flucht. Er selbst hat die Nachtwege geteilt.

Das Evangelium sagt uns: Gott ist nicht nur bei den Starken und Satten, sondern ganz besonders bei den Verletzten, Vertriebenen, Hungernden. Das Kind von Bethlehem trägt schon am Anfang sein Kreuz: nicht aus Holz, sondern aus der Erfahrung von Verfolgung, Angst und Fremde.

Darum ist unsere Aufgabe klar: Wir dürfen die Augen nicht verschließen. Wir sollen die Flüchtenden sehen - und in ihnen das Gesicht des Kindes von Bethlehem erkennen. Wir sollen mittragen, was sie tragen müssen, soweit es uns möglich ist: mit unserem Gebet, mit unserer Solidarität und Bereitschaft zu helfen.

Und wir dürfen Hoffnung schöpfen. Denn die Geschichte endet nicht in der Dunkelheit. Wege durch Nacht und Leid sind nicht das Ende, sie sind wie dunkle Tunnels. Am Tunnelausgang wird es Licht. Es gibt eine Zukuft jenseits von Trümmern. Das Leben geht in neuer Weise weiter. Denn Leben ist stärker als Hass und Tod.