Texterläuterung zu Lukas 12, 35-40

Text: Lukasevangelium 12, 35–40 - Einheitsübersetzung neu

Eure Hüften sollen gegürtet sein und eure Lampen brennen! Seid wie Menschen, die auf ihren Herrn warten, der von einer Hochzeit zurückkehrt, damit sie ihm sogleich öffnen, wenn er kommt und anklopft! Selig die Knechte, die der Herr wach findet, wenn er kommt! Amen, ich sage euch: Er wird sich gürten, sie am Tisch Platz nehmen lassen und sie der Reihe nach bedienen. Und kommt er erst in der zweiten oder dritten Nachtwache und findet sie wach - selig sind sie. Bedenkt: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde der Dieb kommt, so würde er verhindern, dass man in sein Haus einbricht. Haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet.

Texterläuterung

1. 'Lasst eure Lenden umgürtet sein und eure Lampen brennen'
Bildsprache: Im damaligen Alltag trug man lange Gewänder. Zum Arbeiten oder schnellen Gehen band man den Gürtel fest, damit man frei und beweglich war. 'Umgürtet sein' steht daher für Bereitschaft und innere Wachheit. 'Lampen brennen': In einer Welt ohne elektrisches Licht war eine brennende Lampe das Zeichen, dass man wach ist und den Ankommenden sofort empfangen kann.

2. 'Wie Menschen, die auf ihren Herrn warten'
Das Bild vom Herrn, der von einer Hochzeit zurückkommt, betont: Die Begegnung wird freudig sein, nicht bedrohlich. Es geht nicht um Angst vor einer Kontrolle, sondern um die Freude, den Geliebten zu empfangen. Warten im biblischen Sinn ist aktives Warten: nicht passiv, sondern voller Aufmerksamkeit und Bereitschaft, Gutes zu tun.

3. 'Selig ... wachend findet'
Die Verheißung ist überraschend: Der Herr kehrt zurück - und dient dann seinen DienerInnen. Das bricht mit allen damaligen Vorstellungen von Herrschaft. Jesus zeigt damit: Die endgültige Begegnung mit ihm ist geprägt von Demut und Liebe, nicht von Machtausübung. 'Selig' bedeutet hier: erfüllt, glücklich, in Gottes Nähe geborgen.

4. 'In der zweiten oder dritten Nachtwache'
Nachtwachen teilte man in drei Abschnitte ein: Abend (18-22 Uhr), Mitternacht (22-2 Uhr) und Morgen (2-6 Uhr). Die zweite oder dritte Wache steht für Zeiten, in denen die Menschen gewöhnlich schlafen - also für unerwartete Momente.

5. Das Bild vom Dieb
Dieses Beispiel verdeutlicht: Gottes Kommen geschieht zu einer Stunde, die wir nicht festlegen oder berechnen können. Es geht nicht um Angst vor einem Überfall, sondern um den Ernst der Wachsamkeit: Wer vorbereitet ist, wird nicht überrascht.