Stirb und werde - Tod und Auferstehung mitten im Leben
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Ich schaue auf die Stiegen.
Im Bild oben führt sie hinab in die Dunkelheit.
Die Wände sind kalt, die Stille schwer, das Licht nur schwach.
Es ist der Weg nach unten - in die Tiefe meiner selbst.
Hier begegne ich dem, was ich nicht sehen will,
meinen Schatten, meiner Angst, meinem Versagen.
Es ist ein Abstieg, ein Sterben des alten Ich.

Im Bild unten führt die Stiege hinauf.
Durch die Öffnung bricht Licht herein, klar und mächtig.
Es lockt, es ruft, es zieht nach oben.
Dies ist der Weg der Wandlung,
der Weg des Werdens, des neuen Lebens.
Aus dem Dunkel geboren, gehe ich hinauf ins Licht.
Der Tod wird zum Durchgang, die Dunkelheit zur Schwelle.

Beide Bilder erzählen vom einen Prozess:
Stirb und Werde.
Nur wer hinabsteigt, kann hinaufsteigen.
Nur wer sich verliert, kann sich neu finden.
Nur wer das Dunkel kennt, erkennt das Licht.

Und so wird die Stiege zum Bild meines Lebens:
Abstieg und Aufstieg, Untergang und Auferstehung,
Tod und Wandlung - ein einziger Weg,
der mich zur Ganzheit führt.

Stirb und werde - Tod und Auferstehung mitten im Leben

Text: Matthäusevangelium 3, 13-17 - Übersetzung: Das Buch

13 Da kam Jesus aus der Provinz Galiläa an den Fluss Jordan zu Johannes, um sich auch von ihm untertauchen zu lassen. 14 Doch Johannes wehrte entschieden ab. Er sagte: 'Wenn überhaupt, dann habe ich es nötig, von dir untergetaucht zu werden! Und du kommst zu mir?' 15 Aber Jesus gab ihm zur Antwort: 'Lass das bitte geschehen! Denn es ist nur recht und notwendig, dass wir alles genau so machen, wie es vor Gott richtig ist.' Da willigte Johannes ein. 16 Als Jesus untergetaucht war und wieder aus dem Wasser hervorkam, war plötzlich der Himmel über ihm geöffnet. Er sah, wie der Geist Gottes wie eine Taube auf ihn herabkam. 17 Gleichzeitig war eine Stimme zu hören, die aus dem Himmel ertönte. Sie sagte: 'Dieser Mensch ist mein Sohn. Ihm gilt meine ganze Liebe. An ihm habe ich meine reine Freude!'

Tiefenpsychologische Betrachtung

Eine tiefenpsychologische Betrachtung zu diesen beiden Bildern lässt sich sehr gut im Sinne von C. G. Jung entfalten, insbesondere mit Blick auf den Archetyp von Tod und Auferstehung, von Untergang und Wandlung.

Archetyp bedeutet nach C. G. Jung ein Urbild des kollektiven Unbewussten, ein universales Grundmuster von Erfahrungen, Bildern und Symbolen, das allen Menschen gemeinsam ist. Der Archetyp 'Tod und Auferstehung' meint: Das Alte muss zerbrechen, damit Neues entstehen kann - im Glauben als Sterben und Auferstehen mit Christus, in Märchen als Untergang und Verwandlung des Helden, in der Psychologie als Lebenskrise, die zur Reifung und Ganzwerdung führt.

1. Der Abstieg - das Hinab in die Dunkelheit
Die erste Szene zeigt die Stiege, die in die Tiefe führt. Es ist ein dunkler Raum, nur spärlich vom einfallenden Licht berührt. Tiefenpsychologisch steht dieser Abstieg für das notwendige Eintauchen in das Unbewusste, in die Schattenbereiche der eigenen Seele. Jung betont, dass keine Wandlung möglich ist, ohne dass der Mensch sich dem Dunklen stellt: dem Verborgenen, Verdrängten, dem, was er nicht sehen will. Dies ist der 'Tod' im übertragenen Sinn - der Tod des alten Selbstbildes, der Konfrontation mit dem eigenen Schatten.

2. Der Aufstieg - das Hinauf ins Licht
Das zweite Bild zeigt die Stiege, die aus der Tiefe nach oben führt. Das Licht fällt herein, klar und mächtig, und zieht nach oben. Tiefenpsychologisch ist dies das Symbol der Individuation (= der Prozess, in dem der Mensch zu dem wird, was er im Innersten ist), des Herausgehens aus der Finsternis mit einem neuen Bewusstsein. Wer durch die Dunkelheit gegangen ist, wer sein altes Ich 'sterben' ließ, der kann in eine neue Gestalt geboren werden. Dies entspricht dem Archetyp der Auferstehung: Das Licht ist nicht nur ein physisches Licht, sondern das Symbol des Selbst, der Ganzheit, die den Menschen ruft.

3. Der Prozess: Stirb und Werde
Beide Bilder zusammengenommen bilden die Dynamik ab, die Jung immer wieder beschreibt:
Untergang: das Alte, Starre, Selbstbezogene muss zerbrechen.
Wandlung: der Mensch wird verwandelt, wenn er sich den Abgründen stellt.
Aufstieg: aus der Dunkelheit erwächst neues Leben, ein neues Selbst.
Dies ist das, was Goethe in seinem berühmten Wort 'Stirb und Werde' fasst, und was Jung als universales Muster (Archetyp) des menschlichen Werdens versteht.

4. Existenzielle Bedeutung
Psychologisch bedeutet dies: Jeder Mensch trägt in sich die Notwendigkeit dieses Weges. Wer sich dem Abstieg verweigert, bleibt innerlich fragmentiert, oberflächlich oder verkrampft. Wer den Mut hat, durch die Dunkelheit zu gehen, erlebt Wandlung und Reifung. Das Bild der Stiege zeigt diesen Prozess nicht als statisch, sondern als Weg, als Bewegung.

So wird deutlich: Tod und Auferstehung sind nicht nur religiöse Symbole, sondern Ausdruck einer tiefen innerseelischen Wirklichkeit.

Gottes Wort ist Liebesbotschaft an uns

'Lange hab' ich mich gesträubt,
Endlich gab ich nach,
Wenn der alte Mensch zerstäubt,
Wird der neue wach!

Und so lang du dies nicht hast,
Dieses 'Stirb und Werde!'
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunkeln Erde.'

(J. W. v. Goethe, Selige Sehnsucht)

Goethe bringt in diesen Versen auf den Punkt, was das Leben und den Glauben durchzieht: Es braucht das Sterben des Alten, damit das Neue geboren wird. 'Stirb und Werde' - das ist nicht nur ein dichterisches Wort, sondern ein tiefes Lebensgesetz.

In der oberen Hälfte der Collage sehen wir eine Stiege, die hinabführt in die Finsternis. Die Mauern sind dunkel, die Luft schwer, das Licht kaum sichtbar. Dieses Bild spricht von jenen Zeiten, in denen wir hinabsteigen müssen in die Tiefen unserer Seele: in Verfehlungen, Angst, Trauer, Verzweiflung - in das, was wir gerne verdrängen.

C. G. Jung nennt diesen Weg den notwendigen Abstieg ins Unbewusste. Ohne ihn bleibt der Mensch oberflächlich, gefangen in seinem alten Ich. Aber wer den Mut hat, hinabzusteigen, erfährt, dass das Alte zerbricht - und dass darin schon das Neue keimt. Das ist das 'Stirb'.

Die untere Hälfte der Collage zeigt ebenfalls eine Stiege - diesmal führt sie nach oben. Durch die Öffnung strömt helles Licht herein, mächtig und klar. Die Dunkelheit bleibt zurück, das Ziel liegt im Licht. Dies ist das Bild der Auferstehung. Das Neue, das im Dunkel gereift ist, tritt nun ans Licht. Das ist das 'Werde'. Jung nennt es das universale Muster von Untergang und Wandlung, von Tod und Auferstehung. Das Leben ist nicht statisch - es ist Prozess, es ist Bewegung.

Paulus drückt dieselbe Wahrheit im Römerbrief aus:
'Wir sind mit Christus zusammen begraben worden durch dieses Untertauchen in den Tod. Genauso wie der Messias wieder zum Leben erweckt wurde durch die wunderbare Herrlichkeit des Vaters, so werden auch wir unser Leben in einer ganz neuen Wirklichkeit führen. Denn wenn wir ganz und gar mit ihm zusammengewachsen sind in einer völligen Verbundenheit mit seinem Tod, dann werden wir auch in der Auferstehung von den Toten ganz eins mit ihm sein.' (Röm 6,4-5)

Die Taufe ist genau dieses Geschehen: Abstieg und Aufstieg. Ein Untertauchen - ein Sterben. Ein Auftauchen - ein neues Leben im Licht.

Goethes Wort 'Stirb und Werde' und die Botschaft des Römerbriefs zeigen dieselbe Wahrheit: Das Leben ist Wandlung. Das Alte vergeht, das Neue wird geboren. Tod und Auferstehung sind nicht nur letzte Wirklichkeit, sondern täglicher Prozess.

So werden die Stiegen in unserer Collage zu einem Bild des Glaubens: Wir steigen hinab - und wir steigen hinauf. Wir sterben - und wir werden neu. Und wir dürfen gewiss sein: Oben erwartet uns das Licht.