Mein spiritueller Weg in meiner Jugendzeit

Meine Berufswahl - eine Berufung

Zwischen meinem 13. und 15. Lebensjahr durchlebte ich eine weithin unbeschwerte Jugend. Ich machte das, was junge Leute in diesem Alter gerne tun. Als es darum ging einen Beruf zu wählen, meldete sich zuerst mein Ego und ich wollte unbedingt mit dem Kopf durch die Wand. Ich wollte um jeden Preis eine Lehre als Bäckerin absolvieren, vor allem um nicht dem aufgezwungenen Willen und der Entscheidung meiner Mutter zu folgen. Sie wollte, dass ich eine bestimmte Haushaltungsschule besuche, die von einem Frauenorden geführt wird. Sie entschied das, ohne mit mir darüber zu sprechen, und daher musste ich dagegen rebellieren; denn ich erkannte zu diesem Zeitpunkt darin überhaupt keinen Sinn für mich.

Aus verschiedenen Gründen war es mir nicht möglich, in dem ausgewählten Betrieb die Lehre zu beginnen. So folgte ich der Entscheidung meiner Mutter. Heute weiß ich, dass Gott mich damals gelenkt hat. Seine Führung zeigt sich mir jetzt im Nachhinein ganz deutlich. Ich hatte eine Aufnahmeprüfung zu machen, die ich auf Grund meiner Schwäche in Mathematik nicht geschafft habe. Aus mir damals völlig unerklärlichen Gründen wurde ich trotzdem aufgenommen. Heute weiß ich, dass es für mich nicht darum ging, dort eine Schulkarriere zu durchlaufen. Es war einfach nur wichtig, dass ich dort war, damit mein spirituelles Wachstum voranschreiten konnte. Mit sechzehn Jahren wurde bei mir eine Krankheit diagnostiziert, die durch Mobbing und der damit verbundenen seelischen Belastung ausgebrochen ist. Hier begann mein bewusster spiritueller Weg und meine bewusste spirituelle Entwicklung, die ohne diese Umstände sicher nicht so schnell vorangeschritten wäre - davon bin ich überzeugt. Im Nachhinein betrachte ich meine Krankheit und alle Umstände, die dazu geführt haben, als großen Segen und ich bin Gott sehr dankbar dafür.

Durch den christlichen Schulalltag kam ich wieder in den bewussten Kontakt mit Gott und Jesus und wurde wieder auf den mir bestimmten Weg zurückgeführt. Darin fand ich mich sofort wieder. In der christlichen Gemeinschaft fühlte ich mich so wohl, dass ich eines Tages sogar den Entschluss fasste in den Orden einzutreten, der diese Schule führte. Später erkannte ich wie durch eine Eingebung, dass ich für das Ordensleben nicht berufen bin.

So sorgte Gott also dafür, dass sich sein Plan erfüllte, den er damals im Alter von zehn Jahren in mein Herz legte. Ich entschied mich für die Ausbildung zur Altenfachbetreuerin und schloss sie erfolgreich ab. In meinem Beruf als Fachsozialbertreuerin für Altenarbeit erlebe ich, dass Gott mich für meinen Beruf berufen hat.

Meine spirituelle Berufung

Von meinem großartigen Religionslehrer in der Volksschule habe ich schon erzählt. Meine erste bewusste Begegnung mit Jesus machte ich damals im Religionsunterricht. Als ich zum ersten Mal von Jesus und seinem Wirken und seinen Gleichnissen hörte, kam in mir ein intensives Gefühl der Vertrautheit und innigen Verbundenheit und Liebe zu Jesus auf. Ich spürte, dass bei Jesus eine Liebe zu finden ist, die in dieser Welt nirgends zu finden ist. Mit kindlichem Vertrauen wandte ich mich im Gebet an Jesus. Innig betete ich für die Heilung meiner erkrankten Mutter, dass sie nicht sterben muss. Während des Betens wurde ich jedes Mal in ein wohltuendes Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit eingehüllt. Im Gebet konnte ich die Gegenwart Jesu sehr stark spüren. Zu diesem Zeitpunkt spürte ich schon den tiefen Herzenswunsch, nahe bei Jesus zu sein, mit ihm zu gehen und ihm nachzufolgen. Jesus wurde schon damals mein großes Vorbild, und ich versuchte, so gut es mir damals möglich war, mich an ihm zu orientieren.

Schon in meiner Jugendzeit erkannte ich, dass ich zu mir selber finden und erkennen muss, wer ich bin, und wo mein Ursprung ist. Der Gedanke reifte in mir, dass ich ohne Nähe, Liebe und Kraft Gottes nicht leben kann. Ich vergleiche das mit einem Kind, das während des Spiels immer wieder schaut, ob seine Eltern noch da sind. Heute kann ich dieses Bedürfnis mit einem Gleichnis Jesu ausdrücken: Ich habe mein Lebenshaus auf Gott gebaut, damit es von Anfang an auf einem sicheren Fundament errichtet ist.

Meine bewusste spirituelle Entwicklung

Wie bereits erwähnt erkrankte ich mit sechzehn Jahren schwer. Ich musste Kortison einnehmen und bekam davon mit Fortdauer starke Depressionen. Ich war mit meinem Körper überhaupt nicht mehr einverstanden und fühlte mich total unwohl, weil ich durch die Wassereinlagerung aufgeschwemmt war und mein Körpergewicht stark zunahm. Nach einiger Zeit ging es mir körperlich zwar wieder besser, da die Symptome meiner Krankheit beseitigt waren, aber meiner Seele ging es schlecht. Es kam mir vor, als wollte sich meine Seele von meinem Körper trennen. Das machte meinen Zustand noch unerträglicher. Ich wusste nicht, was in mir vorging, und ich hatte keine Kontrolle mehr über mich. Ich war mir oft nicht sicher, ob ich noch in meinem Körper bin, und ich konnte die Grenzen und den Übergang zwischen der Materie und der geistigen Welt nicht mehr wahrnehmen. Diese Situation wechselte mit Augenblicken, in denen ich mich plötzlich eins mit Gott fühlte. In solchen Momenten erfuhr ich mich zwischen den Welten. Mit jemandem darüber zu sprechen, war ich nicht in der Lage. Für meine Familie, besonders für meine Mutter, war diese Zeit eine große Herausforderung. Sie war mit meinem Zustand einfach überfordert.

In dieser Zeit verstärkte und intensivierte sich die Beziehung zu Gott. Ich fühlte meinen Schutzengel nahe und meinen verstorbenen Großvater, den ich nur aus Erzählungen meiner Mutter und von alten Fotos kannte. Ich fühle mich bis heute stark zu ihm hingezogen. Wir sind uns in unserem Wesen und in unserer Spiritualität sehr ähnlich. In jener Zeit durchlebte ich eine spirituelle Wandlung, mein Ego wurde verwandelt und machte eine bewusste Reinigung durch. Damals fand auch meine Firmung statt. Auf Grund meiner Krankheit und der Krankenhausaufenthalte war ich kaum in der Lage, an der Firmvorbereitung teilzunehmen. Dennoch durfte ich das Firmsakrament empfangen. Wie bei vielen anderen Ereignissen erkannte ich später darin Gottes Wirken an mir, und dass meine Firmung eine ganz wichtige Stufe in meiner spirituellen Reifung war.

In der Nacht vor meinem Firmtag

Es kam mir vor wie ein Traum. Ich sah auf einmal großes, hell flackerndes Feuer. Es brannte sehr kräftig. Ich deutete es als Feuer der Liebe Gottes, das in meinem Herzen brennt, und ich spürte, dass ich für die Liebe Gottes brenne.

Meine Firmung mit der Botschaft: "Silvia, sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist" durfte ich ganz bewusst erleben.