Mensch, Menschheit, lerne, wie Frieden geht
Text: Lukasevangelium 21, 20–24 - Übersetzung: Elberfelder Bibel
20 Wenn ihr aber Jerusalem von Heerscharen umzingelt seht, dann erkennt, dass seine Verwüstung nahe gekommen ist! 21 Dann sollen die in Judäa auf die Berge fliehen, und die, die in seiner Mitte sind, daraus fortgehen, und die, die auf dem Land sind, nicht dort hineingehen. 22 Denn dies sind Tage der Rache, dass alles erfüllt wird, was geschrieben steht. 23 Wehe aber den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen! Denn große Not wird auf der Erde sein und Zorn gegen dieses Volk. 24 Und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes und gefangen weggeführt werden unter alle Nationen; und Jerusalem wird zertreten werden von den Nationen, bis die Zeiten der Nationen erfüllt sein werden.
Die Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n. Chr.
Historische Hintergründe und Ereignisse
Eroberung von Jerusalem (70 n. Chr.)
30. August 70 - Zerstörung des Tempels von Jerusalem
Gottes Wort ist uns Orientierung
Zur Zeit der Abfassung des dritten Evangeliums um das Jahr 90 n. Chr. lagen die Eroberung Jerusalems und die Zerstörung des Tempels im Jahre 70 n. Chr.durch die Römer schon zwei Jahrzehnte zurück.
Bei obigem Text handelt es sich um nachträgliche Geschichtsdeutung. Der biblische Autor sah dahinter ein Strafgericht Gottes über das jüdische Volk, weil es Jesus, den Christus (= den Messias) nicht angenommen, sondern getötet hatte.
Durchaus kann es sein, dass Jesus öfters darüber gesprochen hat, die Römer würden sich die ständigen Aufstände jüdischer Rebellen und die häufigen Anschläge jüdischer Partisanen gegen die römische Besatzungsmacht nicht mehr lange gefallen lassen. Hinlänglich war bekannt, dass Rom politische Unruheherde auf Dauer nicht gewähren lässt, sondern eines Tages grausam zuschlägt und sie gründlich bis zum Erdboden vernichtet.
Der Eroberung Jerusalems und der Zerstörung des Tempels durch die Römer ging der große jüdische Krieg gegen die Römer voraus. Er begann im Jahr 66 n. Chr. in Judäa, ausgelöst durch politische und religiöse Unterdrückung des jüdischen Volkes durch römische Statthalter. Israel glich damals einem Pulverfass. Der Krieg endete im Jahr 70 n.Chr. mit der völligen Vernichtung Jerusalems durch das haushoch überlegene römische Militär.
Jesus hat Gott als mütterlich und väterlich ewig Gütigen, grenzenlos Menschenfreundlichen, Barmherzigen und Vergebenden, unaufhörlich Geduldigen, Sanftmütigen und Gewaltfreien und absolut Friedvollen verkündet. Darum sind wir sicher, dass Jesus obige Worte, die uns das dritte Evangelium überliefert, nicht gesprochen hat. Sie wurden ihm in den Mund gelegt.
Gott lässt den einzelnen Menschen und die ganze Menschheit lernen. Gott schenkt uns die Zeit zum Lernen und Begreifen, dass Frieden und Menschlichkeit unendlich schöner und beglückender sind als Unfrieden, Gewalt und Krieg. Gott gibt uns alle Möglichkeiten zu lernen, wie Frieden, gewaltfreie Kommunikation und Konfliktlösung praktisch gehen.
Was Kriege an Elend und Armut, Not, Zerstörung und Vernichtung der Lebensgrundlagen, Angst und Schrecken anrichten, das weiß jeder, der Krieg erlebt hat, und das sehen wir, wenn wir uns mit der Geschichtet der Kriege bis in die Gegenwart auseinandersetzen. Kriege haben über unzählige Menschen immer nur unermessliches Leid und Unheil gebracht.
'Jerusalem, Jerusalem, Menschheit, Menschheit, Mensch, o Mensch, wenn du doch bald lernen würdest, was dir zum Frieden dient und Frieden bringt!', sagt uns Jesus - traurig und weinend.