Kein Ausgrenzen im Reich Gottes

Markusevangelium 5, 21–43

Jesus, wir laden dich ein, uns den Sinn dieses Evangeliums zu erschließen.

'Du gehörst nicht dazu.'
'Du bist anders. Du gehörst nicht zu uns.'
'Dein Aussehen gefällt uns nicht. Wir wollen dich nicht bei uns.'
'Du hast eine andere Hautfarbe. Wir mögen dich nicht.'
'Du hast eine sonderbare Eigenart. Du passt nicht zu uns.'
'Deine Abstammung und dein sozialer Stand entsprechen uns nicht.'
'Du hast eine andere Meinung als wir. Wir akzeptieren dich nicht.'
'Du bist ein Ausländer. Wir haben mit dir nichts gemeinsam.'
'Auf Grund deiner sexuellen Ausrichtung ist deine Mitarbeit bei uns unerwünscht.'
'Du warst im Gefängnis. Wir wollen mit so jemandem nichts zu tun haben.'
'Du hast uns schwer gekränkt. Verschwinde aus unseren Augen.'
'Du hast uns Schlimmes angetan. Wir brechen die Beziehung zu dir ab.'
'Du hast eine schlechte Vergangenheit. Wir möchten mit dir nicht in Berührung kommen.'
'Du gehörst einer anderen politischen Richtung an. Du hast bei uns nichts verloren.'
'Du bist mit deiner Meinung unbequem. Halte dich fern von uns.'
'Du hast Böses verübt. Du bist für uns gestorben.'
'Du bist Teil einer Minderheit. Wir grenzen dich aus.'
Ausgrenzen. Ausschließen. Absondern. Ausscheiden. Zurücksetzen. Grenzen errichten. Mauern aufstellen. Unsichtbare Mauern. Das gehört zum Alltag unter Menschen.

Ausgegrenzt wurde auch die Frau, die schon Jahre an Blutungen litt. Sie hatte nicht nur ein gesundheitliches Problem, sondern noch schwerwiegender ein religiöses und soziales. Das Gesetz grenzte sie aus, die Religion grenzte sie aus, Menschen grenzten sie aus. Frauen galten während der Regel, und solange sie Blutungen hatten, als unrein. So bestimmte es unser jüdisches Gesetz. So sah es unsere jüdische Religion vor. Während dieser Zeit durften Frauen nichts und niemanden berühren. Denn Dinge und Personen, die sie berührten, wurden ebenfalls unrein. Auch durften Unreine von niemandem berührt werden. Sonst machte sich jemand selber unrein. Unreine durften auch nicht am Gottesdienst teilnehmen. Denn auch Gott wendet sich von Unreinen ab. So war die damalige religiöse Überzeugung.

Diese Frau begegnete mir. Sie berührte mein Gewand. Sie übertrat damit das Gesetz. Sie setzte sich über religiöse Vorschriften hinweg. Sie überschritt Grenzen. Ich verurteilte sie nicht, sondern bestärkte ihren Glauben, ihr Vertrauen. 'Meine Tochter' sagte ich zu ihr und brachte damit zum Ausdruck: 'Du bist Gottes geliebtes Kind.'

Durch die Begegnung mit mir musste sie sich nun nicht mehr als Unberührbare vorkommen. Sie brauchte ihr Frausein nicht mehr abzuspalten, sondern konnte sich als Frau annehmen. Sie war nun ganz. Sie war geheilt.

Ich habe keine Grenzen und Mauern errichtet zu anderen, grenzte niemanden aus. Ich hielt Gemeinschaft mit Menschen, die in der Öffentlichkeit als Sünder abgestempelt waren. Ich setzte mich mit ihnen an einen Tisch und aß mit ihnen. Auch von Pharisäern und Schriftgelehrten, die mir das Leben schwer machten und schließlich meinen Tod verlangten, ließ ich mich zum Essen einladen. Keine Hand, die mir gereicht wurde, wies ich von mir. Selbst von meinen Peinigern und Mördern wandte ich mich nicht ab, sondern betete für sie.

Damit habe ich gezeigt: In der Welt des dreieinen Gottes, die ich Reich Gottes bezeichne, gibt es keine Schranken und Grenzen. Und kein Ausgrenzen, kein Abtrennen und kein Ausschließen. Im Reich Gottes gibt es auch die Schranke des Sterbens nicht. Ich fasste die Verstorbene an der Hand und richtete sie zu neuem Leben auf.

Danke, Jesus. Wir loben und preisen dich.