Jesus führt zur Ganzheit

Johannesevangelium 3, 16–18

Ja fürwahr so sehr liebt Gott die Welt, dass er den Sohn gibt, damit jeder an ihn Glaubende nicht verloren geht und nicht zu Grunde geht, sondern ewiges Leben hat.

Gott gibt sich der Welt hin, jedem einzelnen Geschöpf, uns allen. Er verschenkt sich an die Welt ohne Bedingung und Vorbehalt, ohne Einschränkung, ohne Wenn und Aber, mit allen Konsequenzen, bis zum Äußersten. In Jesus von Nazareth ist Gott Mensch. In ihm und durch ihn zeigt uns Gott seine unbegrenzt bejahende Zuwendung. Was auch immer die Menschen tun und mit Jesus tun, er zieht seine Güte und seine Freundlichkeit, seine Zuneigung und sein Wohlwollen keinen Augenblick von der Welt zurück.

Gott schenkt sich der Welt mit dem Ziel, dass keiner, der an ihn glaubt, das heißt: sich ihm öffnet, auf ihn vertraut und sich seiner Führung anvertraut, sich an ihm festhält, auf Jesus hört, auf Jesus schaut und von Jesus lernt, verloren und zugrunde geht. Was bedeutet hier das Nicht Verloren gehen, das Nicht Zugrunde gehen? Wir schauen auf Jesus. Jesus von Nazareth ist der größte Glaubende aller Zeiten und doch ist er - rein äußerlich betrachtet - untergegangen. Nach außen ist er gescheitert, zerbrochen worden, verloren- und zugrunde gegangen. Jedoch nur äußerlich, innerlich nicht im Geringsten. Verloren gehen, Zugrunde gehen hat in der Bibel eine innere Bedeutung. Es besagt: innerlich leer sein, innerlich wie tot sein, unerfüllt, ohne Leben, ohne Sinn, ohne Fülle, ohne wahre, bleibende Freude, ohne inneren Frieden.

Wer glaubt, das heißt: sich Gott öffnet, auf ihn vertraut, sich an ihm festhält, auf Jesus hört, auf Jesus schaut und von Jesus lernt, wird ewiges Leben haben. Unter dem Ausdruck „ewiges Leben” versteht die Bibel: Leben in Fülle, volles Leben, wahres Leben, Leben, das ganz ist, dem nichts mangelt.

Gott schickt den Sohn nicht in die Welt, damit er sie richtet und verurteilt, sondern damit die Welt durch ihn gerettet, geheilt, bewahrt, gesund gemacht und heil herausgeführt wird.

Im Menschen Jesus von Nazareth legt Gott sein Wesen offen. Er richtet und verurteilt nicht, sondern rettet, heilt, macht gesund und ganz. Jesus geht die Wege des Heiles und der Heilung. Sein Denken ist heilendes Denken. Sein Reden ist heilendes Reden. Sein Tun ist heilendes Tun. Damit ist er für die Welt und jeden einzelnen der Lehrer des Heils und der Heilung. Wir können und müssen von ihm lernen. Es geht nicht an, dass wir Jesus untätig zuschauen, und dass wir ihn allein wirken lassen und alles ihm für uns verrichten lassen. Es ist uns von Gott aufgegeben, von Jesus die Wege des Heils und der Heilung Schritt für Schritt selber gehen zu lernen. Diese Wege gehen zu lernen geht nicht von heute auf morgen. Das braucht Zeit, viel Zeit. Gott schenkt uns die Zeit zum Lernen. Die ganze Lebenszeit und darüber hinaus. Wir kommen um dieses Lernen nicht herum. Je früher wir damit anfangen und je konsequenter wir bei diesem Lernen sind, umso besser für uns. Denn die Folge ist für uns das anbrechende wahre Leben, das Leben in Fülle, unsere bleibende Freude, unser innerer Friede und unsere Ganzheit.