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Ein Sabbat.
Ein Haus voller Beobachter.
Ein Mann mit geschwollenem Leib,
schwer atmend, mit gesenktem Blick.
Die Bauchwassersucht hat ihn gezeichnet:
Der Körper wie ein aufgeblähter Sack.
Er sitzt da wie ein Vorwurf,
wie ein Störgeräusch
in der makellosen Kulisse religiöser Selbstsicherheit.
Niemand will ihn wirklich sehen.
Nur Jesus.
Jesus sieht nicht nur den geschwollenen Leib.
Er sieht die Scham,
die jahrzehntelange Last,
er hört den stummen Ruf nach Heilung.
Und er beobachtet die kalten Blicke der Frommen,
die mehr an das Gesetz glauben als an das Leben.
Dann legt Jesus die Hand auf den kranken Mann
mit Zärtlichkeit, mit göttlicher Freiheit.
Ein Schweigen liegt in der Luft.
Aber dieses Schweigen heilt nicht.
Es knebelt.
Jesus durchbricht es mit einer Frage:
'Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen?'
Er fragt nicht, um zu diskutieren,
sondern um das Herz freizulegen.
Denn was nützt ein Gesetz,
das Menschen leiden lässt?
Was ist das für ein Glaube,
der das Heil hinausschiebt,
um Regeln nicht zu verletzen?
Jesus heilt.
Ohne zu warten,
ohne Erlaubnis,
ohne Angst.
Er heilt nicht nur den Bauch,
er heilt auch den Raum.
Er durchleuchtet das System,
das Gott benutzt, um Kontrolle zu sichern.
Und er zeigt:
Wahrer Glaube sieht den Menschen.
Der Mann atmet auf.
Der Druck lässt nach.
Nicht nur im Leib,
sondern in der Seele.
Die Heilung fließt wie Wasser,
das endlich abfließen darf.
Jesus heilt nicht nur ganzheitlich,
Körper, Geist und Seele,
sondern auch Religion.
Er macht aus einem engen Gesetz
einen weiten Weg der Liebe.
Heilung von krankmachender Religion
Text: Lukasevangelium 14, 1-6 - Einheitsübersetzung neu
1 Und es geschah: Jesus kam an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen. Da beobachtete man ihn genau. 2 Und siehe, ein Mann, der an Wassersucht litt, stand vor ihm. 3 Jesus wandte sich an die Gesetzeslehrer und die Pharisäer und fragte: Ist es am Sabbat erlaubt zu heilen, oder nicht? 4 Sie schwiegen. Da berührte er den Mann, heilte ihn und ließ ihn gehen. 5 Zu ihnen aber sagte er: Wer von euch wird seinen Sohn oder seinen Ochsen, der in den Brunnen fällt, nicht sofort herausziehen, auch am Sabbat? 6 Darauf konnten sie ihm nichts erwidern.
Gottes Wort ist wie ein Stern in der Dunkelheit
1. Der Rahmen: Der Sabbat - ein Tag der Barmherzigkeit?
Jesus ist an einem Sabbat eingeladen zum Essen bei einem führenden Pharisäer. Es ist kein gewöhnliches Mahl. Es ist eine
Szene der Beobachtung, der Kontrolle. Man will ihn prüfen, ob er das Sabbatgesetz beachtet. Jesus
betritt dieses Haus voller Spannung und bringt Licht hinein. Denn er bringt Barmherzigkeit an einen Ort der Berechnung. Schon allein seine
Anwesenheit ist eine Provokation: Wird er wieder gegen Regeln verstoßen? Wird er heute wieder heilen?
2. Die Krankheit: Bauchwassersucht: ein schweres, langsames Leiden
Mitten in diese gespannte Szenerie tritt ein Mann. Der Text sagt schlicht: 'Und siehe, vor ihm stand ein Mann, der an Wassersucht litt.'
Die alte medizinische Bezeichnung Wassersucht beschreibt heute, was wir Aszites nennen: eine krankhafte Flüssigkeitsansammlung im
Bauchraum. Der Bauch des Menschen ist sichtbar geschwollen, angespannt, rund, schwer. Meist ist das Symptom einer tieferliegenden,
chronischen Erkrankung: Leberzirrhose, Herzinsuffizienz, Tumorerkrankungen, Nierenschäden. Die Folgen sind: Atemnot, Druckgefühl,
Bewegungsunfähigkeit, oft auch soziale Isolation. Der Kranke ist nicht akut in Lebensgefahr, aber er ist schwer belastet
körperlich wie seelisch. In biblischer Zeit galt ein solcher Mensch als unrein und manchmal auch als von Gott geschlagen. Die
Krankheit wurde mit innerer Gier, Maßlosigkeit oder moralischem Ungleichgewicht in Verbindung gebracht.
'Und siehe ...' - dieser kleine Ausdruck ist im Lukasevangelium fast wie ein Weckruf. Da ist etwas, was auffällt, was uns nicht entgehen darf: Ein leidender Mensch steht vor Jesus. Nicht versteckt. Nicht ignoriert. Nicht weggeschoben. Jesus sieht nicht Schuld. Er sieht Not. Jesus tut, was er immer tut: Er schaut hin mit den Augen der Barmherzigkeit. Er sieht den Menschen, nicht nur die Krankheit. Er sieht das Leid, nicht das Gesetz. Er sieht das Jetzt, nicht das 'Man darf nicht'.
4. Die Frage: Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen?
Jesus wendet sich an die Anwesenden, die Theologen, Gesetzeslehrer, Pharisäer - und fragt: 'Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen,
oder nicht?' Die Frage ist brisant. Denn am Sabbat soll nicht gearbeitet werden. Und Heilen galt als Arbeit. Es war nur erlaubt, zu
handeln, wenn Lebensgefahr bestand. Alles andere musste warten. Doch Jesus wartet nicht. Er fragt und dann handelt er. Er berührt ihn.
Er heilt ihn. Er entlässt ihn erleichtert, geheilt, befreit. Der Mann muss nicht warten. Er darf heute aufatmen. Heute leben. Heute
erlöst sein.
5. Symbolische Deutung: Die Bauchwassersucht in uns
Man kann die Wassersucht auch symbolisch lesen. Ein Mensch ist 'übervoll', aufgedunsen, beladen mit dem, was er nicht mehr tragen kann.
Wer von uns kennt nicht diesen Zustand? Voll von Angst, Sorgen, Erwartungen. Übervoll von Schuldgefühlen, ungelösten
Konflikten, nrgativen Gottesbildern. Beladen mit dem, was wir nicht aussprechen, nicht loslassen, nicht heilen konnten. Viele Menschen leben
mit innerem Druck. Sie können kaum atmen, kaum sich bewegen, nicht bloß körperlich, sondern vor allem seelisch.