Ich will lieber ganz sein als gut - Die dunklen Seiten in mir
Gottes Wort ist unseres Fußes Leuchte und Licht auf unserem Weg
In jedem Menschen gibt es lichtvolle Seiten. In jedem. Und in jedem Menschen gibt es auch die dunklen Seiten. In jedem.
Am Beginn unseres Lebens sind wir ganz und leben in innerer Einheit, in Frieden und Harmonie mit uns selbst. Im Laufe unseres Aufwachsens werden wir geprägt von Eltern, Lehrern und verschiedenen Bezugspersonen. In dieser Zeit „lernen” wir, was „gut” und „böse” ist. Wir lernen durch Reaktionen unseres Umfeldes auf unser Verhalten, durch Zurechtweisung, Bestrafung, Liebesentzug und Ablehnung: So wie wir sind, sind wir nicht gut. Deshalb beginnen wir Teil um Teil von unserer Person abzuspalten. Dabei verlieren wir immer mehr unsere ursprüngliche Einheit und Ganzheit.
Auf unsere abgespaltenen Anteile vergessen wir schlussendlich. Aber vergessen heißt nicht, dass diese Anteile von uns spurlos verschwunden sind.
Sie sind bloß aus unserem Bewusstsein in unser Unbewusstes abgesunken und wirken hier – meist zerstörerisch. Das sind die dunklen Seiten in uns, unsere verborgenen Schattenseiten.
Unsere dunklen Seiten oder Schattenseiten sind unsere Eigenschaften, Charakterzüge und Verhaltensweisen, die wir an uns selber oder andere an uns nicht mögen. Wir bekämpfen sie und möchten sie am liebsten auslöschen. Wir lehnen die dunklen Seiten in uns ab, daher verdrängen wir sie. Wir überdecken sie mit unsichtbaren Masken und verstecken sie vor anderen, weil wir uns dafür schämen und Angst haben, dass wir Zuwendung, Achtung und Wertschätzung verlieren, wenn andere unsere dunklen Seiten sehen. Wir versuchen auch, sie vor uns selbst zu verbergen. Wir spiegeln unsere dunklen Seiten auf andere, um sie dann bei anderen abzulehnen und zu verurteilen. Alle Eigenschaften und Verhaltensweisen, die uns an anderen nicht gefallen, sind Eigenschaften und Verhaltensweisen, die wir selber an uns haben, aber nicht annehmen. Wir wollen sie nur nicht wahrhaben und uns nicht eingestehen, dass sie in Wahrheit Teile von uns selber sind.
Solange wir Anteile unserer Person ablehnen, bekämpfen und abspalten, sind wir mit uns selber uneins, leben in innerer Disharmonie und vergeuden wertvolle Lebensenergie. Ziel ist die Wiederherstellung der ursprünglichen Ganzheit, der inneren Einheit und Harmonie des Anfangs.
Der bekannte Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung sagte einmal: „Ich will lieber ganz sein als gut.“ Es geht darum, einen Lernprozess in Gang zu setzen, mit unseren dunklen Seiten Frieden zu schließen, sie zu integrieren, sie als Teile, die zu uns gehören, anzunehmen, zu bejahen und zu umarmen. Dabei kann uns das Vertrauen helfen, dass wir von Gott in unserer Ganzheit angenommen sind.
Gott umfängt den ganzen Menschen mit seiner Gnade, nicht nur Teile an ihm. Wenn wir unsere dunklen Seiten annehmen, werden wir erkennen, welche Schätze in ihnen verborgen sind und welche Stärken wir für uns aus ihnen gewinnen.