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Zwei Bilder erzählen eine einzige Geschichte.
Oben der Glanz: ein Tisch, schwer von Gold,
prunkvoll gedeckt, erfüllt von Überfluss
und Selbstverständlichkeit.
Alles ist da - und noch mehr.
Unten das Gegenteil: ein Mensch am Boden,
in Decken gehüllt, hungrig, erschöpft, übersehen.
Einsamkeit und Bedürftigkeit zeichnen sein Bild.
Es ist leicht, sie getrennt zu sehen -
hier Reichtum, dort Armut.
Doch dieses Bild will tiefer führen.
Es zeigt nicht nur zwei Welten da draußen.
Es zeigt zwei Räume in uns selbst.
In jedem von uns lebt der, der besitzt,
und der, der entbehrt.
In uns gibt es die Seite, die satt und stark ist,
und die Seite, die hungrig und schwach bleibt.
Und oft ist da eine große Kluft zwischen ihnen -
eine verschlossene Tür mitten in der Seele.
Die Einladung dieses Bildes ist still, aber eindringlich:
Schau nicht nur nach außen.
Sieh die beiden Seiten in dir selbst.
Öffne die Tür zwischen ihnen.
Lass deine Strke sich zu deiner Verletzlichkeit neigen.
Lass deinen Überfluss deinen Hunger berühren.
Dort, wo Thron und Bettelhand sich begegnen, beginnt Heilung.
Dort wächst Ganzheit.
Die große Kluft - der reiche Prasser und der arme Lazarus in uns
Text: Lukasevangelium 16, 19–31 - Übersetzung: Das Buch
19 Es lebte einmal ein reicher Mann, der sich immer mit der allerteuersten purpurfarbenen Kleidung und den feinsten Leinengewändern kleidete. Dabei ließ er es sich so richtig gut gehen und lebte in Saus und Braus. 20 Gleichzeitig lebte direkt vor seiner Haustür ein armer Mann namens Lazarus. Sein Körper war völlig mit Geschwüren übersät. 21 Er hoffte immer darauf, sich so richtig satt essen zu können an den Essensresten, die vom Tisch des reichen Manns herunterfielen. Stattdessen kamen die Hunde und leckten auch noch an seinen Wunden. 22 Schließlich geschah das: Der Arme starb und wurde von den Engeln Gottes in den väterlichen Schoß Abrahams getragen. Dann starb auch der Reiche und wurde beerdigt. 23 Als er in der Unterwelt war, wo er große Qualen erlitt, blickte er nach oben und sah von Weitem Abraham, der Lazarus in seine Arme geschlossen hatte. 24 Da rief er: 'Abraham, Vater, hab Mitleid mit mir und schicke Lazarus! Er soll nur seine Fingerspitze in Wasser tauchen und damit meine Zunge benetzen! Denn ich leide sehr in diesem Feuer!' 25 Aber Abraham antwortete: 'Kind, erinnerst du dich daran, wie du so viel Gutes in deinem Leben erfahren hast und Lazarus genauso viel Schlechtes. Nun wird er hier getröstet, während du leidest. 26 Und außerdem klafft zwischen uns und euch eine gewaltige Kluft. Selbst die, die von hier zu euch hinübergehen wollen, können das nicht, und genauso wenig kann einer von dort hierher zu uns gelangen.' 27 Da sagte der reiche Mann: 'Dann bitte ich dich, Vater, dass du ihn in das Haus meines Vaters zu meiner Familie sendest. 28 Denn ich habe noch fünf Brüder. Die soll er aufrütteln, damit sie nicht auch noch an diesen Ort der Qual kommen!' 29 Doch Abraham antwortete: 'Sie haben doch die Bücher von Mose und den Propheten! Die sollen sie ernst nehmen!' 30 Da sagte er noch einmal: 'Nein, Vater Abraham! Sondern, wenn jemand von den Toten wieder zu ihnen zurückkehrt, dann werden sie ihr Leben sicherlich ändern!' 31 Doch Abraham sagte: 'Wenn sie Mose und die Propheten nicht ernst nehmen, dann werden sie auch nicht überzeugt werden, wenn einer von den Toten wieder aufersteht.'
Tiefenpsychologische Überlegungen
Das Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus ist mehr als eine Sozialkritik - es ist ein Spiegel unserer inneren Wirklichkeit. Die beiden Bilder dieser Collage verdeutlichen das: Oben der übervolle Tisch, Zeichen für Macht, Kontrolle, Sicherheit und Besitz. Unten der Mensch am Boden, Symbol für Bedürftigkeit, Verwundbarkeit, Abhängigkeit. Zwei Welten - und doch gehören sie zusammen. Denn beide leben auch in uns selbst.
Der 'reiche Mann' ist tiefenpsychologisch die Seite unseres Ichs, die sich stark glaubt, die Fülle sucht, die Kontrolle liebt und keine Grenzen kennt. Sie sonnt sich im Glanz ihrer Erfolge und will nichts wissen von Leid oder Ohnmacht. Sie sperrt sich ein hinter goldenen Mauern - nicht nur vor anderen, sondern auch vor den eigenen inneren Abgründen.
Lazarus hingegen steht für die verdrängte, oft vergessene Seite in uns - jene, die schwach ist, die sich sehnt, die hungert nach Liebe, Sinn und Zuwendung. Er liegt nicht weit entfernt - er liegt 'vor der Tür', wie Jesus sagt. Genau dort: an der Schwelle unseres Bewusstseins. Doch diese Tür bleibt oft verschlossen. Wir wollen unsere Bedürftigkeit nicht sehen. Wir haben Angst, dass sie uns schwach macht. Und so entsteht eine 'große Kluft' zwischen unserem glänzenden Selbstbild und unserem verletzlichen Inneren.
Die tiefenpsychologische Botschaft dieses Gleichnisses ist klar: Diese Kluft muss jetzt überwunden werden. Nicht erst nach dem Tod. Jetzt ist der Augenblick, Lazarus hereinzuholen. Jetzt ist die Zeit, die ausgeschlossenen Teile unserer Seele anzuschauen und anzunehmen. Denn erst wenn der 'reiche' Teil in uns dem 'armen' Teil begegnet, kann Heilung geschehen. Erst wenn wir unsere Bedürftigkeit nicht mehr verdrängen, sondern umarmen, wird Ganzheit möglich.
Die Collage ist so auch ein Spiegel unseres Weges: zwischen Glanz und Armut, zwischen Haben und Sein, zwischen Macht und Ohnmacht. Wo wir die Tür zwischen beiden öffnen, beginnt Wandlung. Und dort, wo der Reiche und der Arme in uns sich nicht länger bekämpfen, sondern einander die Hand reichen, entsteht das, was Jesus 'Reich Gottes' nennt - nicht irgendwo jenseits, sondern mitten in uns.
Gottes Wort leitet uns an zu innerer Ganzheit
Oben auf dem Bild: ein Tisch, schwer gedeckt mit Gold, Kristall und Überfluss. Ein Raum voller Glanz und Sicherheit. Unten: ein Mensch auf dem kalten Boden, in eine Decke gehüllt, hungrig, erschöpft, übersehen. Zwei Welten, die nicht zusammenzupassen scheinen.
So erzählt auch Jesus sein Gleichnis: von einem reichen Mann, der täglich in Luxus lebt, und von Lazarus, dem Armen, der vor seiner Tür liegt. Tag für Tag, Jahr für Jahr - der eine im Überfluss, der andere im Elend. Und zwischen ihnen: eine verschlossene Tür.
Dieses Bild rührt uns auf den ersten Blick als eine Geschichte von Ungerechtigkeit. Es ruft nach sozialem Bewusstsein und Verantwortung - und das ist richtig. Doch wenn wir tiefer hören, dann erzählt Jesus hier nicht nur von einer Spaltung da draußen, sondern auch von einer Spaltung in uns selbst.
Der Reiche steht nicht nur für andere. Er steht auch für eine Seite in uns. Für die Seite, die stark sein will, unabhängig, erfolgreich. Für das Ich, das gerne glänzt und Kontrolle hat. Diese Seite liebt es, sich selbst zu genügen. Sie fürchtet Schwäche und will nichts wissen von dem, was sie infrage stellen könnte.
Und Lazarus? Er ist die andere Seite in uns - die verletzliche, bedürftige, zarte Seite. Er ist unser Hunger nach Liebe. Unsere Sehnsucht nach Sinn. Unsere Angst, die wir nicht zeigen wollen. Unsere Wunden, die wir lieber verdrängen. Lazarus liegt nicht weit weg - er liegt 'vor der Tür', sagt Jesus. Genau dort: am Rand unseres Bewusstseins.
Doch diese Tür bleibt oft verschlossen. Wir sperren den verletzlichen Teil unserer Seele aus, weil wir meinen, stark sein zu müssen. Wir wollen uns nicht eingestehen, dass wir arm sind - innerlich arm, angewiesen, unvollkommen. Und so entsteht eine 'große Kluft' - nicht nur zwischen Menschen, sondern mitten in uns.
Im zweiten Teil des Gleichnisses vertauschen sich die Rollen. Lazarus liegt geborgen in Abrahams Schoß, während der Reiche leidet und sich nach einem Tropfen Wasser sehnt. Zwischen ihnen liegt nun eine unüberwindliche Kluft.
Das ist mehr als ein Bild für Himmel und Hölle. Es ist ein Bild für die Spaltung, die wir in uns selbst schaffen, wenn wir einen Teil unserer Seele verdrängen. Solange der Reiche und der Arme in uns getrennt bleiben, solange wir unsere Bedürftigkeit ignorieren, bleibt der Abgrund bestehen.
Jesu Botschaft ist keine Drohung, sondern eine Einladung: Jetzt ist die Zeit, die Tür zu öffnen. Jetzt können wir Lazarus hereinholen. Jetzt können wir die Kluft überbrücken, indem wir lernen, beide Seiten in uns anzunehmen.
Was heißt das? Es heißt, dass wir unsere Verletzlichkeit nicht länger als Schwäche sehen, sondern als Weg zur Tiefe. Dass wir nicht nur unsere Stärke, sondern auch unsere Ohnmacht leben dürfen. Dass wir aufhören, den inneren Lazarus zu übersehen, sondern ihm Raum geben - mit all seiner Sehnsucht, seinem Hunger, seiner Bedürftigkeit.
Und es heißt auch: Wenn wir das in uns lernen, können wir es auch nach außen leben. Dann bleiben Menschen nicht länger vor unseren Türen liegen. Dann werden wir fähig zu Mitgefühl. Dann sehen wir den anderen nicht mehr als Störung, sondern als Spiegel unserer selbst.
Die Collage vor uns zeigt zwei Welten - und doch gehören sie zusammen. Denn beide sind Teile derselben Wirklichkeit, Teile desselben Menschen, Teile derselben Seele. Wenn der 'reiche' Teil in uns sich dem 'armen' zuwendet, wenn Stärke und Bedürftigkeit einander die Hand reichen, geschieht Wandlung. Die Kluft beginnt sich zu schließen. Wir werden ganz.