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Links sitzt der Filialleiter am Schreibtisch,
freundlich lächelnd,
während er telefoniert und Rechnungen prüft.
Die junge Mutter mit ihrem Kind strahlt im Hintergrund Dankbarkeit aus.
Es ist der Moment des Erlassens, des leichter werdenden Lebens.
Rechts steht derselbe Mann im Laden am Tresen, mit Stift in der Hand.
Ein junges Paar blickt ihn dankbar und erleichtert an,
während er Beträge durchstreicht.
Es ist die Geste der Großzügigkeit, die Vertrauen schafft.
Beide Bilder zusammen erzählen von Entlastung und Beziehung:
Schulden werden reduziert, Angst verwandelt sich in Hoffnung.
Das Licht liegt auf den Gesichtern - sichtbar wird, was bleibt:
menschliche Nähe und Freundschaft,
die stärker sind als Besitz.

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Text: Lukasevangelium 16, 1-9 - Übersetzung: Das Buch

1 Und auch das erzählte Jesus seinen Schülern: Ein wohlhabender Mann hatte einen Geschäftsführer angestellt. Es wurde ihm nun berichtet, dass dieser Geschäftsführer seinen Besitz veruntreute. 2 Da ließ er ihn zu sich kommen und sagte: 'Was muss ich da von dir hören? Gib mir einen Rechenschaftsbericht über deine Geschäftsführung, denn du kannst von jetzt an nicht mehr meinen Besitz verwalten!' 3 Da überlegte der Geschäftsführer: 'Was kann ich jetzt nur tun? Denn das steht fest: Mein Chef nimmt mir die Geschäftsführung weg! Zu körperlicher Arbeit bin ich nicht fähig und ich schäme mich zu betteln! 4 Ich weiß, was ich machen werde, damit die Leute mich dann, wenn ich meiner Verwaltungsaufgabe enthoben werde, in ihren Häusern freundlich aufnehmen!' 5 Und so rief er jeden Einzelnen von denen, die seinem Arbeitgeber etwas schuldeten, herbei. Den Ersten fragte er: 'Wie viel schuldest du meinem Herrn?' 6 Da sagte der: 'Einhundert Amphoren Öl.' Der aber sagte ihm: 'Nimm deine Papiere, setz dich schnell hin und schreibe stattdessen fünfzig!' 7 Dann sagte er zum Nächsten: 'Und du, wie hoch ist deine Schuld?' Der sagte: 'Hundert Sack Getreide!' Da sagte er: 'Nimm deine Papiere und schreib achtzig!' 8 Da lobte der Herr den Geschäftsführer, der so ungerecht gehandelt hatte, weil er sich schlau verhalten hatte. Denn es ist so: Die Menschen, die ganz in dieser gegenwärtigen, vergänglichen Welt verwurzelt sind, sind gewiefter als die Menschen, die im Licht Gottes leben, aber nur, was ihr Leben hier und jetzt in dieser Generation betrifft! 9 Ich sage euch: Verschafft euch Freunde mit dem Mammon, dem Geld, das zur Ungerechtigkeit verleitet. Wenn euch das Geld dann nicht mehr helfen kann, werden sie euch aufnehmen in die Wohnungen, die ewig bleiben.

Tiefenpsychologische Deutung

Dieses Gleichnis berührt mehrere Ebenen der menschlichen Psyche:

a) Die innere Krise - der Punkt des Verlustes
Der Verwalter spürt: Ich werde abgesetzt.
Tiefenpsychologisch entspricht dies der Erfahrung, dass ein altes Lebenskonzept, eine bisherige Selbstsicherheit, nicht mehr trägt. Im Innern kommt es zur Kündigung: alte Rollen, Masken und Sicherheiten lösen sich auf. Es ist der 'Punkt ohne Rückkehr', wo das Ich gezwungen wird, kreativ neu zu reagieren.

b) Die Angst vor Entwertung
'Zu körperlicher Arbeit bin ich nicht fähig und ich schäme mich zu betteln!'
Hier zeigen sich Grundängste der Seele: Angst, nutzlos zu sein, Angst vor Ohnmacht, Angst vor dem sozialen Abstieg. Das sind archetypische Urängste, die viele Menschen kennen. Sie führen uns an die Grenze unserer Selbstbilder.

c) Der kreative Trick
Der Verwalter entwickelt eine Strategie: er reduziert die Schulden der anderen.
Tiefenpsychologisch zeigt sich darin: In der Krise erwacht die Fähigkeit, neue Lösungen zu finden. Das Unbewusste stellt Ressourcen bereit, die vorher blockiert waren.
Die Schuldreduzierung kann symbolisch für innere Schuld-Entlastung gelesen werden: Wer anderen Schuld 'erlässt', erlöst zugleich eigene Schuldgefühle. Der Trick ist in Wahrheit eine Form von Vergebung, die nach innen wirkt.

d) Der Herr lobt die Klugheit
Das Überraschende ist: Der Herr kritisiert nicht den Betrug, sondern lobt die Umsicht.
Aus psychologischer Sicht: Das Unbewusste anerkennt kreative Krisenbewältigung. Es geht nicht um moralische Sauberkeit, sondern um Lebendigkeit, um die Fähigkeit, sich mit Geschick durch existentielle Bedrohungen zu navigieren.
Damit rührt das Gleichnis an die Grenze zwischen strenger Moral und psychischer Realität.

e) 'Die Kinder dieser Welt ... die Kinder des Lichts'
Jesus stellt einen scharfen Kontrast auf: Die Kinder dieser Welt sind manchmal klüger als die Kinder des Lichts.
Damit knüpft er an eine Ausdrucksweise an, die auch die Essener benutzten - eine jüdische Gemeinschaft zur Zeit Jesu, die sich selbst 'Kinder des Lichts' nannte. Für sie bedeutete das: strikte Absonderung von den 'Kindern der Finsternis', moralische Reinheit, klare Abgrenzung.
Tiefenpsychologisch kann man darin eine Haltung erkennen, die das Ich durch moralische Festgefahrenheit absichern will: hell gegen dunkel, gut gegen böse, rein gegen unrein. Jesus durchbricht dieses Schwarz-Weiß-Denken (= Dualismus). Er sagt: Auch die, die scheinbar im Dunkeln handeln, können klüger, lebensnäher, kreativer sein. Das ist eine Provokation für alle, die sich 'Kinder des Lichts' nennen.

f) 'Verschafft euch Freunde mit dem Mammon, dem Geld, das zur Ungerechtigkeit verleitet.'
Mammon symbolisiert hier die materielle Seite des Lebens, die oft als 'nieder' oder 'sündig' abgewertet wird. Jesus deutet sie paradox: Selbst das, was 'ungereinigt' wirkt, kann verwandelt werden in Beziehung, Freundschaft, Gemeinschaft.
Tiefenpsychologisch: Das 'Schattenhafte' in uns (Gier, Besitz, Ego) kann - wenn wir es kreativ und sozial nutzen - zu einer Kraft des Ganzwerdens werden. Nicht die Verdrängung, sondern die innere Verwandlung ist der Weg.

Zusammenfassung
Das Gleichnis ruft nicht zur Unehrlichkeit auf, sondern zur lebendigen Klugheit im Umgang mit Krisen.
Es entlarvt starre Moral und ruft zu einer dynamischen, schöpferischen Haltung.
Es lädt ein, Schuld und Schuldgefühle nicht zu verfestigen, sondern durch Vergebung und Entlastung in neue Beziehungen zu verwandeln.
Es ermutigt, auch die dunklen Seiten (den 'ungerechten Mammon') anzunehmen und in den Dienst des Lebens zu stellen.
Und es zeigt: Wer sich nur als 'Kind des Lichts' versteht, kann Gefahr laufen, die Lebensnähe zu verlieren. Die wahre Weisheit liegt darin, Licht und Schatten zu integrieren.

Worte des Lebens für uns

Dieses Evangelium ist eine Herausforderung. Jesus erzählt von einem Verwalter, der entlassen wird, weil er das Gut seines Herrn verschwendet hat. In seiner Not handelt er klug: er erlässt anderen einen Teil ihrer Schulden und gewinnt sich so Freunde. Und der Herr lobt ihn - nicht wegen seiner Unehrlichkeit, sondern wegen seiner Klugheit.

Um das verständlicher zu machen, möchte ich eine Geschichte aus unserer Zeit erzählen:
Da ist Markus Huber, Mitte vierzig, Filialleiter in einem Elektrogeschäft. Er kennt die Kunden, ihre Sorgen, ihre Nöte. Doch eines Tages wird er von seinem Vorgesetzten zu einem Gespräch zitiert: 'Wir müssen die Filiale schließen. In drei Monaten sind Sie arbeitslos.'

Markus bricht der Boden unter den Füßen weg. 'Was soll ich jetzt tun? Für schwere Arbeiten bin ich ungeeignet, von der Sozialhilfe leben will ich nicht. Da komme ich mir als Sozialschmarotzer vor.'

Doch dann hat er eine Idee. Er ruft seine Kunden an, nicht um noch rasch Umsatz zu machen, sondern um ihnen entgegenzukommen. Er erlässt Restbeträge, schenkt einer Mutter mit wenig Geld eine Reparatur. Er entlastet Menschen von Schulden. Und er merkt: So gewinnt er Vertrauen. Manche sagen: Herr Huber, wenn Sie einmal etwas Neues anfangen, melden Sie sich.'

Als sein Vorgesetzter davon hört, sagt er zum Filialleiter: 'Sie sind wirklich clever. Sie bauen Beziehungen auf, wo andere nur ans Geld denken.'

Genau darum geht es Jesus: In Krisen nicht zu verzweifeln, sondern kreativ zu handeln. Schuld zu entlasten, Freundschaften aufzubauen, Gemeinschaft zu stiften. Und dann spricht Jesus dieses Wort: Die Kinder dieser Welt sind klüger als die Kinder des Lichts.' Damit spielt er auf eine Gruppe seiner Zeit an: die Essener, die sich selbst 'Kinder des Lichts' nannten. Sie wollten sich streng von den sogenannten 'Kindern der Finsternis' abgrenzen, alles rein und unrein sauber trennen. Jesus aber sagt: So einfach ist das Leben nicht. Manchmal sind die, die im Schatten stehen, die Lebensklügeren. Manchmal zeigen gerade sie, wie man Krisen bewältigt, während die 'Frommen' in starren Mustern gefangen bleiben.

Das ist eine Provokation - damals wie heute. Denn Jesus rüttelt an unserem Bedürfnis, uns auf der 'richtigen Seite' zu wissen. Er stellt uns vor die Aufgabe, nicht in Schwarz-Weiß-Mustern zu verharren, sondern Licht und Schatten in uns zu integrieren und mit beidem kreativ umzugehen.

Darum sagt Jesus: 'Verschafft euch Freunde mit dem Mammon, dem Geld, das zur Ungerechtigkeit verleitet.' Er meint: Selbst mit dem, was uns klein und irdisch erscheint - Geld, Besitz, Einfluss - können wir Gutes tun, können wir Schuld erlassen, können wir Beziehungen stiften.

Was bleibt am Ende unseres Lebens? Nicht Besitz, nicht Titel, nicht Sicherheit. Was bleibt, sind Freundschaft, Güte, Liebe. Sie öffnen uns die Türen in die ewigen Wohnungen.