Die größte Zeitenwende aller Zeiten
oder: Vom Gesetz zur Liebe

Lukasevangelium 16, 14-18 - Übersetzung: Elberfelder Bibel

14 Dies alles hörten aber auch die Pharisäer, die geldliebend waren, und sie verhöhnten ihn (= Jesus, Anm.). 15 Und er sprach zu ihnen: Ihr seid es, die sich selbst rechtfertigen vor den Menschen, Gott aber kennt eure Herzen; denn was unter den Menschen hoch ist, ist ein Gräuel vor Gott. 16 Das Gesetz und die Propheten (gehen) bis auf Johannes; von da an wird die gute Botschaft vom Reich Gottes verkündigt, und jeder dringt mit Gewalt hinein. 17 Es ist aber leichter, dass der Himmel und die Erde vergehen, als dass ein Strichlein des Gesetzes wegfällt. 18 Jeder, der seine Frau entlässt und eine andere heiratet, begeht Ehebruch; und jeder, der die von einem Mann Entlassene heiratet, begeht Ehebruch.

Das Gesetz und die Propheten (gehen) bis auf Johannes (= den Täufer, Anm.) ; von da an (= d. h. von Jesus an, Anm.) wird die gute Botschaft vom Reich Gottes verkündigt.

Bei Jesus kommen alle negativen - Angst machenden, bedrohenden, richtenden, verurteilenden, strafenden, verdammenden, schrecklichen - Gottesbilder an ihr Ende. Jesu Verkündigung Gottes als den mütterlich und väterlich ewig Liebenden, den unendlich Gütigen, den grenzenlos Barmherzigen, den bedingungslos Vergebenden, als den uneingeschränkt Mitfühlenden und Verstehenden, als den unbegrenzt Sanftmütigen und Gewaltlosen, als den unermessslich Frieden, Licht und Herrlichkeit, Freude und Glückseligkeit, Geborgenheit, Trost und Heil Schenkenden ist nach unserer Überzeugung die alles übersteigendste, bedeutendste, wichtigste, herausragendste, wertvollste, kostbarste Zeitenwende der ganzen Welt- und Menschheitsgeschichte. In seiner Person, in seinem Denken, Reden und Tun hat uns Jesus seinen Gott verkündet, zu dem er voll Vertrauen guter Abba, lieber Vater, Papa gesagt hat, und zu dem auch wir unser guter Abba sagen dürfen. Jesus lädt uns ein, von ihm zu lernen und liebend und barmherzig zu werden wie er selbst und auf unseren guten Abba zu vertrauen wie er. Das ist die größte Aufgabe der ganzen Welt, Liebe und Güte leben zu lernen zu Menschen, Tieren und allen Geschöpfen.

Es ist aber leichter, dass der Himmel und die Erde vergehen, als dass ein Strichlein des Gesetzes wegfällt.

Parallelstelle im Matthäusevangelium 5, 18: (Übersetzung: Hoffnung für alle)

Ich versichere euch: Nicht der kleinste Buchstabe im Gesetz Gottes - auch nicht ein Strichlein davon - wird je an Gültigkeit verlieren, solange Himmel und Erde bestehen.

Im Hebräischen sind sich einige Buchstaben sehr ähnlich. Sie unterscheiden sich nur durch Serifen, feine Haarstriche am oberen oder unteren Ende des Buchstabens. Die Serifen sind mit den Strichlein gemeint.

Jesus hat die alten religiösen Gesetze, Gebote und Verbote nicht aufgehoben, sondern mit Liebe und Menschlichkeit erfüllt. Viele Gesetze sind an sich wertvolle Orientierungshilfen für unsere Freiheit. Ohne Liebe angewandt aber bleiben sie kalte und herzlose Paragrafen. Jesus hat sich nicht an unmenschliche Sabbatbestimmungen (z.B. das Verbot am Sabbat Menschen zu heilen) und nicht an die Rein-Unrein-Gebote gehalten, die Menschen, insbesondere Frauen geknechtet haben. Denn Gesetze sind dazu da, um Menschen zu befreien und nicht um sie zu versklaven.

Das ganze Gesetz

Jemand kam zu dem berühmten Rabbi Schammai und sagte: 'Was ist das religiöse Gesetz? Sag es mir in der Zeitspanne, wie ich auf einem Bein stehen kann.' Der Rabbi dachte an die fünf Bücher Mose und an all die Auslegungen zu diesen Büchern, die angeben, was alles wichtig ist. Er musste zugeben, dass es ihm unmöglich sei, alles in ein paar Sätzen zusammenzufassen.

Darauf ging der Mensch zu einem anderen berühmten Rabbi, zu Hillel, mit derselben Frage. Der antwortete sofort: 'Alles, was du willst, dass dir die Menschen tun, das tu ihnen!' Oder mit anderen Worten: 'Alles, was du von anderen erwartest, das erweise ihnen!' Oder nochmals anders ausgedrückt: 'Was du nicht willst, das man dir tu, das füge keinem andern zu!'