Wetterumschwung
oder
Es weht neuer Wind

Lukasevangelium 12, 54-59 - Übersetzung: Hoffnung für alle

54 Dann redete Jesus wieder zur Volksmenge: 'Wenn Wolken im Westen aufziehen, sagt ihr: ''Es gibt Regen'', und das stimmt auch. 55 Wenn der Wind von Süden weht, sagt ihr: 'Es wird heiß', und ihr habt recht. 56 Ihr Heuchler! Aus den Zeichen am Himmel oder auf der Erde könnt ihr das Wetter vorhersagen. Warum könnt ihr dann nicht beurteilen, was heute vor euren Augen geschieht? 57 Warum weigert ihr euch zu erkennen, was gut und richtig ist? 58 Wenn du jemandem etwas schuldig bist, dann setz alles daran, dich noch auf dem Weg zum Gericht mit deinem Gegner zu einigen. Sonst zerrt er dich vor den Richter, der wird dich verurteilen, und der Gefängniswärter wird dich ins Gefängnis stecken. 59 Und ich sage dir: Von dort wirst du nicht eher wieder herauskommen, bis du auch den letzten Rest deiner Schuld bezahlt hast.'

'Anzeichen für Wetterumschwünge in meteorologischer Hinsicht erkennt ihr, den Wetterumschwung, den neuen Wind, den neuen Geist, den ich bringe, könnt oder wollt nicht verstehen', sagt Jesus den Traditionsgebundenen, die weiterhin an der Gesetzesreligion festhalten. Für sie ist das Einhalten der 613 Gebote und etwa 2000 Zusatzbestimmungen das Wichtigste. Sie sehen Gott als den, der die Befolgung der Gebote peinlich genau überwacht, ihre Nichtbefolgung mit Strafen ahndet und wie ein Richter im juridischen Verständnis das Urteil spricht, die Beachter der Gesetze belohnt, die Nichtbeachter verurteilt mit Strafen bis zur ewigen Verdammnis.

Für die Traditionsanhänger ist ihre Religion Opferreligion. Sie glauben, mit Opfern, zum Beispiel mit dem Darbringen von Tieropfern im Tempel, Gottes Zorn besänftigen und sich Gottes Gunst sichern zu können.

Jesus bringt einen neuen Geist und zitiert das Wort eines alttestamentlichen Propheten: 'Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer.' Damit ist eigentlich alles gesagt. Jesus verkündet Gott als mütterlich und väterlich ewig Liebenden und Barmherzigen, als unendlich Gütigen, bedingungslos Vergebenden, Heilenden und Aufrichtenden.

Im obigen Text ist im Weiteren ein Gleichnis Jesu enthalten. Manche Schriftausleger deuten es irrtümlich als beängstigende Gerichtsdrohung Gottes. Für sie ist der Gegner im Gleichnis Gott, der Richter im Gleichnis Gott und der Gefängniswärter im Gleichnis Gott und das Gefängnis im Gleichnis, aus dem es keine Entlassung gibt, die ewige Verdammnis.

Für Jesus ist Gott niemals Gegner des Menschen, sondern der ewige Liebhaber aller seiner Geschöpfe, niemals ein strenger Richter, sondern ein liebevoll Aufrichtender und Heilender, niemals ein eiskalter Gerichtsvollzieher, sondern der gute Hirte, der alle seine Schafe heimbringt. Das ist der 'Wetterumschwung', der 'neue Wind', der 'neue Geist', der 'neue Wein in neue Schläuche'.

Jesus sagt mit diesem Gleichnis: 'Wie lange wollt ihr noch warten, euch von der Gesetzesreligion mit ihren nutzlosen Traditionen und Opferkulten zu lösen und meinen grenzenlos gütigen und barmherzigen Abba anzunehmen und von ihm Güte, Menschlichkeit und Barmherzigkeit zu lernen. Jeder Tag, an dem ihr noch in der alten Gesetzesreligion verharrt, ist ein verlorener Tag. Ich gebe euch ein neues Herz und einen neuen Geist. Ich nehme das versteinerte Herz aus eurer Brust und gebe euch ein lebendiges Herz, ein Herz, das fühlt, versteht und barmherzig liebt. Das ist mein Geschenk an euch. Nehmt es an! Zögert nicht!'