Das Paradies ist Geschenk

Lukasevangelium 23, 35-43

Kommentar

Wir haben zur Erzählung dieses Evangeliums einen Teil hinzugefügt.

Unter den Schaulustigen, die unter dem Kreuz Jesu standen, war auch jemand, der sich noch nie etwas zu Schulden kommen ließ, sondern immer redlich darauf bedacht war, sich treu an die religiösen Gebote und Verbote zu halten und ein grundanständiges, rechtschaffenes und unbescholtenes Leben zu führen. Es entging ihm nicht, wie die beiden Männer, die neben Jesus gekreuzigt waren, sich an Jesus wandten. Und er hörte den einen zu Jesus sagen: „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.” Da dachte er bei sich: „Ach, so einer, jetzt in seiner Todesangst, kurz bevor er elendiglich verreckt, kriecht er zu Gott hin und fleht ihn um Gnade an. Das hätte er sich früher überlegen müssen. Jetzt ist es zu spät. Sein Leben lang hat er Zeit gehabt, Gottes Gesetze zu beachten. Was er verbrochen hat, kann er jetzt nicht mehr gut machen. Ein Aufrührer war er, ein Terrorist, der den Mord an vielen Menschen auf seinem Gewissen hat. Gnadenlos, eiskalt und grausam ging er mit Menschenleben um. Und jetzt bittet genau er, dieser gemeine, ausgemachte Schurke und Gesetzesbrecher, um Gottes Gnade. Die verdient er nicht, die steht ihm nicht zu, die hat er verspielt. Die ewige Höllenstrafe gebührt ihm. Gott wird sein Bitten nicht erhören und sein Leben nicht annehmen, sondern ihn verachten und aus seinen Augen verstoßen. Er wird ihn verdammen und ihn im nie erlöschenden Feuer seine Schlechtigkeiten und Untaten abbüßen lassen, die er auf Erden verübt hat. Da könnte ja am Ende eines verwerflichen und verabscheuungswürdigen Lebens jeder kommen, wenn ihm das Wasser bis zum Hals steht, und Gott um Begnadigung anflehen. Wie kämen wir da dazu, wir, die Guten, die wir stets bemüht sind, Gottes Willen zu erfüllen, wenn Gott den Bösen ihre Sünden im letzten Moment noch vergeben würde. Das wäre uns Redlichen und Tugendhaften gegenüber im höchsten Maße ungerecht. Ja! Ja! Gott sei Dank, dass er ein gerechter Richter ist, der das Gute belohnt und das Böse bestraft. Gott sei gelobt, dass sein Erbarmen so einfach und so billig nicht zu haben ist.”

Dieser Teil steht nicht im Evangelium. Wir haben ihn erfunden.

Als der eine neben Jesus Gekreuzigte die Bitte ausspricht „Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst”, da zögert Jesus keinen Augenblick, sondern antwortet ihm unverzüglich: „HEUTE wirst du mit mir im Paradies sein.” HEUTE! Nicht nach abgeleisteter Buße, nicht nach gebührender Wiedergutmachung, nicht nach einer langen Aufarbeitung deiner Vergangenheit, nicht nach Bestrafung. Du hast HEUTE dein Herz für das Paradies geöffnet, HEUTE ist es dir geschenkt.

Das Paradies ist nicht Lohn für Verdienste, nicht Gegenleistung für Leistungen, sondern ist Geschenk Gottes, unverdientes Geschenk, reine Gnade.

Wer die Tür seines Herzens für das Paradies aufmacht, dem wird es von Gott gegeben.

So einfach ist es? Ja, so einfach!