Nur Mitglied zu sein nützt nichts

Lukasevangelium 3, 1–14 - Übersetzung: Elberfelderbibel

Biblische Karte zur Zeit Jesu
Israel zur Zeit Jesu

Klicke auf das Bild um es zu vergrößern!

1 Aber im fünfzehnten Jahr der Regierung des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter von Judäa war und Herodes Vierfürst von Galiläa und sein Bruder Philippus Vierfürst von Ituräa und der Landschaft Trachonitis und Lysanias Vierfürst von Abilene, 2 unter dem Hohen Priester Hannas und Kaiphas, geschah das Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn des Zacharias, in der Wüste.

Der Verfasser des Lukas-Evangeliums ordnet das Jesus-Ereignis in die damalige Weltgeschichte ein.

3 Und er kam in die ganze Landschaft am Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden;

Johannes der Täufer fordert Menschen in seiner Gottesverkündigung zur Umkehr auf. Als Zeichen ihrer Umkehr lassen sich Menschen von ihm im Jordanfluss taufen. Damit erlangen sie von Gott Vergebung ihrer Sünden. Ihre religiöse Leistung wird belohnt und abgegolten: ich gebe dir meine Umkehr, du vergibst mir dafür meine Sünden. So wird mit Gott ein Tauschgeschäft betrieben. Gott als Handelspartner des Menschen.

Umkehr von lebensverneinenden Wegen ist zwar immer notwendig, aber nicht zum Zwecke, mit Gott ins Geschäft zu kommen.

4 wie geschrieben steht im Buch der Worte Jesajas, des Propheten: "Stimme eines Rufenden in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Pfade gerade! 5 Jedes Tal wird ausgefüllt und jeder Berg und Hügel erniedrigt werden, und das Krumme wird zum geraden (Weg) und die holperigen zu ebenen Wegen werden; 6 und alles Fleisch wird das Heil Gottes sehen."

Der "Rufer in der Wüste" ist ein geschichtliches Bild. Wenn Machthaber durch ihren Machtbereich gereist sind, schickten sie zuvor Boten (Rufer) aus, die von den Leuten die Sanierung der Straßen verlangten, damit der Kaiser, König usw. mit seinem Gespann und seinem Gefolge auf den Straßen, die er anlegen ließ (= Königsstraßen), gut vorwärtskam.

Dieses Bild verwendet der Prophet Jesaja. Die Menschen müssen Gott den Weg bereiten, damit er zu ihnen kommen und ihnen das Heil bringen kann. Damit ist gemeint: Die Menschen brauchen nichts anderes zu tun, als das Geschenk der Liebe und des Heils von Gott anzunehmen.

Der Verfasser des Lukas-Evangeliums bezieht den "Rufer in der Wüste" auf Johannes den Täufer.

7 Er sprach nun zu den Volksmengen, die hinausgingen, um von ihm getauft zu werden: Otternbrut! Wer hat euch gewiesen, dem kommenden Zorn zu entfliehen? 8 Bringt nun der Buße würdige Früchte; und beginnt nicht bei euch selbst zu sagen: Wir haben Abraham zum Vater! Denn ich sage euch, dass Gott dem Abraham aus diesen Steinen Kinder zu erwecken vermag. 9 Schon ist aber die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt, jeder Baum nun, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen.

Die Predigt von Johannes dem Täufer ist Drohbotschaft, Einschüchterung, in Angst versetzen. Wer nicht umkehrt und sich taufen lässt, wird die Strafe Gottes zu spüren bekommen.

Sich darauf zu berufen, Nachkomme Abrahams, des großen an Gott glaubenden Stammvaters Israels zu sein und dem "auserwählten Volk" anzugehören, nützt nichts.

Nur Mitglied einer Religion oder Glaubensgemeinschaft zu sein, genügt nicht. Es bedarf der persönlichen Beziehung jedes einzelnen Menschen zu Gott.

10 Und die Volksmengen fragten ihn und sprachen: Was sollen wir denn tun? 11 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Wer zwei Unterkleider hat, gebe dem ab, der keins hat; und wer Speise hat, tue ebenso! 12 Es kamen aber auch Zöllner, um getauft zu werden; und sie sprachen zu ihm: Lehrer, was sollen wir tun? 13 Er aber sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als euch bestimmt ist! 14 Es fragten ihn aber auch Soldaten und sprachen: Und wir, was sollen wir tun? Und er sprach zu ihnen: Tut niemand Gewalt, und erpresst niemanden, und begnügt euch mit eurem Sold!

Menschen, verschiedene Berufsgruppen fragen Johannes den Täufer, was sie außer ihrer Umkehr und Taufe konkret noch tun müssen. Er trägt ihnen soziales Verhalten auf.