Kein negatives Denken im Reich Gottes

Lukasevangelium 4, 31–37

Die Evangelien sprechen an verschiedenen Stellen von "Dämonen" und "unreinen Geistern". Sie erzählen, dass Jesus Menschen von Dämonen und unreinen Geistern befreit hat.

Das Reden von Dämonen gehört in den Bereich der Mythologie. Da wird der "Dämon" als personifiziertes Wesen dargestellt, das von außen in einen Menschen kommt und von ihm Besitz ergreift. Tatsächlich ist der "Dämon" eine dem Menschen innewohnende, beklemmende und unheilvolle Energie.

Im "Faust", einem der bedeutendsten und meistzitierten Werke der deutschsprachigen Literatur lässt Johann W. Goethe Mephistopheles (= den Teufel) sich so vorstellen: "Ich bin der Geist, der stets verneint."

Meines Erachtens bringt Goethe damit das Wesen der sogenannten "bösen Geister" auf den Punkt. Näher hin bezeichne ich sie als "Geist des negativen, lebensverneinenden Denkens". Negatives Denken verströmt negative Schwingungen. Menschen, die sich Sensibilität bewahren, spüren die negativen Schwingungen unmittelbar. Negatives Denken ist der Ausgangspunkt für negative Worte und Taten und richtet im einzelnen Menschen und in der großen Welt unermessliches Leid an. Negatives Denken ist mir nicht fremd. Täglich begegne ich ihm in mir selbst und außerhalb von mir.

Negatives Denken tritt in vielen Formen auf. Auf fünf von ihnen gehe ich näher ein.

1. Negatives Denken im ständigen Werten und Beurteilen, Beschämen und Bloßstellen, im Schuldzuweisen, Anklagen, Richten, Verurteilen, in Vorurteilen und Feindbildern.

2. Negatives Denken in Schwarz-Weiß-Malerei:

Da wird eingeteilt in gut und schlecht, gut und böse, in normal und nichtnormal, in fromm und gottlos, in perfekt und fehlerhaft, schön und hässlich, modisch und altmodisch, in Heiliger und Satan, in Sieger und Versager, in Helden und Schwächlinge usw. usw.

3. Negatives Denken im Worst-Case Scenario:

Da wird immer der schlimmstmögliche Fall angenommen und befürchtet.

4. Negatives Denken in negativen Glaubenssätzen:

"Ich darf nicht nein sagen."
"Ich darf nicht schwach sein."
"Ich darf keine Gefühle zeigen."
"Ich muss funktionieren."
"Ich darf keine eigene Meinung haben."
"Ich bin nicht willkommen."
"Ich bin ein/e Versager:in."
"Ich kann nichts."
"Ich bin nichts."
"Ich bin nichts wert."
"Ich bin nicht gut genug."
"Ich bin unerwünscht."
"Ich muss immer für die Anderen da sein."
"Ich kann das nicht schaffen."
"Ich bin nicht liebenswert."
"Ich bin schuld."
"Ich habe sowieso immer Pech."
"Ich muss es allen Recht machen."
"Keiner nimmt mich ernst."
"Keiner beachtet mich."
"Keiner mag mich."
"Keiner interessiert sich für mich."
"Niemand hält es lange mit mir aus."
"Keiner versteht mich."
"Alle wollen mir Böses."
"Alle lachen über mich."
"Jeder denkt nur an sich selbst."
"Verlass dich auf andere und du bist verlassen."
"Nur dem Tüchtigen winkt das Glück."
"Hast was, dann bist was."
"Wer nichts leistet, soll auch nicht essen."
usw. usw.

5. Negatives Denken in negativen Gottesbildern:

Der angstmachende, zürnende, rachsüchtige, richtende, verurteilende, strafende, verdammende Gott.

Jesus, die Evangelien erzählen, dass der "Geist, der stets verneint", der Geist des negativen, lebensverneinenden Denkens vor dir zurückgewichen ist. Das heißt doch, dass deine Macht größer ist als seine.

Jesus:

Früh in meinem Leben habe ich gelernt an die unbedingte Güte des mütterlich und väterlich ewig Liebenden zu vertrauen, den ich meinen Abba nannte. In der Folge habe ich abgrundtief darauf vertraut, dass Gott unendlich gut ist, dass er grenzenlos gut zu mir und zu allen Geschöpfen ist, dass er alles gut macht und alles gut ausgehen lässt, dass wir in seiner Hand immer gut aufgehoben sind. In Gottes Liebe sind kein Werten und Beurteilen, kein Beschämen und Bloßstellen, kein Schuldzuweisen, Anklagen, Richten, Verurteilen, keine Vorurteile und Feindbilder. Gottes Liebe teilt nicht ein in gut und schlecht, gut und böse, in normal und nichtnormal, in fromm und gottlos, in perfekt und fehlerhaft, schön und hässlich, modisch und altmodisch, in Heiliger und Satan, in Sieger und Versager, in Helden und Schwächlinge usw. usw. Weil Gott ALLES gut ausgehen lässt, brauchen wir niemals Schlimmes zu befürchten. Gottes Liebe kennt keine negativen Glaubenssätze. In Gottes Liebe gibt es kein Angst machen, kein Zürnen und keine Rache, kein Richten und Verurteilen, kein Strafen und Verdammen. Gott gibt uns und allen Geschöpfen unendlichen Wert, niemand kann uns wirklich erniedrigen. Gott gibt uns und allen Geschöpfen ewige Würde, die uns nichts und niemand nehmen kann. Gott ist gut, gut, grenzenlos gut. In seinem Reich gibt es kein negatives, lebensverneinendes Denken. Dieses Vertrauen ist mit anderen Worten die Macht des positiven, lebensbejahenden Denkens.

Jesus, ich danke dir. Von dir kann und will ich das Vertrauen in Gott, das in dir ist, lernen.