Jesus - Therapeut und Apotheker

Lukasevangelium 4, 38–44 - Übersetzung: Elberfelder Bibel

38 Er machte sich aber auf von der Synagoge und kam in das Haus Simons. Die Schwiegermutter des Simon aber war von einem starken Fieber befallen, und sie baten ihn für sie. 39 Und er beugte sich über sie, bedrohte das Fieber, und es verließ sie; sie aber stand sogleich auf und diente ihnen.

Wortgetreue Übersetzung aus dem Griechischen:

38 Aufgebrochen aber von der Synagoge, ging er hinein in das Haus Simons. Aber Schwiegermutter Simons war erfasst von starkem Fieber, und sie baten ihn für sie. 39 Und hinzugetreten oberhalb von ihr, fuhr er an das Fieber, und es verließ sie; sofort aber aufgestanden, diente sie ihnen.

'Fiebernd' bedeutet in der Bibel erhitzt, hochgekocht, unruhig, angespannt, flatterig, nervös, rastlos, hyperaktiv, aufgewühlt, angsterfüllt.

'fuhr er an das Fieber'

Jesus fuhr das Fieber an wie die unreinen Geister des Besessenen in der Synagoge von Kapernaum, von dem zuvor erzählt wird. Von welchem 'Geist, der stets verneint' war die Mutter des Simon beherrscht? Etwa getrieben vom Geist der inneren Unruhe, der Angst und des auffälligen Sozialverhaltens? Vielleicht hat sie durch Jesus gelernt, dass Leben mehr ist als immer nur zu dienen und für die anderen da zu sein.

'hinzugetreten oberhalb von ihr'

Jesus war ein kompetenter 'Therapeut'. Er hat therapeutische Techniken heutiger Therapeuten gekannt und angewendet. Ein Psychoanalytiker unserer Zeit erklärt Techniken der modernen Psychotherapie.

In einer psychoanalytischen Therapie legt sich der Patient auf eine bequeme und breite Couch. Oft liegen dort Kissen oder Decken, die man so verwenden kann, dass man sich möglichst wohl, entspannt und auch ein Stück geborgen fühlt. Der Therapeut sitzt hinter dem Kopf des Patienten, kann also von diesem nicht gesehen werden. Wozu ist das gut? Da gibts gleich mehrere Gründe:
- Entspannung: Wenn wir uns innerlich unter Druck setzen, gelingt es uns meist nicht, psychische Probleme zu lösen. Oft machen wir dadurch alles nur noch schlimmer und verkrampfen uns völlig. Deshalb ist es wichtig, dass der Patient in einer Psychotherapie in eine möglichst entspannte Stimmung versetzt wird. Dazu trägt das Liegen in einer behaglichen Situation sehr bei.
- Eigene Gedanken: Wenn sich zwei Menschen gegenübersitzen, wie meist in einem normalen Gespräch, beobachten sie einander aufmerksam. Sie registrieren, welches der angeschnittenen Themen und Gedanken das Gegenüber interessiert und welches nicht. Oft genügt ein als 'gelangweilt' gewerteter Blick oder das Verschwinden eines interessierten Lächelns, um uns einen Gedankengang nicht weiter verfolgen zu lassen. Studien haben gezeigt, dass dieser Effekt auch bei bestem Willen nie ganz auszuschalten ist. Deshalb wird in der Psychoanalyse der Blickkontakt 'ausgeschaltet'. Es erleichtert dem Patienten, seinen wirklich eigenen Gedanken nachzugehen, unabhängig davon, ob sie den Therapeuten zu interessieren scheinen oder nicht.
- Analogie: Ein bisschen mutet die Situation an, wie die eines Kindes, das abends im Bett liegt und Vater oder Mutter von seinem Tag erzählt. Auch das ist beabsichtigt. Immerhin soll der Patient in der Therapie ein Stück weit in die Kindheit zurückgeführt werden, in die Zeit der Prägung seines Charakters. Um Hemmungen, Ängste oder grundlegende Haltungen zu verändern, die fest in unseren Charakter eingewoben sind, ist es notwendig, bis zu den Situationen zurückzugehen, in denen wir sie uns angeeignet haben. Hier führen Bezüge oft in die Kindheit zurück, zu Punkten, an denen wir Ängste oder Kränkungen nur unzureichend haben verarbeiten können. Das etwas kindliche Liegen auf der Couch erleichtert es, zu diesen Punkten zu gelangen, aber auch, uns von dort in eine andere Richtung weiterzuentwickeln.

40 Als aber die Sonne unterging, brachten alle, die an mancherlei Krankheiten Leidende hatten, sie zu ihm; er aber legte jedem von ihnen die Hände auf und heilte sie. 41 Und auch Dämonen fuhren von vielen aus, indem sie schrien und sprachen: Du bist der Sohn Gottes. Und er bedrohte sie und ließ sie nicht reden, weil sie wussten, dass er der Christus war.

Jesus war 'Apotheker' und hatte eine Fülle von Medikamenten:

Heilende (aufrichtende, aufmunternde, beruhigende, wertschätzende, Würde gebende, Selbstbestimmung fördernde, Mut machende, Angst lösende, Vertrauen und Hoffnung stärkende, Sinn stiftende, Vergebung zusprechende) Worte.
Menschliche Nähe und Wärme, liebevolles Dasein, Menschenfreundlichkeit, Güte, Barmherzigkeit, aufmerksames, einfühlsames, verständnisvolles Zuhören, Verstehen, Berührungen, Hand auflegen, an der Hand nehmen, Arm um die Schultern legen.

Jesu Heilungen sind menschenmöglich, nicht menschenunmöglich!

42 Als es aber Tag geworden war, ging er hinaus und begab sich an einen einsamen Ort; und die Volksmengen suchten ihn auf und kamen bis zu ihm, und sie hielten ihn auf, dass er nicht von ihnen ging.

Was Jesus zu den Menschen sagte, wie er zu ihnen sprach, wie er auf Menschen zuging und mit ihnen umging, hat Menschen begeistert, erfüllt, berührt, beruhigt, Freude und Mut gemacht, bewegt, getröstet, aufgerichtet. Darum sind sie scharenweise zu ihm gekommen.

43 Er aber sprach zu ihnen: Ich muss auch den anderen Städten die gute Botschaft vom Reich Gottes verkündigen, denn dazu bin ich gesandt worden. 44 Und er predigte in den Synagogen von Galiläa.