Ein guter Fang

Lukasevangelium 5, 1–11

„Mit meinem Tablet habe ich einen guten Fang gemacht. Ich bin rundum zufrieden”, ist der Computerfreak begeistert. Der Fußballklub in A ist sich sicher, mit dem ehemaligen Bundesliga-Spieler einen guten Fang gemacht zu haben. „Ich habe mit meinem Mann einen guten Fang gemacht”, sagt eine Frau; sie ist glücklich über ihre Beziehung.

reicher Fischfang
Ein guter Fang

Einen guten Fang haben auch Petrus und seine Fischereikollegen gemacht in zweifacher Hinsicht. Im wörtlichen Sinn mit dem reichen Fischfang auf dem See Genezareth, wo sie ihrem Beruf als Fischer nachgegangen sind. Im Vertrauen auf die Weisung Jesu haben sie zu einer für den Fischfang denkbar ungünstigen Tageszeit ihre Netze ausgeworfen und einen überraschend großartigen Erfolg eingefahren. Und im übertragenen Sinn haben sie mit Jesus einen guten Fang gemacht. Wie sie später berichtet haben, den besten Fang ihres Lebens.

Petrus und seine Gefährten haben Jesus zwei Jahre hindurch auf seinem Weg begleitet. Sie haben ihm vertraut. Sie sind mit ihm gegangen. Sie haben gesehen und gehört. Sie haben gehört und in ihr Herz aufgenommen, wie er von Gott und von Gottes Reich spricht. Jesus erzählt von Gott ganz Anderes als alles, was sie bisher über Gott gehört haben. Er redet nicht vom strengen Gesetzesgott, der die Menschen auf Grund der Einhaltung der Gebote und Verbote beurteilt oder verurteilt, sondern vom Gott der vollen Gnade und Barmherzigkeit. Er vermittelt Gott nicht als den Ankläger, der uns laufend den Spiegel unserer Schuld vor Augen hält und uns jederzeit sagt, wie schlecht wir sind, sondern als den Aufbauenden und Aufrichtenden, der jeden Menschen mit größter Geduld lernen, wachsen und reifen lässt. Jesus bringt Gott nicht nahe als einen, der uns unter Druck setzt und einengt, sondern als einen, der ein bedingungsloses Ja zu uns sagt, der uns in die Weite führt, uns leben lässt und unsere Lebensfreude fördert.

Petrus und seine Gefährten haben erlebt, wie Jesus ist, wie er mit ihnen persönlich und mit den Menschen und den Geschöpfen umgeht. Sie haben seine Güte und Herzenswärme, seine Wertschätzung und Menschenfreundlichkeit erfahren und die Kraft, die von ihm ausgeht, und seine Ausstrahlung, die von ansteckender Freude, Hoffnung und Glückseligkeit erfüllt ist. Sie haben spüren können, wie gut und schön es in seiner Gegenwart und wie heilend seine Nähe ist. Sie haben erkannt, dass seine Worte, seine Botschaft Gewicht und weitreichende Bedeutung für jeden Einzelnen und die ganze Welt haben. Sie haben von ihm das Reich Gottes gelernt, die Wertmaßstäbe Gottes. Sie waren seine Schüler. Sie sind Jesus nachgefolgt, sagen die Verfasser der Evangelien. Jesus nachfolgen bedeutet von ihm lernen und sich seinen Weg nach und nach zu eigen machen und einüben.

Petrus und seine Gefährten wurden für Jesus glühend begeistert. Und sie konnten ihre Begeisterung nicht für sich behalten. Sie konnten nicht schweigen über das, was sie von Jesus gesehen und gehört haben. Menschenfischer sind sie geworden. Menschen fischen im Sinne Jesu hat nichts zu tun mit raffiniert jemanden um den Finger wickeln und fangen oder mit Drohung und Angst klein machen oder jemandem Gebote und Lehren aufzwingen. Menschen fischen, so wie es Jesus vorlebt, heißt: die Freiheit und Freiwilligkeit respektvoll achten und ohne Überredung und ohne Zwang überzeugen durch das gelebte Beispiel und durch die eigene Begeisterung und Freude an Gott und seiner Botschaft.