Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht

Lukasevangelium 8, 4–21: wortgetreue Übersetzung aus dem griechischen Urtext

4 Zusammenkam aber eine zahlreiche Menge und die in Stadt hingingen zu ihm, sagte er durch ein Gleichnis: 5 Aus ging der Säende, zu säen seinen Samen. Und während säte er, das eine fiel auf den Weg und wurde zertreten, und die Vögel des Himmels fraßen auf es. 6 Und anderes fiel nieder auf den Fels, und aufgegangen, vertrocknete es wegen des Nicht Habens Feuchtigkeit. 7 Und anderes fiel in Mitte der Dornen, und mit aufgegangen, die Dornen erstickten es. 8 Und anderes fiel auf die Erde gute, und aufgegangen, brachte es hundertfache Frucht. Dies sagend, rief er: Der Habende Ohren zu hören höre!

1. Die Deutung des ursprünglichen Gleichnisses

Leute haben zu Jesus gesagt: 'Mit deiner Reich Gottes-Verkündigung bist du gescheitert. Von den Volksmengen, die dir anfangs zugelaufen sind, sind nur noch Reste übriggeblieben. Bei den Pharisäern, Schriftgelehrten und deren Anhängern ruft deine Gottesverkündigung heftigen Widerspruch und Ablehnung hervor. Von den religiösen Führern schlägt dir und deiner Gottesverkündigung offener Hass und erbitterte Feindschaft entgegen.

Jesus hat diesen Leuten mit dem Gleichnis vom Sämann geantwortet. Ein Kontrastgleichnis: Am Anfang die widrigen Umstände bei der Aussaat - am Schluss die reiche Ernte.

Bei näherer Betrachtung des Sämann-Gleichnisses tauchen Ungereimtheiten auf. Warum sät der Mann Getreidekörner auf einen Weg, auf felsigen Boden und in Dornen, wo er doch von vornherein weiß, dass hier der Samen nicht aufgehen kann? Wenn wir die Hintergründe kennen, lässt sich diese Frage leicht beantworten. In Palästina haben die Bauern erst nach der Aussaat den Boden umgeackert und den Samen in die Erde eingearbeitet. Der Sämann hat die Getreidekörner also auf das ungepflügte Feld gesät.

Bei dem Weg, auf den Getreidekörner fielen, wird es sich um ausgetretene Pfade gehandelt haben, die entstanden sind, wenn die Dorfbewohner ihre Wege über abgeerntete Getreidefelder abgekürzt haben. Beim Pflügen nach der Aussaat sind diese 'Wege' aufgebrochen worden.

Die Böden in Palästina sind allgemein sehr karg. Manche Flächen sind nur von sehr wenig Erde bedeckt. Der Sämann konnte von oben nicht erkennen, wie dünn die Erdkruste ist, sonst hätte er solche Flächen gleich nicht besät.

In der Zeit zwischen der Ernte und der nächsten Aussaat sind auf den Feldern zwischen anderen Gräsern und Pflanzen auch Dornen und Disteln gewachsen. Der Bauer hat diese Gewächse vor der Aussaat nicht entfernt, sondern nach der Aussaat umgepflügt.

Mit dem Sämann-Gleichnis hat Jesus seine große Zuversicht zum Ausdruck gebracht. Das Gottesreich beginnt unscheinbar. So wie es aussieht, ist ihm kein Erfolg beschieden. Wenig Zustimmung erfährt es. Langsam, beinahe unsichtbar wächst und reift es heran. Am Schluss steht es da in großer Herrlichkeit. Auch wenn es jetzt anders aussieht, sagt Jesus, schlussendlich siegen Menschlichkeit über Unmenschlichkeit, Liebe über Hass, Versöhnung, Gewaltlosigkeit und Friede über Feindschaft, Gewalt und Krieg, Leben über Tod.

9 Fragten aber ihn seine Jünger, was dieses Gleichnis sei. 10 Er aber sagte: Euch ist gegeben, zu erkennen die Geheimnisse des Reiches Gottes, aber den übrigen in Gleichnissen, damit sehend nicht sie sehen und hörend nicht sie verstehen. 11 Ist aber dieses Gleichnis: Der Same ist das Wort Gottes. 12 Die aber auf den Weg sind die gehört Habenden; dann kommt der Teufel und nimmt das Wort aus ihrem Herzen, damit nicht, gläubig geworden, sie gerettet werden. 13 Die aber auf den Fels, welche, wenn sie gehört haben, mit Freude aufnehmen das Wort, und diese Wurzel nicht haben, die für eine Zeit glauben und in Zeit Versuchung abfallen. 14 Aber das in die Dornen Gefallene, dies sind die gehört Habenden, und unter Sorgen und Reichtum und Freuden des Lebens gehend, werden sie erstickt, und nicht bringen sie Frucht zur Reife. 15 Aber das auf der guten Erde, dies sind, welche mit einem Herzen, rechten und guten, gehört habend das Wort festhalten und Frucht bringen in Geduld.

2. Die allegorische (= Bild für Bild) Deutung des Sämann-Gleichnisses in der Urgemeinde

Sie stammt nicht von Jesus, sondern ist in den Jahrzehnten nach ihm entstanden. Jetzt ist das Gleichnis an andere Adressaten gerichtet, nämlich an die Menschen, die vom religiösen Judentum zum Christentum gewechselt sind. Ihnen wird damit gesagt, ihre Herzen entsprechend zu bereiten, damit das Wort Gottes bei ihnen auf fruchtbaren Boden fallen, aufgehen, wachsen, gedeihen und reifen kann.

16 Niemand aber, eine Lampe angezündet habend, verhüllt sie mit einem Gefäß oder unter ein Bett stellt, sondern auf einen Leuchter stellt er, damit die Hereinkommenden sehen das Licht. 17 Denn nicht ist Verborgenes, was nicht offenbar werden wird, und nicht Geheimnis, was keinesfalls erkannt werden wird und ins Offene kommen wird. 18 Seht zu also, wie ihr hört! Denn wer hat, gegeben werden wird dem, und wer nicht hat, auch, was er meint zu haben, wird genommen werden von ihm.

3. Das Bildwort von der Lampe

Was ist mit der Lampe gemeint? Das Wort Gottes ist damit gemeint. Das Wort Gottes bringt Licht in das Lebenshaus der Menschen, sofern die Menschen ihm Platz und Raum geben, es aufmerksam hören und aufnehmen in ihr Herz und ihr Leben.

Psalm 119, 105: 'Dein Wort ist eine Leuchte für mein Leben, es gibt mir Licht für jeden nächsten Schritt.'

Lied: 'Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht, es hat Hoffnung und Zukunft gebracht, es gibt Trost, es gibt Halt in Bedrängnis, Not und Ängsten, ist wie ein Stern in der Dunkelheit.'

Lied: Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht (hören)

19 Kam herbei aber zu ihm Mutter und seine Brüder, und nicht konnten sie zusammenkommen mit ihm wegen der Menge. 20 Gemeldet wurde aber ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen, sehen wollend dich. 21 Er aber, antwortend, sagte zu ihnen: Meine Mutter und meine Brüder, dies sind die das Wort Gottes Hörenden und Tuenden.

4. Die Gottesfamilie

Wieder ist vom Wort Gottes die Rede. Zur Gottesfamilie zählt Jesus alle, die sein Wort aufmerksam hören, es aufnehmen in ihr Herz und es leben.