Die vertrocknete Hand

Lukasevangelium 6, 1–11: Übersetzung Elberfelder Bibel und wortgetreue Übersetzung aus dem Griechischen

Die Gesetzeshüter, die Jesus in seinen Reden und Taten unentwegt bespitzelten und beharrlich Beweismaterial suchten, um ihn als Gesetzesbrecher anklagen zu können, bezeichneten das Pflücken der Ähren als Erntearbeit und das Zerreiben der Ähren zwischen den Handflächen als Drescharbeit. Auch Heilen am Sabbat sahen die Hüter der 'heiligen' Gesetze als schweren Verstoß gegen die Sabbatordnung.

Die vertrocknete (= wortgetreue Übersetzung) Hand war eine gelähmte Hand. Auf Grund der Bewegungseinschränkung waren Gewebeschwund und Abnahme der Muskelmasse die Folge.

Das körperliche Symptom wurde hervorgerufen durch innere, seelische Blockaden. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Religion, die ihm im Elternhaus, in der Thoraschule und von den religiösen Führern eingeprägt worden war, diesen Menschen seelisch gelähmt und in der Folge körperliche Symptome hervorgerufen hat (= psychosomatische Erkrankung).

Ja, Gesetzesreligion mit angstmachenden, drohenden, anklagenden, richtenden, kontrollierenden, strafenden, verdammenden Gottesvorstellungen und beklemmenden religiösen Gesetzen, Geboten und Vorschriften rufen ständig Schuldgefühle und Sündenangst hervor, lassen nicht leben, lähmen, schnüren ab, blockieren, verhindern den Lebensfluss, machen krank und erdrücken.

Jesus wandte sich an die Gesetzeshüter mit der Frage: 'Ist es erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun oder Böses zu tun, Leben zu retten oder zu verderben?' 'Selbstverständlich Gutes zu tun und Böses zu unterlassen', werden sie geantwortet haben. 'Dann ist es mir doch erlaubt, dem Mann mit der vertrockneten Hand Gutes zu tun, euch aber ist es nicht erlaubt, meinen Tod zu planen', entgegnete ihnen Jesus.

Die Heilung des Menschen mit der vertrockneten Hand bestand darin, dass Jesus ihn öffentlich vor den Gesetzeshütern und der Synagogengemeinde mit der Religion des unbedingt gütigen, grenzenlos barmherzigen, bedingungslos vergebenden Abba-Gottes von der Gesetzes- und Angstreligion befreit hat.

Jesus zeigte ihm seinen Abba-Gott, der unser aller Abba-Gott ist. Der Abba-Gott will unsere Freiheit und die Erfüllung unseres Lebens. Er nimmt uns nicht sklavisch und unmenschlich ans Gängelband und engt und schnürt uns nicht ein mit unzähligen Gesetzen, Vorschriften und Bestimmungen. Der Abba-Gott lässt uns lernen, reifen, wachsen und uns entfalten. Dazu gibt er uns durch Jesus liebevoll Anleitungen, Wegweiser, Orientierungshilfen.

Das sogenannte 'Sabbatgebot' ist in seinem Ursprung so ein Wegweiser zum Gelingen des Lebens. Es sagt, dass jeder Mensch für seine seelische, geistige und körperliche Gesundheit regelmäßig Zeiten des zur Ruhe Kommens, der Entspannung, der Erholung, der Stärkung und des Kraft Tankens braucht. Jeder siebte Tag - so das Sabbatgebot - soll ein Tag des zur Ruhe Kommens sein.

Jüdische Gesetzeshüter in den Kreisen der religiösen Führer des Volkes Israel haben in alten Zeiten aus dem wunderbaren Wegweiser des Sabbats kleinkariert, engstirnig, verbohrt und vernagelt unzählige vielfach Menschen entwürdigende, unmenschliche, gnadenlose und absonderliche Bestimmungen und Vorschriften gemacht.

Lukas 6, 1-11 zeigt uns einmal mehr, dass mit Jesus die alte Zeit des strengen, sturen, gnadenlosen Gesetzesgottes beendet und die neue Zeit des unendlich liebenden, menschenfreundlichen, lebensbejahenden Abba-Gottes angebrochen ist.

Gottes Wegweiser für uns sind immer menschlich, menschenwürdig und menschenfreundlich. Der Maßstab Jesu und seines Abba-Gottes für die Auslegung von Gesetzen, Vorschriften, Bestimmungen sind immer Menschlichkeit und Menschenwürde.