Berge versetzendes Vertrauen

Matthäusevangelium 17, 14–21

Die Neurologie des 19. Jahrhunderts beschrieb die Krankheit, an der der Sohn sehr wahrscheinlich litt, den sein Vater mondsüchtig nannte und den er zu den Schülerinnen und Schülern Jesu brachte, um ihn zu heilen. Es handelt sich um einen hysterischen Anfall nach einer epileptoiden Phase, in Verbindung mit einem akuten Verwirrtheitszustand. Dabei kommt es zu komisch wirkenden Körperverrenkungen.

Die moderne Psychiatrie heute bezeichnet diese Symptome als Störung des geordneten Zusammenspiels von Muskeln, Organteilen oder Empfindungen, als teilweise oder vollständiges Auseinanderfallen von psychischen Funktionen, die normalerweise zusammenhängen. Betroffen sind meist die Bereiche Wahrnehmung, Bewusstsein, Gedächtnis, Identität und Motorik.

Im alten Israel wurde diese Krankheit in Zusammenhang mit dämonischer Besessenheit gebracht. Die Schülerinnen und Schüler Jesu waren ratlos, warum sie den Patienten nicht heilen konnten. Jesus klärt sie darüber auf, dass sie noch nicht genug Vertrauen auf Gott haben.

Dann macht Jesus eine grundsätzliche Aussage über die Wirkmächtigkeit des Gottvertrauens und verwendet dazu die Bilder vom winzig kleinen Senfkorn und vom Berge versetzen. "Wenn euer Vertrauen auch nur so groß ist wie ein Senfkorn", sagte er ihnen, "dann könnt ihr zu dem Berg da sagen: Geh von hier nach dort, und er wird es tun. Dann wird euch nichts mehr unmöglich sein."

Damit sind wir beim wesentlichen Thema dieser Stelle des Matthäus-Evangeliums.

Wir verstehen Gottvertrauen in zweifacher Hinsicht: zuerst das Vertrauen auf das unbedingte Vertrauen, das Gott in uns setzt, und das Vertrauen, das wir in Gott setzen, in seine allmächtige Liebe.

Wie schön und wie gut ist die Erfahrung, wenn uns Vertrauen geschenkt wird. Geschenktes Vertrauen bereichert Beziehung, vermehrt Lebensfreude, Lebenssinn, Lebenskraft, Lebensmut, baut auf, stärkt das Selbstbewusstsein und lässt die eigene Stärke spüren, fördert Gesundheit und Wohlbefinden, verhindert Konflikte, Streit und Zerwürfnisse, es hat heilende Wirkung. Geschenktes Vertrauen verlockt dazu, selber zu vertrauen und zusammen zu entdecken, was dann möglich wird.

Gott schenkt uns sein Vertrauen bedingungslos, voraussetzungslos, unbedingt. Sein Vertrauen zu uns kennt keine Grenzen, keine Fristen, kein Ablaufdatum. Wie großartig und wunderbar für uns!

Wie schön und wie gut ist es, Vertrauen zu schenken. Beglückende Erfahrungen sind die Folge. Es bewirkt im anderen die schon genannten positiven Auswirkungen, schweißt Menschen zusammen, lässt Beziehungen erblühen. Das Gegenteil - Misstrauen - zerstört sie und lässt Menschen krank werden.

Jesus hat vorgelebt, sich mit vollem Vertrauen in die Hände und in die Liebe Gottes fallen zu lassen. Mit der Kraft des Gottvertrauens hat er Menschen von allen möglichen Beschwerden und Leiden geheilt. Menschen, die geheilt wurden, hat er versichert: Dein Gottvertrauen hat dich geheilt. Mit der Kraft des Gottvertrauens hat Jesus gelebt, Anfeindung und Verfolgung ausgehalten. Im abgrundtiefen Vertrauen auf Gott hat er Leiden, Kreuz und entsetzliches Sterben am Kreuz getragen. Mit diesen Worten ist er gestorben: Abba, in deine Hände lege ich mich voll Vertrauen.

Gottvertrauen ist das wirkmächtigste Medikament gegen die Angst, die die Quelle und tiefste Ursache der allermeisten Übel und fast allen Unheils ist. Gott schenkt sich uns als bleibender Halt und ewige Geborgenheit, als dauerhafte Sicherheit und unvergänglicher Schutz, als beständiger Fels und Zufluchtsort in alle Ewigkeit.

Wenn wir die Wirkmächtigkeit des Gottvertrauens, seine wunderbaren Auswirkungen erfahren möchten, müssen wir es praktizieren. Gottvertrauen wirkt täglich Wunder.

Vertrauen zu Gott, Vertrauen zu Menschen ist wie alles andere im Leben ein langer, lebenslanger Lernprozess. Wir können es lernen durch learning by doing.