Zu beglückwünschen
oder: Richtig vor Gott ist

Matthäusevangelium 5, 1-12

Kommentar

Viele Menschen sind zu Jesus gekommen. Menschen, die übel dran waren, Menschen von den Rändern der Gesellschaft, die sich nicht selbst gehörten, sondern ihren Familienverbänden, Frauen ihren Männern, als Untertanen ihren Gebietern und Machthabern. Von klein auf wurde ihnen eingeprägt, dass die Reichen und Mächtigen immer recht haben, dass sie selber keinen Anspruch auf ein Leben in Würde haben. All die Namenlosen, Unwürdigen, Unreinen, Kranken, die von der religiösen Obrigkeit als Sünder gestempelt, ausgegrenzt und verstoßen wurden. Sie kamen sich vor als von Menschen und von Gott Verfluchte und Verdammte in alle Ewigkeit.

Von Jesus fühlten sich diese Menschen verstanden, wertgeschätzt, in ihrem Dasein anerkannt. Bei ihm bekamen sie einen Namen. Jesus machte ihnen die Nähe und die Liebe Gottes zu jedem Menschen offenbar. Er ging von der Lebenssituation dieser Menschen aus, die verhärmt sich zunächst nicht getrauten, die Liebe, Barmherzigkeit und Vergebung Gottes anzunehmen. Durch seine gütigen Blicke, seine menschenfreundlichen Gesten, sein Einfühlen und verständnisvolles Zugehen auf sie konnten sie der Liebe Gottes langsam vertrauen und das Geschenk seiner allumfassenden Gnade annehmen.

Die ersten Leser des Matthäus-Evangeliums waren Judenchristen. Sie wuchsen in der jüdischen Religion auf und wechselten später zum Christentum. Deshalb stellte ihnen der Verfasser des Matthäus-Evangeliums Jesus als neuen Moses dar. Moses hat seine "Doktrin" auf dem Berg Sinai aufgestellt und in Stein gemeißelt: die Zehn Gebote Gottes, der ihre Einhaltung streng überwacht und ihre Nichteinhaltung rigoros bestraft.

Jesus hat seine Charta, seine "Worte zu unserer Freiheit", auch auf einem Berg verkündet, nicht in Stein gemeißelt, sondern in die Herzen der Menschen gelegt.

Jesus beginnt seine Worte nicht mit "das sollst du", "das musst du", "das darfst du nicht", sondern mit "zu beglückwünschen sind ...", "glücklich sind ...", , "mit tiefer Freude erfüllt sind ...", "den Himmel erfahren ...".

Das sind Worte Jesu, die uns zu unserer Freiheit anleiten. Sie sagen uns nicht, wie wir zu sein haben, sondern wie wir sein dürfen.

Zu denen, die Jesus glücklich preist, gehörte er selber. Diese Freiheit hat Jesus gelebt. Sie zu lernen und in unserem Leben zu entwickeln, ist uns ans Herz gelegt. Das ist für uns ein lebenslanger, mit Begeisterung erfüllender Lehrgang.

Positiver und schöner als Jesus kann kein Mensch in dieser Kürze das Wesentliche sagen, um das es für unser eigenes und das Glück und Wohl der ganzen Welt geht.

Seligpreisungen des Jesus aus Nazareth

Selig, die es fertigbringen, alles loszulassen!

Selig, die es aushalten, dass sie betroffen werden!

Selig, die niemandem zur Last fallen und die ihre Ziele nicht mit Gewalt verfolgen!

Selig, die Verlangen haben nach dem, was vor Gott recht und richtig ist!

Selig, die das Recht barmherzig anwenden!

Selig, die keine bösen Absichten haben!

Selig, die zwischen verfeindeten Menschen Frieden schaffen!

Selig, die verfolgt werden, weil sie vor Gott recht und richtig handeln!

Selig, die nur deshalb als Außenseiter beschimpft werden, weil es ihnen nicht genügt, nur Christen zu heißen, ohne wirklich Jünger Jesu zu sein!

Seligpreisungen des Weltmenschen

Seig die Reichen, denn "Geld regiert die Welt"!

Selig die Rücksichtslosen, denn "sie gehen über Leichen" und werden es zu etwas bringen!

Selig die Lauten und Oberflächlichen, denn "wir kommen alle, alle in den Himmel" und darum "meide den Kummer und meide den Schmerz, dann ist das Leben ein Scherz"!

Selig, die hungern und dürsten nach Macht und Ansehen, denn sie werden diese Welt beherrschen!

Selig die Egoisten, denn "selber essen macht fett"!

Selig die Raffinierten, denn sie werden "ihr Schäfchen ins Trockene bringen"!

Selig, die alle anderen durcheinanderhetzen, denn sie können "im Trüben fischen"!

Selig, die ihren Mantel nach dem Wind hängen, denn sie werden immer obenauf sein!

Selig seid ihr, wenn euch die Menschen loben und anhimmeln und euch beklatschen, weil ihr ihnen nach dem Munde redet und "nur nicht auffallen" wollt, denn ihr werdet gute Posten, Ehrenurkunden und Orden bekommen!