Kommentar zu Matthäus 9, 9-13

Matthäus ist ein griechisch-hebräischer Name und bedeutet "Geschenk Gottes". Es bleibt offen, ob es sich bei Matthäus um den Zolleinheber "Levi" handelt, von dem das Markus- und das Lukasevangelium erzählen (Mk 2, 14 und Lk 5, 27). Bedeutsam ist weniger sein Name als vielmehr, dass er ein Steuereintreiber war. Er arbeitete für die römische Besatzungsmacht und war schon allein deshalb von seinen jüdischen Landsleuten verhasst. Außerdem öffnete diese Tätigkeit Tür und Tor für willkürliche Festsetzung der Steuertarife und somit für Betrügereien und persönliche Bereicherung. Ein Steuereinheber konnte höhere Beträge verlangen, als er nach Rom abzuliefern hatte. Steuereintreiber wurden in Israel in einem Atemzug mit Räubern und Mördern genannt und galten öffentlich als Sünder. Weil die gesetzeshütende, religiöse Obrigkeit überzeugt war, dass sie von Gott verstoßen waren, wurden öffentlich bekannte Sünder von der Synagoge und vom Tempel ausgeschlossen (= exkommuniziert).

" ... in seinem Haus": Entweder im Haus des Matthäus oder im Haus, in dem Jesus wohnte.

Mit der Berufung des Matthäus zum Apostel zog Jesus viele andere Steuereintreiber und "öffentliche Sünder" an; denn sie sahen dies als Zeichen, dass Jesus die Ächtung, den Fluch und die Exkommunikation, die auf die öffentlichen Sünder gelegt wurden, nicht beachtete.

Es entsprach orientalischer Gastfreundschaft, dass auch fremde Hinzukommende wie hier Pharisäer am Mahl teilnehmen konnten. Das Entsetzen und den Aufschrei unter den religiösen jüdischen Führern kann man sich gut vorstellen, als Jesus den Steuereintreiber Matthäus in seine Nachfolge rief, ihn in den Kreis seiner Apostel aufnahm und sich dann auch noch gemeinsam mit "Sündern" zu Tisch setzte und mit ihnen aß.

"Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer" ist ein Zitat aus dem Buch des alttestamentlichen Propheten Hosea: "Liebe will ich, nicht Schlachtopfer, Gotteserkenntnis, nicht Brandopfer." (Hos 6, 6)

Die "Gerechten" sind Menschen, deren Leben dem Willen Gottes entspricht, die also das Rechte tun.