Licht ins Dunkle

Lukasevangelium 2, 1-14

Kommentar

Schon immer haben Völker und Menschengruppen Götter und Gottheiten verehrt. Die Vorstellungen und Bilder von ihren Göttern haben sie in mündlichen Erzählungen und schriftlichen Aufzeichnungen von Generation zu Generation weitergegeben.

Das alte Volk Israel hat im Laufe seiner langen Geschichte zum Glauben an den EINEN Gott gefunden. Die Israeliten gelangten zur Überzeugung, dass es unmöglich ist, sich von Gott ein richtiges Bild zu machen, weil Gott unser Erkenntnisvermögen unendlich übersteigt. Dennoch haben sie versucht, in ihren Schriften des Alten Testamentes das Wesen Gottes verständlich zu machen.

Immer gingen Menschen der Frage nach: Wie sind die Götter wirklich? Was ist das wahre Wesen des einen Gottes? Die Antworten blieben immer vage, ungewiss und im Dunklen. In den verschiedenen Religionen wurden menschliche allzu menschliche Charaktereigenschaften und Wesensmerkmale auf die Götter und auf den einen Gott übertragen.

Gerard van Honthorst, Anbetung der Hirten
Anbetung der Hirten

Als die Fülle der Zeit kam, wurde Gott Mensch. Im Menschen Jesus von Nazareth hat Gott der Welt sein wahres Wesen offenbar gemacht. Er ist das authentische, unverhüllte Bild Gottes. Er hat Licht ins Dunkle gebracht. In Jesus leuchtet die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes auf. Alle dunklen, düsteren und beängstigenden Bilder von Gott kommen bei Jesus an ihr Ende. In seinem Reden und Handeln, in seinem Leben und Sterben und in seiner Auferstehung hat Jesus Gott sichtbar und erfahrbar gemacht als den, der zu allen seinen Geschöpfen bedingungslos Ja sagt, sie annimmt, wie sie sind, und sie niemals verloren gehen lässt.

Jesus hat Gott Vater genannt, Abba, lieber Vater, der für seine gesamte Schöpfung ein unendlich weiches, warmes und einfühlsames Herz hat. Ein Herz, das sich berühren lässt von den Fragen und Sehnsüchten der Menschen, von ihren Freuden und Leiden, von ihren Sorgen, Ängsten und Nöten. Wer Jesus sieht und erkennt, sieht und erkennt seinen Abba und den Abba aller Geschöpfe.

Jesus war kein Übermensch, sondern wahrhaft Mensch wie wir. Er wurde geboren und ist aufgewachsen wie ein Mensch. Er hat gelernt wie ein Mensch. Er hat die hellen und dunklen Seiten des Lebens und der Welt kennengelernt wie ein Mensch. Er hat die Freuden und Mühen des alltäglichen Lebens erfahren wie ein Mensch. Er war Schmerzen und Krankheiten ausgesetzt wie ein Mensch. Er hat gelitten wie ein Mensch. Er ist gestorben wie ein Mensch.

In seinem Brief an die ChristInnen in der Stadt Philippi im alten Griechenland schreibt Paulus: Jesus war Gott gleich. Aber er hielt nicht daran fest, wie Gott zu sein. Er gab sich preis und machte sich klein und wurde wie ein Sklave, wie ein Diener. Er wurde den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen.

In Jesus ist Gott erschienen als der, der nicht von oben herab regiert und sich bedienen lässt, sondern sich erniedrigt und dienend für seine Geschöpfe da ist.

Jesus stellt uns Gott vor als den, vor dem wir nicht im Geringsten Angst haben müssen, sondern bei dem wir in unserer Angst und Not Schutz suchen und uns bergen können.

In Jesus zeigt uns Gott, was Menschen möglich ist, was Menschen zu lernen fähig sind, wie Menschen wachsen und reifen können.

Jesus lehrt das Reich Gottes, das ist das Leben, das den Wertmaßstäben Gottes entspricht. Reich Gottes, das ist das gelingende Leben, das wahre Leben, die Fülle des Lebens. Jesu Weg zum Reich Gottes ist nicht graue Theorie, sondern sein Leben. Seine Lehre besteht nicht aus abstrakten, akademischen Begriffen und Sätzen, sondern in seinem Leben. Durch sein Leben vermittelt er uns, was wir lernen müssen, damit wir das letzte große Ziel, die volle Glückseligkeit, nicht verfehlen.