Jesus, du bist mein Trost, mein Licht, du bist meine Zuversicht

Lukasevangelium 2, 21–40

Kommentar

Der Verfasser dieses Evangeliums legt Simeon verschiedene Namen für Jesus in den Mund. Er nennt Jesus „Trost Israels” und „Heil, das Gott für alle Menschen bereitet”.

Jesus ist nicht nur Trost des Volkes Israel, sondern Trost der ganzen Welt für alle Zeiten.

Was ist Trost und wie spendet uns Jesus Trost?

Trost ist ein anderes Wort für innere Festigkeit und innere Stärke, für Aufrichtung und Zuspruch, für Hoffnung und Aussicht, für Licht am Ende des Tunnels und Silberstreifen am Horizont. Jemanden trösten heißt in erster Linie ihm Halt geben.

Wir schauen auf Jesus von Nazareth, wie er in seinem Erdenleben Menschen Trost gegeben hat. Da begegnet uns in den Evangelien das Wort, das in griechischer Sprache „esplanchnisthe” heißt. Es wird irrtümlich oft mit „er hatte Mitleid” übersetzt. Mitleid hilft niemandem und bringt rein gar nichts. Esplanchnisthe bedeutet: er blieb nicht unbeteiligt, er versetzte sich ganz bewusst in die Lage von Menschen und fühlte sich tief ein, was in Menschen vorging, er spürte dem nach, was Menschen fühlten und dachten, er ließ sich ihr Leid, ihre Schmerzen, ihr Kreuz unter die Haut gehen und nahm die Menschen in sein Herz, er hatte Einfühlungskraft und Feingefühl für das Befinden von Menschen.

Jesus ging an der Not der Menschen nicht vorbei mit Schulterklopfen und beschwichtigenden Phrasen wie „Kopf hoch, das wird schon wieder” oder ”bald geht es dir wieder besser, denk an was anderes” oder „lass dich nicht unterkriegen, das schaffst du schon” oder „mir ist das auch schon passiert und es ging wieder vorüber”. Solche Redensarten verstärken bei einem bedrückten Menschen das Gefühl, nicht ernstgenommen zu werden und allein und unverstanden zu sein. Eine ganz unpassende Floskel sind die Worte „ich kann verstehen, wie du dich fühlst”.

Jesus ging traurigen und leidenden Menschen nicht aus dem Weg, sondern auf sie zu und auf sie ein. Sein Trost bestand häufig darin, einfach bei jemandem zu sein, ohne viele Worte zu verlieren. Oft genügt die bloße Anwesenheit. Es bedarf keiner großen Worte.

Jesus schenkte Zeit und Nähe und ließ Menschen sich Sorgen und Enttäuschungen, Verluste, Leid und Schmerzen von der Seele reden, ohne sie mit guten Ratschlägen und Lösungen zu überhäufen. Er gestand Menschen ihre Gefühle zu und hielt es aus, wenn sie Gefühle herausließen: Angst, Verbitterung, Zorn, Wut und Trauer. Er ließ sie weinen und trauern. Er versuchte nicht, ihre Gefühle durch Ablenkung zu unterdrücken. In der Stille liegt die Kraft. Jesus schenkte sein offenes Ohr und sein offenes Herz und fühlte sich ein. Er nahm Menschen an der Hand und in seine Arme.

Wie Jesus als der Mensch aus Nazareth getröstet hat, so tröstet er auch in seiner Vollendung zu jeder Zeit. Auch heute. Seine Worte „ich bin bei euch alle Tage” sagt er auch heute zu uns persönlich. Wir müssen sie uns nur bewusst machen und auf sie vertrauen. Wie damals hört er uns auch heute einfühlsam zu und nimmt unsere Gefühle, Sorgen und Ängste, Traurigkeit und Leid ernst. Wir können ihm alles sagen, was unser Herz bewegt. Wie damals hält er auch unsere Hand und nimmt uns in seine Arme.

Jesus ist für uns auch Lehrer des Tröstens.