Jesus DER Prophet

Markusevangelium 6, 14–29

Kaum hat er den Anfang des Wirkens Jesu erzählt, schon deutet der Verfasser des Markus-Evangeliums mit dieser Legende über das letzte Schicksal Johannes des Täufers an, was Jesus DEM Propheten bevorsteht, das gleiche Los nämlich wie den Propheten vor ihm. Gegner werden ihm erstehen. Er wird ihrem Widerspruch, ihren Anfeindungen und ihrem erbitterten Hass begegnen. Sie werden versuchen, ihn unmöglich zu machen, werden ihn für verrückt und mit dem Teufel in Bunde erklären. Zuletzt werden sie ihn töten.

Was ist das Eigentümliche eines Propheten, einer Prophetin?

Prophet:innen leisten keinen Amts- oder Gehorsamseid einer Religionsbehörde gegenüber. Somit sind sie keiner Religionsgemeinschaft verpflichtet und ihr keine Rechenschaft und keinen Gehorsam schuldig. Nicht durch Mittelspersonen empfangen sie die Gottesbotschaft, sondern aus erster Quelle, direkt von Gott durch innere Eingebung. Nicht von religiösen Institutionen und Organisationen werden sie beauftragt, sondern sie erhalten ihren Verkündigungsauftrag persönlich, unmittelbar von Gott selbst. Was sie von Gott empfangen, überbringen sie, ob gelegen oder ungelegen, ohne sich zurückzuhalten, ohne Kompromisse, ohne Abstriche. Ihre Intention ist nicht, Menschen mit Gotteswort zu gefallen und ihren Ohren zu schmeicheln.

Jesus ist DER Prophet, der Prophet par excellence, durch und durch, ganz und gar, in perfekter Vollendung.

Jesus ist Heilsprophet. Er droht nicht mit Strafgericht und Strafmaßnahmen Gottes, sondern kündigt das ewige Heil für alle Geschöpfe an. Er bringt Kunde von der unbedingten Liebe, der grenzenlosen Güte und Menschenfreundlichkeit, der unerschöpflichen Barmherzigkeit, der bedingungslosen Vergebung, des ewigen Trostes, der absoluten Gewaltlosigkeit und des bleibenden Friedens Gottes.

Die Botschaft der Liebe und Menschlichkeit Jesu steht den entmenschlichten, erbarmungs- und gnadenlosen, herz- und skrupellosen Geld- und Machtinteressen der Religion, der Politik und der Wirtschaft entgegen.

Die Großen und Mächtigen erkennen Jesus nicht als DEN Propheten, wohl aber die einfachen, kleinen Leute: "Die Leute sagten: Das ist der Prophet Jesus von Nazaret in Galiläa." (Matthäus 21, 11) "Alle wurden von Furcht ergriffen; sie priesen Gott und sagten: Ein großer Prophet ist unter uns erweckt worden: Gott hat sein Volk heimgesucht. Und diese Kunde über ihn verbreitete sich überall in Judäa und im ganzen Gebiet ringsum." (Lukas 7, 16f) "Einige aus dem Volk sagten, als sie diese (seine) Worte hörten: Dieser (= Jesus) ist wahrhaftig der Prophet." (Johannes 7, 40).