Wie erkennen wir Gottes Willen
Matthäusevangelium 21, 28-32
Kommentar
Jesus spricht häufig vom Willen seines himmlischen Abba, dem er folgen muss. Und er spricht davon, dass auch wir Gottes Willen leben lernen müssen, um zum Reich Gottes zu gelangen.
Gottes Wille hat aber nichts gemein mit einem strengen Herrscher, der aus Freude am Machtausüben Gesetze erlässt, zu ihrer Einhaltung zwingt und bei Nichteinhaltung Sanktionen verhängt, der gerne über seine Untergebenen von oben herab bestimmt und sie unter Druck setzt, der ihnen absoluten Gehorsam abverlangt und ihren Ungehorsam maßregelt und mit Strafen belegt.
Gottes Wille hat hingegen viel gemein mit einem unendlich weisen, warmherzigen Freund, der die Wege zum Ziel voller Glückseligkeit genau kennt, der uns durch Jesus diese Wege zeigt und vorangeht, der uns sanftmütig und geduldig seine Wege kennen- und gehen lernen lässt, der mit grenzenloser Güte um uns besorgt ist, dass wir in sein Reich kommen.
In diesem Evangelium macht uns Jesus mit einer kurzen Geschichte von zwei Söhnen deutlich, dass es nicht genügt, vom Willen Gottes nur zu reden und nach außen hin so zu tun, als würden wir ihn erfüllen, sondern dass es darauf ankommt, Gottes Willen umzusetzen und zu leben.
Uns beschäftigt die Frage, wie wir den Willen Gottes erkennen können.
Jesus hat uns keinen Wille-Gottes-Katalog hinterlassen, in dem von A bis Z Gottes Wille definiert ist, und in dem wir jederzeit nachschlagen können.
Von anderen Menschen oder religiösen Gruppen, Gemeinschaften und Institutionen uns sagen zu lassen, was Gott von uns will, da sind wir vorsichtig. Denn was wurde und wird von Menschen nicht alles als göttlicher Wille ausgegeben und verkündet. Kriege wurden und werden geführt, weil Menschen gedacht haben und denken, dass Gott es so will. Menschen wurden und werden getötet, weil Menschen überzeugt waren und sind, dass dies im Sinne Gottes ist. Menschen und Tiere wurden Gott als Opfer dargebracht, Tiere auch jetzt noch, weil Menschen geglaubt haben und glauben, dass dies dem Willen Gottes entspricht. Menschen wurden und werden gedemütigt, gezüchtigt, geängstigt, bedroht, verurteilt, weil Menschen den Standpunkt vertreten haben und vertreten, dass sie damit vor Gott richtig handeln. Menschen haben sich selber kasteit, sich Entsagung und Verzicht auferlegt, sich gequält und Schmerzen zugefügt, weil sie meinten, dass dies Gott gefällt. Einige tun es bis heute. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.
Wir schauen auf Jesus. In den Evangelien lesen wir, dass sich Jesus oftmals für Stunden und ganze Nächte in die Stille der Einsamkeit zurückzieht und betet. Dabei spricht er nicht stundenlange Gebetsworte, sondern sein Beten ist Hören auf Gott. Jesus hört in sein Inneres, in sein Herz und da vernimmt und erkennt er, was Gott ihm persönlich offenbart.
Gottes Wille ist nichts Allgemeines, alle in gleicher Weise Betreffendes, sondern etwas ganz Persönliches, das jede und jeden einmalig betrifft und unbedingt angeht. Gott hat mit jedem Einzelnen besondere, einzigartige Wege vor. Sie immer besser kennenzulernen halten wir für eine schöne, erfreuliche und beglückende persönliche Herausforderung.
Wir lernen von Jesus in unser Herz zu hören und Gottes Willen und Gottes Pläne für uns zu erkennen.
Der Text eines Liedes bringt es auf den Punkt:
Schweigen möcht ich, Herr, und auf dich warten. Schweigen möcht ich, Herr.
Schweigen möchte ich, dass ich deine Stimme unter vielen Stimmen hör.
Schweigen möcht ich, Herr, und auf dich warten. Schweigen möcht ich, Herr.
Schweigen möchte ich und darüber staunen, dass du ein Wort für mich hast.
Schweigen möcht ich, Herr, und auf dich warten. Schweigen möcht ich, Herr.
Danke, Jesus, dass du es möglich machst, dass ich höre und verstehe, was du mir durch meine Gefühle, meine Gedanken, meine Träume und inneren Bilder sagst. Jesus, ich lobe und preise dich.