Sandboden oder Felsengrund

Matthäusevangelium 7, 21-29

Kommentar

Jesus ist erfüllt von der Vision des Reiches Gottes. Reich Gottes ist der Zustand der Ganzheit, der Lebensfülle und der Glückseligkeit. Das ist sein Traum, dass das Reich Gottes jetzt in diesem Leben erfahrbare Wirklichkeit für uns werden kann, nicht irgendwann in ferner Zukunft oder nach unserem Sterben. Er möchte, dass das Reich Gottes hier und jetzt zu werden und zu wachsen beginnt, weil es die Erfüllung der größten Sehnsüchte des Menschen bedeutet.

Jesus lehrt die Maßstäbe Gottes, indem er sie mit Worten verkündet, in seiner Rede auf dem Berg z.B. und sie in seinem Umgang mit den Menschen und der ganzen Schöpfung und in all seinen Handlungen vorlebt. Das Lernen dieser Maßstäbe ist die Voraussetzung, dass in einem Menschen das Reich Gottes anbrechen kann. Reich Gottes ist nicht Lohn und Abgeltung für ein Leben, das Gott gefällt, sondern die Folge, die Konsequenz, wenn Menschen die Maßstäbe Gottes lernen und leben. Und deshalb ist es so wichtig, dass wir zügig die Maßstäbe Gottes umsetzen lernen und am besten heute damit beginnen. Es geht nicht darum, Gott, sondern uns selber einen Gefallen zu tun. Unser irdisches und ewiges Glück und Heil hängen nämlich davon ab.

In diesem Evangelium, das ein Ausschnitt seiner Rede auf dem Berg ist, sagt uns Jesus, mit schönen Reden vom Reich Gottes, mit Schwärmerei und äußerem, oberflächlichem Enthusiasmus ist es nicht abgetan. Das bewirkt und ändert nämlich nichts und bringt unsere Weiterentwicklung nicht voran. Auf das Lernen und die praktische tägliche Umsetzung des Reiches Gottes kommt es an.

Schöne Worte, große Reden und seitenweise Abhandlungen über den Frieden z. B. oder das Wort Frieden auf Fahnen heften oder Friedensmärsche und Friedensdemos nützen nichts, solange der Frieden nicht in den Herzen beginnt und der letzte Funke Angst, Misstrauen und Hass verschwindet, solange noch Feindbilder bestehen, die Waffen noch nicht niedergelegt sind und die Hände noch nicht zur Vergebung und Versöhnung gereicht werden. Erst wenn der Friede das Innere eines Menschen, das Menschenherz bestimmt, steht das Haus des Friedens auf Fels. Solange Friede ein leeres Wort bleibt und nicht gelebt und geschenkt wird, steht das Haus des Friedens auf Sand.

Ein Mensch, der ernsthaft beginnt, Gottes Maßstäbe zu lernen und zu leben, baut sein Lebenshaus auf feste Fundamente. Es mag jemand hunderttausendmal beten „Dein Reich komme”; solange er das Lernen und Leben von Gottes Maßstäben aber hinausschiebt und verzögert, stellt er sein Lebenshaus auf brüchige, wackelige Grundlagen.

Jesus ist ein wunderbarer Pädagoge. Er droht seinen Schülern nicht, macht ihnen nicht Angst, setzt sie nicht unter Druck und straft sie nicht, weil er weiß, dass dies dem Lernenden nicht förderlich ist, sondern ihn lähmt und behindert. Drohworte wie „Weg von mir” oder „Wehe euch” kommen im Vokabular des Reiches Gottes nicht vor. Sie stammen also nicht aus Jesu Mund, sondern werden ihm in den Mund gelegt. Jesus geht geduldig, sanft und schonungsvoll mit uns auf unserem Lernweg geduldig.

Danke, Jesus, dass du uns so viel Freude schenkst beim Lernen der Maßstäbe Gottes. Jesus, wir loben und preisen dich.