Eingeladen zum Fest ohne Ende

Matthäusevangelium 22, 1-14

Kommentar

„Wir haben Jesus zu uns eingeladen und im Zusammenhang mit diesem Evangelium ein paar Fragen an ihn gerichtet.” Wir legen diese Worte Jesus in den Mund, so wie es auch die Verfasser der Evangelien an verschiedenen Stellen getan haben. Wir glauben, dass unsere Worte im Sinne Jesu sind.

Jesus, du hast das Reich Gottes mit einem Hochzeitsfest verglichen. Wieso hast du dieses Bild gewählt?

In meiner Heimat Israel-Palästina war die Hochzeit ein berührendes und unvergessliches Fest, das mehrere Tage bis zu einer Woche gedauert hat. Alles war auf den Beinen vom Kind bis zum Greis. Da wurden die besten Speisen und Getränke aufgetischt. Die Leute haben gegessen, getrunken, sich miteinander unterhalten, musiziert, gesungen, gelacht und getanzt. Es war eine fröhliche, ausgelassene, feierliche Stimmung. Wenn wir damals von einem wunderschönen Fest gesprochen haben, haben wir sofort an Hochzeit gedacht. Das Reich Gottes ist zu vergleichen mit einer Hochzeitsfeier ohne Ende, noch tausendmal schöner als die schönste Hochzeit auf Erden, unbeschreiblich schön.

Jesus, stimmt es, dass du dem Volk Israel, dem du selber angehört hast, und vor allem den religiösen Führern in deinem Heimatland den Ausschluss aus dem Reich Gottes angekündigt und angedroht hast?

Nein, nie habe ich jemandem gedroht. Meine Gleichniserzählungen werden in den Evangelien nicht im Original, sondern verändert und umgedeutet wiedergegeben. Sie erwecken mitunter den Eindruck, ich hätte Drohungen an die Menschen in meinem Volk gerichtet. Ich habe weder mit Worten noch mit meinem Verhalten noch mit meinem Tun irgendjemanden angegriffen oder verletzt. Meine Worte und Begegnungen sind aufbauend, wertschätzend, sanft, heilend, lebensbejahend und kommen aus meinem warmen, weichen und einfühlsamen Herz. Ich mache keinen Unterschied unter den Menschen. Auf die Schriftgelehrten und Pharisäer bin ich mit der gleichen Achtung, Güte und Freundlichkeit zugegangen wie auf alle anderen. In Gleichnisgeschichten habe ich ihnen meinen Abba-Gott und seine Einladung in sein Reich verkündet in gleicher Weise wie anderen.

Jesus, du hast erlebt, dass sich viele deiner Landsleute, insbesondere die religiöse Führung des Volkes, von dir abgewendet haben und dein Reden vom Reich Gottes nicht hören wollten. Worauf führst du das zurück?

Menschen zu überzeugen ist nie einfach und leicht. Menschen von etwas Neuem zu überzeugen ist noch schwieriger. Menschen ändern nicht so schnell ihre Meinung, ihren Glauben und ihre Lebensgewohnheiten. Ich habe von Anfang an gewusst, dass ich mit meiner Abba-Gott-Verkündigung auf viele taube Ohren und auf Widerspruch stoßen werde, auch auf Ablehnung. Das habe ich in Kauf genommen. Ich weiß, dass für die Menschen „Reich Gottes” zunächst ein leerer Begriff ist, mit dem sie nichts anfangen können. Wer die Freude an Gott noch nicht gespürt hat, dem ist sie schwer zu vermitteln, genauso schwer, wie jemandem die Schönheit eines Sonnenaufgangs auf einem hohen Berg erfahrbar zu machen, der dies noch nicht erlebt hat. Aber ich bin guter Dinge, dass jeder Mensch das Reich Gottes sucht, weil die Sehnsucht in seinem Herzen ihn dazu anleitet. Reich Gottes ist ja nur ein anderes Wort für Lebensfülle, für Ganzheit, für vollendete Zufriedenheit und Glückseligkeit. Das suchen doch alle. Und alle kommen mit Sicherheit an den Punkt, wo sie merken, dass sie das in dieser Welt nicht finden.

Jesus, kannst du uns noch ein paar Worte zur Erläuterung dieses Evangeliums sagen?

Gerne. Mein Abba-Gott ist ein einladender Gott. Ich betone einladend, nicht bedrängend, nicht zwingend, sondern geduldig wartend auf das Kommen der Eingeladenen. Seine Einladung ergeht ausnahmslos an alle seine Geschöpfe. Die Tür zu seinem Festsaal ist offen, weit offen für alle. Niemand wird von meinem Abba-Gott ausgeschlossen. Mit allen wird er das Fest des Lebens feiern. Das ist sein Ziel. Das ist die Vollendung. Wer jetzt schon kommt, darf die unbeschreibliche Freude mit ihm schon jetzt genießen.

Jesus, danke für das Gespräch!