Der Messias, der leidet

Markusevangelium 8, 27-38 und 9, 1

Jesus, die Verfasser des Matthäus- und Markusevangeliums berichten, du hättest Petrus angefahren und ihn gescholten, wie es in wörtlicher Übersetzung heißt, und ihn Satan genannt, weil er dich von deinem Weg abbringen wollte.

Jesus:

So geben es die Verfasser wieder. Nie aber habe ich jemanden in rauem Ton zurechtgewiesen, nie habe ich zu jemandem kränkende, beleidigende und herabsetzende Worte gesagt und auch nie habe ich jemanden böse oder einen Bösen genannt. Das war nicht mein Umgang mit Menschen. Wahr ist, dass ich dem Petrus und allen meinen Schülern bei verschiedener Gelegenheit erklärt habe, ich würde meinen Weg der Gottesverkündigung konsequent zu Ende gehen, und dieser Weg würde mich in einen tödlichen Konflikt mit der religiösen Führung unserer jüdischen Religion bringen. Das war ja schon lange absehbar. Aber meine Schüler haben mich da noch nicht verstanden. Dass ich leiden und sterben werde, das passte ganz und gar nicht in ihr Messiasbild. Wie so viele andere damals in Israel hatten auch sie die Vorstellung, der Messias werde ein Starker und Mächtiger sein nach dem Muster eines irdischen Herrschers, der niemals scheitert und untergeht. Diese Überzeugung war tief in ihnen verankert. Als ich mit ihnen offen darüber redete, welches Ende mir in Jerusalem bevorstehen wird, hat mich Petrus wohlmeinend und freundschaftlich davor bewahren wollen.

Jesus, erklärst du auch uns deinen Weg der Gottesverkündigung, den du in Wort und Tat gegangen bist, der dich schließlich ans Kreuz gebracht hat.

Jesus:

Durch meine Einheitserfahrung mit dem dreieinen Gott habe ich zur Überzeugung gefunden, dass die Welt nur auf dem Weg Gottes aus ihrem Elend und Leid, aus ihrem Unheil und Verderben herausgelöst und zu ihrer Ganzheit und Vollendung geführt werden kann.
Der dreieine Gott ist unendliche Güte, Menschenfreundlichkeit, Herzenswärme, Geduld, Friede, Gnade, Sanftmut, Zärtlichkeit, reine Liebe. Aus ihm strömt kein Funke Strenge und Härte, keine Drohung und keine Strafe, kein Hass und keine Vergeltung und kein Quäntchen Gewalt.
Meine Lebensaufgabe fand ich darin, durch mein Wirken den dreieinen Gott in dieser Welt abzubilden, sein Wesen aufleuchten zu lassen, den Weg offenbar zu machen, den er mit der Welt geht. Diesen Weg ging ich mit letzter Konsequenz bis zum Äußersten.
Der dreieine Gott ist konträr zu dem strengen Gesetzesgott, den die jüdischen Schriftgelehrten verkündet haben, der zahlreiche Gebote und Verbote erlässt, ihre Einhaltung überwacht und Strafen und Sanktionen verhängt, wenn sie von Menschen missachtet und nicht befolgt werden.
Dieser Gegensatz führte unweigerlich zu Konflikten. Ich wurde zum Gegner und Feind erklärt, bespitzelt, verfolgt, der Gotteslästerung beschuldigt und schließlich beim römischen Statthalter als Volksaufhetzer gegen den römischen Kaiser angeklagt und zum Tod am Kreuz verurteilt.
Ich habe das Leiden nicht gesucht um des Leidens willen und ich habe das Kreuz nicht gesucht um des Kreuzes willen. Mein Leiden und Sterben am Kreuz waren auch nicht Sühneleiden für die Sünden der Welt. Der dreieine Gott verlangt weder Opfer noch Genugtuung. Kreuzweg und Hinrichtung am Kreuz wurden über mich verhängt im Letzten als Folge der Verkündigung des dreieinen Gottes in Wort und Tat, der sich in unendlich positiver Weise seiner Welt zuwendet.
Wie die Welt zu ihrer Erlösung kommt, dafür habe ich euch Beispiel gegeben, damit ihr von mir lernt und auch so tut, wie ich getan habe.

Danke, Jesus. Wir loben und preisen dich.