Der römische Centurio und sein Sohn

Matthäusevangelium 8, 5-13

Der römische Centurio und sein Diener. Nein! Der römische Centurio und sein Sohn. Der Begriff, der aus dem Griechischen mit "Diener" übersetzt wird, heißt in wortgetreuer Übersetzung "Junge", "Bursche", "Sohn". "Centurio" war die Bezeichnung für einen Offizier des Römischen Reiches, der eine Centuria (= Hundertschaft) einer römischen Legion befehligte.

Die Frage ist, was macht den Burschen "gelähmt", was lässt ihn nicht leben, was nimmt ihm die Freiheit? Ist es der Centurio, der auf seinen Sohn einerseits Befehlsgewalt ausübt, wie er es von seinem Beruf gewohnt ist, ist es andererseits die übertriebene Fürsorge des Vaters, die zwischen den Zeilen durchklingt und seinen Sohn erdrückt?

Wer braucht Heilung? Der Centurio oder sein Sohn? Beide! Wer wird geheilt in der Begegnung mit Jesus? Direkt der Centurio, indirekt sein Sohn. Wenn der Vater geheilt wird von seiner Befehlsgewalt und übertriebenen Fürsorge um seinen Sohn, kann auch der Sohn geheilt werden von seiner "Gelähmtheit".

Wie wird der Centurio geheilt? Er macht die Erfahrung, dass seine Befehlsgewalt und übertriebene Fürsorge bei der "Krankheit" seines Sohnes an Grenzen kommt und wirkungslos bleibt. Er wendet sich an eine höhere Macht, die Macht Gottes, die Macht der Liebe, die einzige Macht, die nicht herrscht (beherrscht), sondern freigibt und befreit. Und unter die Macht Gottes, die ihm in und durch Jesus begegnet, stellt er sich jetzt voll Vertrauen. Das ist sein vorbildhafter Glaube, den Jesus so hervorhebt.

So kann man dieser Evangelienstelle die Überschrift geben: Die Heilung des Centurio von Kafarnaum und seines Sohnes.

Wir können daraus lernen, uns keiner irdischen Macht, sondern einzig und allein der Macht Gottes, der Macht der Liebe, zu unterstellen, sie befreit uns zu unserem wahren Selbst und zum wahren Leben.

Es gibt ein Lied, dessen Titel und Text hier passt: Ich bete an die Macht der Liebe.

Ich bete an die Macht der Liebe,
die sich in Jesu offenbart.
Ich geb mich hin dem freien Triebe,
wodurch ich Wurm geliebet ward.
Ich will, anstatt an mich zu denken,
ins Meer der Liebe mich versenken.

Für dich sei ganz mein Herz und Leben,
mein süßer Gott, und all mein Gut!
Für dich hast du mir's nur gegeben; in dir es nur und selig ruht. Hersteller meines schweren Falles,
für dich sei ewig Herz und alles!

Ich liebt und lebte recht im Zwange,
wie ich mir lebte ohne dich;
ich wollte dich nicht, ach so lange,
doch liebest du und suchtest mich,
mich böses Kind aus bösem Samen,
im hohen, holden Jesusnamen.

Des Vaterherzens tiefste Triebe
in diesem Namen öffnen sich;
ein Brunn der Freude, Fried und Liebe
quillt nun so nah, so mildiglich.
Mein Gott, wenn's doch der Sünder wüsste!
Sein Herz alsbald dich lieben müsste.

Wie bist du mir so zart gewogen,
wie verlangt dein Herz nach mir!
Durch Liebe sanft und tief gezogen,
neigt sich mein Alles auch zu dir.
Du traute Liebe, gutes Wesen,
Du hast mich und ich dich erlesen.

Ich fühl's, du bist's, dich muss ich haben,
ich fühl's, ich muss für dich nur sein;
nicht im Geschöpf, nicht in den Gaben,
mein Ruhplatz ist in dir allein.
Hier ist die Ruh, hier ist Vergnügen;
drum folg ich deinen sel'gen Zügen.

Ehr sei dem hohen Jesusnamen,
in dem der Liebe Quell entspringt,
von dem hier alle Bächlein kamen,
aus dem der Sel'gen Schar dort trinkt.
Wie beugen sie sich ohne Ende!
Wie falten sie die frohen Hände!

O Jesu, dass dein Name bliebe,
im Grunde tief gedrücket ein!
Möcht deine süße Jesusliebe
in Herz und Sinn gepräget sein!
Im Wort, im Werk, in allem Wesen
sei Jesus und sonst nichts zu lesen.