Beten ändert Gott nicht - es ändert den Beter

Lukasevangelium 18, 1–8

Kommentar

Jesus redet von Gott. Er zeigt mit seinem Leben, mit seinen Worten und Taten, das Wesen Gottes, wie Gott ist beziehungsweise wie Gott nicht ist. Seine Worte sind nicht lange abstrakte, theoretische Erörterungen und Abhandlungen über Gott, sondern er erzählt Geschichten, Gleichnisgeschichten, aus dem alltäglichen Leben der Menschen, knüpft an allseits bekannte Begebenheiten und Ereignisse an und drückt sich in Bildreden und Metaphern aus.

Der Richter in der Gleichnisgeschichte dieses Evangeliums verhilft der Witwe schlussendlich zu ihrem Recht, nicht weil er ein weiches, warmes, einfühlsames Herz hat, das sich berühren lässt von ihren Sorgen und Nöten, sondern um sich diese Nervensäge aus seiner Sicht vom Hals zu schaffen und die ständige Belästigung loszuwerden. Bloß wegen ihrer Beharrlichkeit und Hartnäckigkeit gibt er nach langem Zögern nach.

Das Verhalten der Witwe und das Verhalten des Richters sind typisch menschlich. Wenn es darum geht, Menschen zu bewegen, uns Wünsche und Bitten zu erfüllen und uns zu helfen und auf irgendeine Art zu unterstützen, gibt es noch andere menschliche Verhaltensweisen, z. B. Gegenleistungen versprechen oder schön bitten, weil sich Menschen gerne bitten und beknien lassen, sich einschmeicheln, umgarnen und zu Gefallen reden, schöntun und beweihräuchern, buckeln, kriechen und hofieren, weil das Menschen gern mögen.

Solche menschlichen Verhaltensweisen wurden und werden gerne auf Gott übertragen und schaffen in uns ein Gottesbild, das mit Jesus in keiner Weise übereinstimmt.

Mit der Gleichnisgeschichte von der Witwe und dem Richter macht uns Jesus deutlich, dass Gott anders ist, dass er auf solche Verhaltensweisen der Menschen nichts gibt und sie nicht in Anspruch nimmt. Auch wenn es von Menschen immer wieder so praktiziert wird, Gott lässt sich nicht gerne bitten oder beknien und er ändert seine Gedanken, seine Pläne und Wege nicht, auch nicht, wenn wir den Himmel noch so inständig anflehen und ihn mit Gebeten bestürmen und bedrängen. Denn Gottes Gedanken, seine Pläne und Wege sind vollkommen. Darum braucht er sie nicht zu ändern und wird sie nicht ändern. Auf Grund dessen können wir Gott nicht umstimmen und zum Einlenken bewegen. Denn Gott weiß als einziger, was für uns wirklich gut ist. Wir wissen es nicht, weil wir nicht das Ganze sehen. Wir können auch das Herz Gottes nicht erweichen und gnädig stimmen, nicht weil er unnachsichtig und gnadenlos wäre und ein kaltes, hartes Herz hätte, sondern weil sein Herz von vornherein grenzenlos weich, warm und einfühlsam ist.

In seiner ganzen Botschaft leitet uns Jesus an, ganz fest darauf zu vertrauen, dass Gott voraussetzungslos und bedingungslos in unüberbietbarem Maß gut zu uns ist und uns zur rechten Zeit und in rechter Weise das Rechte gibt. Nicht auf Grund von erbrachten Leistungen und nicht, weil wir gut, brav und anständig sind, ist Gott gut zu uns.

Gott erwartet von uns keine Gegenleistungen. Er braucht auch unsere Gebete nicht, sondern wir brauchen sie, um zu lernen, auf ihn zu vertrauen und uns zuversichtlich in seine Pläne fallen zu lassen. Gebete ändern Gott nicht, sondern den Betenden. Gebet gibt uns Kraft, schenkt uns Gelassenheit und Erleichterung, gibt uns Hoffnung, nimmt uns Angst und macht uns Mut in schönen und in schweren Zeiten.

Danke, Jesus, dass du es möglich machst, dass mein Beten mein Vertrauen auf dich erweckt, stärkt und vermehrt.

Danke, Jesus, dass mir meine Gebete Kraft und Hoffnung geben, Gelassenheit und Erleichterung schenken, mir meine Angst nehmen und mir Mut machen in schönen und schweren Zeiten.

Danke, Jesus, dass ich glauben lernen kann, dass du voraussetzungslos und bedingungslos in unüberbietbarem Maß gut zu mir bist und mir zur rechten Zeit und in rechter Weise das Rechte gibst.

Das Lernen des Reiches Gottes ist einfach wunderbar.